Arbeit auf dem Bauernhof macht mehr Spaß als die Mathestunde in der Schule

Grundschulprojekt des Hofs Belke in Milstenau


  • Attendorn, 15.09.2022
  • Verschiedenes
  • Von Nicole Voss
    Profilfoto Nicole Voss

    Nicole Voss

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Topnews
Wer zu laut ist, verschreckt die Hühner. Streicheln ist erlaubt. von Nicole Voss
Wer zu laut ist, verschreckt die Hühner. Streicheln ist erlaubt. © Nicole Voss

Milstenau. „Wenn man zu laut ist, gehen die Hühner in den Stall“, erklärt Claudia Belke vom Hof Belke, während die Zweitklässler der Attandara-Grundschule am Donnerstag, 15. September, mit den Tieren auf Tuchfühlung gehen. Manche verlieren so nah dran auch die Angst, weiß Claudia Belke aus ihrer langjährigen Erfahrung.


Der Hühnerstall ist sind nicht das einzige, das die Grundschüler ausgiebig inspizieren. Der Gänsestall muss noch ausgemistet werden, die geernteten Kartoffeln werden gewogen und in Papiertaschen á zwei Kilogramm verpackt und in der Küche brutzeln die selbstgemachten Chips im Fett auf dem Herd.

Bauernhofleben in all seinen Facetten, zum Anfassen. Zusammengefasst: Lebensmittel säen, pflegen, ernten, verarbeiten, Tiere versorgen, streicheln und eigene Projekte planen – all das gehört dazu. Dass man dabei auch mal nass werden kann, wissen die Zweitklässler und sind mit Regenkleidung und Gummistiefeln bestens für die „Arbeit“ auf dem Bauernhof ausgestattet.

Kartoffeln wiegen und verpacken gehörte auch zu den Aufgaben. von Nicole Voss
Kartoffeln wiegen und verpacken gehörte auch zu den Aufgaben. © Nicole Voss

Die Schüler der Attandara-Schule sind eine von insgesamt sechs Grundschulen aus dem Attendorner Gebiet, die im wöchentlichen Wechsel dabei sind. Claudia und Wilhelm Belke sind dazu vor einigen Monaten Bildungspartnerschaften mit den Schulen eingegangen.

Die Besuche der zweiten Klassen werden mit regelmäßigen Angeboten für die ganzen Schulen verknüpft. Ziel ist es, dass sich auf Dauer alle Attendorner Kinder mit Ernährung und Konsum sowohl in ihrer Heimat als auch im globalen Kontext auseinandersetzen, ihr eigenes Handeln reflektieren und alternative Möglichkeiten entdecken.

Bildergalerie starten

Viele Inhalte aus den Lehrplänen des zweiten Schuljahres werden innerhalb des „Hofjahres“ aufgegriffen und so Strukturen geschaffen, die für die Schulen keine zusätzliche Belastung bedeuten. Bei jedem Besuch der Zweitklässler ergeben sich die Themen des Tages aus den aktuellen Gegebenheiten oder aus den Ideen und Wünschen der Kinder. Mit von der Partie sind auch immer die „Reporterkinder“, die alles dokumentieren und kleine Berichte erstellen.

Wilhelm Belke erklärt mit einem Zitat von Lord Robert Baden-Powell, Gründer der Pfadfinderbewegung: „Wir nutzen die landwirtschaftliche Arbeit, um mit den Kindern die Welt ein bisschen besser zu machen als wir sie vorgefunden haben.“

Die Reporterkinder sind konzentriert bei der Sache und dokumentieren alles mit Fotos. von Nicole Voss
Die Reporterkinder sind konzentriert bei der Sache und dokumentieren alles mit Fotos. © Nicole Voss

Claudia Belke ist es wichtig, dass neben der ganzheitlichen Förderung die Kinder ihre eigenen Stärken entdecken und sich ausprobieren können. Alle helfen mit und das fördert den Teamgeist. „Je eher sich Kinder damit auseinandersetzen, welche Bedeutung die Natur für uns Menschen hat, woher unser Essen kommt und wie wichtig ein achtsamer Umgang mit Ressourcen ist, desto besser.“

Schulamtsrätin Britta Halbe findet ebenfalls lobende Worte: „So gelingt Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der Schlüssel dazu ist die Eigenaktivität, gepaart mit der hervorragenden Struktur, die vor Ort mit allen Kooperationspartnern geschaffen wurde.“

Und was sagen die Schüler? Mira: „Hier ist es schöner, als in der Schule Mathe zu lernen.“ Larisa: „Mir gefällt es besonders bei den Hühnern und den Pferden.“ Philipp: „Mir gefällt es gut hier. Ich könnte mir vorstellen, Landwirt zu werden.“ Fazit: Bei den positiven Stimmen, dem durchdachten Hintergrund und der tollen Umsetzung kommt das Bauernhof-Projekt wohl gerade zur richtigen Zeit.

Finanzielle Förderung

Durch Finanzierung der Deutschen Postcode Lotterie, der Stadt Attendorn und der Stiftung „Umwelt und Entwicklung NRW“ sind die Kosten gedeckt.

Artikel teilen: