Attendorner radelt in sechs Tagen von Flensburg nach Oberstdorf

Wolfgang Rohe ist 1.023 Kilometer unterwegs


  • Attendorn, 31.05.2023
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  • Von Helmut Holz
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Der Attendorner Wolfgang Rohe fuhr quer durch Deutschland. von privat
Der Attendorner Wolfgang Rohe fuhr quer durch Deutschland. © privat

Attendorn. „Ich glaub ́, Du spinnst!“ oder „Das ist doch nicht zu schaffen!“ So lauteten zwei der Kommentare, als Wolfgang Rohe am Tag seines 63. Geburtstages sein sportliches Ziel für das Jahr 2023 verkündete. „Ich werde Deutschland mit dem Fahrrad von Flensburg bis Oberstdorf in sechs Tagen durchqueren!“ - mit diesem Plan hat der seit Jahren in Attendorn wohnende Triathlet und Ironman-Athlet seine Freunde und die Geburtstagsgäste vom TRI-TIME des TV Attendorn überrascht.


Doch die ungläubigen Kommentare brachten den von Rohe zu diesem Zeitpunkt schon genau ausgearbeiteten Plan nicht ins Wanken. 1.023 Kilometer und 6.510 Höhenmeter waren die nackten Zahlen der geplanten Tour. Diese machten deutlich, welch hohe Hürden sich Wolfgang Rohe selbst aufgebaut hatte.

„Ich hatte noch zu viel“

Für den Bedarf dieser Reise hatte er fast schon spartanisch vorgesorgt: Eine kleine Tasche am Lenker, eine noch kleinere am Sattel und ein kleiner Rucksack - das war alles, was er an Gepäck eingeplant hatte. „Und ich hatte noch zu viel“, zog er nach den sechs Tagen ein überraschendes Fazit.

Der Hauptbahnhof von Flensburg war der Startpunkt, den Wolfgang Rohe und sein Fahrrad, ein Rose Gravel-Bike, mit der Bahn erreichten. Nach der ersten Nacht in Flensburg war am Montag ab 3.23 Uhr der Sattel sein zweites Zuhause.

Die erste Etappe, die Lüneburg zum Ziel hatte, wies für einen normalen Radfahrer eine unglaubliche Distanz auf: 228 Kilometer bei 870 Höhenmetern. Als Durchschnittsgeschwindigkeit wies der Bordcomputer 18,8 Stundenkilometer aus, die maximale Geschwindigkeit betrug 40,6 Stundenkilometer.

Der Bordcomputer mit beeindruckenden Zahlen einer Tagesetappe. von privat
Der Bordcomputer mit beeindruckenden Zahlen einer Tagesetappe. © privat

Kurz nach drei Uhr in der Frühe klingelte der Wecker vor der zweiten Etappe, die über 227 Kilometer von Lüneburg nach Göttingen führte und für die Wolfgang Rohe schon um 3.49 Uhr wieder im Sattel saß. 1.140 Höhenmeter galt es zu bewältigen, die größte Steigung (zehn Prozent) wartete kurz vor dem Etappenziel nach 193 Kilometern auf ihn. „Feierabend“ war in Göttingen erst um 18.56 Uhr.

Auch eine „Rüttelstrecke“ machte Rohe zu schaffen, die ihn für zwei Stunden aus dem Sattel zwang und zu Fuß gehen ließ. von privat
Auch eine „Rüttelstrecke“ machte Rohe zu schaffen, die ihn für zwei Stunden aus dem Sattel zwang und zu Fuß gehen ließ. © privat

Richtig bergig wurde es auf der dritten Etappe, die über 205 Kilometer und 2.060 Höhenmeter von Göttingen nach Schweinfurt führte. Neben den Steigungen machte ihm unter anderem auch eine „Rüttelstrecke“ zu schaffen, die ihn für zwei Stunden aus dem Sattel zwang und zu Fuß gehen ließ.

Erholung holte sich Wolfgang, als er „mal eben“ zwei Kilometer im Freibad Obersuhl schwamm und meinte: „Ein bisschen Spaß muss sein“. Der „Spaß“ dieser Etappe endete erst um 20.41 Uhr mit der Ankunft in Schweinfurt.

Der Main begleitete ihn über mehr als 50 Kilometer, ehe er nach mehreren Anstiegen Rothenburg ob der Tauber erreichte. von privat
Der Main begleitete ihn über mehr als 50 Kilometer, ehe er nach mehreren Anstiegen Rothenburg ob der Tauber erreichte. © privat

Nach knapp zwei Stunden längerer Schlafpause ging die Reise am nächsten Morgen um 5.16 Uhr weiter. Der Main begleitete ihn über mehr als 50 Kilometer, ehe er nach mehreren Anstiegen Rothenburg ob der Tauber erreichte. Bei Ellwangen musste er noch einen harten Berg bezwingen. Trotz einiger Hindernisse erreichte er um 19.07 Uhr das Ziel in Aalen.

Am nächsten Morgen um 4.53 Uhr saß er wieder im Sattel, um die vorletzte Etappe von Aalen nach Kempten unter die Räder zu nehmen. Mit 148 Kilometern bei 970 Höhenmetern schien die Strecke leichter. Doch jetzt spielte „Petrus“ nicht mehr mit. Regen und Wind machten die Fahrt zu einem Horrortrip.

Wind als Hindernis

45 Kilometer und nur noch 220 Höhenmeter am Iller-Radweg entlang– das hatte die letzte Etappe bei der Planung eigentlich zu einer Spazierfahrt gemacht. Doch jetzt zeigte sich der Wind als ernstzunehmendes Hindernis. Wolfgang Rohe hatte die unglaubliche Reise quer durch Deutschland von Nord nach Süd schließlich geschafft, als er am Samstag um 12.26 Uhr sein Bike an das Ortseingangsschild von Oberstdorf lehnte.

Wolfgang Rohe am Ziel in Oberstdorf. von privat
Wolfgang Rohe am Ziel in Oberstdorf. © privat

Nachdem er noch am Samstag in Oberstdorf einen Zug in die Heimat erreicht hatte, war er am gleichen Tag um Punkt 24 Uhr zurück in Attendorn. Nach seiner Rückkehr bedankte er sich bei seinen „Followern“, die seine Tour per Internet begleitet hatten:

„Vielen Dank für die Begleitung, Unterstützung und Zusprache, die mir als Motivation für die Tour von Nord nach Süd wichtig war. Ich bin sehr zufrieden mit der Tour. Einiges ist so gekommen, wie ich es gedacht hatte, anderes nicht. Bis auf mein bestes Rücklicht gibt es keine Verluste!“

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