Mit Schirm, Charme und Akkordeon: Ein Repetaler wird wieder fidel

Georg Struck erhielt LAA-Occluder


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Dr. Fareed Haddad, Margarethe Struck, Georg Struck und Dr. Oksana Prajzel (v.l.). In der Hand zeigt Georg Struck sein „Schirmchen“. von Helios Klinik Attendorn
Dr. Fareed Haddad, Margarethe Struck, Georg Struck und Dr. Oksana Prajzel (v.l.). In der Hand zeigt Georg Struck sein „Schirmchen“. © Helios Klinik Attendorn

Attendorn/Niederhelden. Viele ältere Menschen mit Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) sind auf Blutverdünner angewiesen, um ihr Schlaganfallrisiko zu minimieren. Doch was tun, wenn medizinische Gründe dagegensprechen? Eine Alternative ist der Einsatz eines Vorhofohrverschlusssystems.


Wenn man mit Georg Struck zusammensitzt und der 86-Jährige aus seinem Leben berichtet, kommt nicht eine Sekunde Langeweile auf. Packend, charmant und mit Augenzwinkern berichtet der Niederheldener von seinen vielen Auftritten im Karneval im Sauerland, wo er zusammen mit seinen „Fidelen Repetalern“ die Säle zum Kochen brachte.

15 Stunden Arbeit an jedem Tag

Wie er in Köln einmal mit Willy Millowitsch gemeinsam auf der Bühne stand und beim Rosenmontagszug am Dom musikalisch für Stimmung sorgte. Er erzählt von seiner Werkstatt, in der er aus Holz Figuren bastelt, und von seinen Auftrittsplänen. Georg Struck ist noch immer ein gefragter Mann und führt ein erfülltes Seniorenleben. Aber im nächsten Moment ist dann auch immer wieder von viel Stress und Arbeit die Rede.

Mit 38 Jahren ereilt den Besitzer des Landhotels Struck in Niederhelden der erste Herzinfarkt, mit 51 folgt der zweite. „Das war erst nur eine kleine Gaststätte mit Landwirtschaft, die meine Frau Margarethe und ich nach und nach zu einem Hotel umgebaut haben. 15 Stunden und länger Arbeit, und das jeden Tag in der Woche, das war ganz normal“, sagt Struck. „Schließlich ging es für uns immer nur bergauf.“

Blutverdünner muss abgesetzt werden

2014 scheiden beide Eheleute aus dem Betrieb aus. Das Herz spielt noch lange Zeit mit, bis es sich im vergangenen Jahr mit Vehemenz in Erinnerung bringt: Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Schmerzen. Georg Struck wird in der Helios Klinik Attendorn ein Stent gesetzt. Kurze Zeit später treten weitere gesundheitliche Probleme auf.

Ganz oben auf der Agenda steht eine medizinisch dringende Harnröhrenerweiterung, denn der Rentner hat ständig Blut im Urin - eine unerwünschte Nebenwirkung des Blutverdünners, mit dem er dem Risiko eines Schlaganfalls begegnet. Voraussetzung für diesen Eingriff ist jedoch, dass der Blutverdünner abgesetzt wird.

Herz oder Harnröhre?

„Herz oder Harnröhre? Herr Struck stand vor einem Dilemma“, sagt Dr. Fareed Haddad, Leitender Oberarzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin. „Als Alternative zur medikamentösen Therapie können wir das linke Vorhofohr, die Hauptquelle für Blutgerinnsel im Herzen, sicher und einfach minimalinvasiv mit einem kleinen Schirmchen verschließen.

Bei diesem nur wenige Zentimeter großen, regenschirmartigen Gerät handelt es sich um einen so Vorhofohrverschluss oder auch LAA-Occluder“, so Dr. Haddad. Er verschließt das linke Vorhofohr am Herzen, sodass sich keine Gerinnsel mehr darin bilden können. Dies reduziert das Schlaganfallrisiko ähnlich effektiv wie die Einnahme von Blutverdünnern, jedoch ohne ungewollte Nebenwirkungen wie Blutungen.

Ein Schirm fürs Herz

Der Einsatz eines LAA-Occluders geschieht mittels eines minimalinvasiven Eingriffes. Er wird mithilfe eines Herzkathetersystems durch die Leistengegend in das Herz eingeführt. Der Eingriff wird meist unter Vollnarkose oder leichter Sedierung durchgeführt und dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Dr. Fareed Haddad verfügt als einer der wenigen Mediziner im Kreis Olpe über eine Zertifizierung, die ihn zu diesem Eingriff berechtigt.

Bei Georg Struck konnte denn die Harnröhrenerweiterung dank des „Schirmchens“ endlich erfolgen. Blut im Urin ist für ihn kein Thema mehr. Der frühere „Fidele Repetaler“ freut sich auf das neue Jahr und kann nach langer Zeit wieder über sich selbst sagen: „Endlich bin ich schmerzfrei!“.

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