Prozessbeginn: Vater-Sohn-Gespann wegen Überfalls in Attendorn angeklagt
Täter bedrohten und verletzten Opfer drei Stunden
- Attendorn, 20.02.2025
- Blaulicht , Verschiedenes
- Von Jana Becker

Siegen/Attendorn. Am Landgericht in Siegen hat am Donnerstag, 20. Februar, der Prozess gegen zwei Angeklagte aus Attendorn begonnen. Das Vater-Sohn-Gespann hatte am 24. August vergangenen Jahres einen 66-jährigen Attendorner überfallen. Ihnen wird gemeinschaftliche Erpressung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Die Initative zur Tat ging von Hassan B (Name geändert) aus. Der 36-Jährige schätzte den Geschädigten als wohlhabend ein und plante deshalb den Überfall. Sein Sohn Reza, der zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt war, war ihm dabei behilflich.
Den beiden Tätern wird nun gemeinschaftliche Erpressung sowie gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Beide konnten am 25. August festgenommen werden. Hassan B. sitzt seitdem in der JVA Attendorn in Untersuchungshaft, während sein Sohn am selben Tag entlassen wurde, da er zum Tatzeitpunkt noch minderjährig war.

Staatsanwältin Teresa Steiger verlas die Anklage und schilderte den genaue Tathergang. Demzufolge klingelten Vater und Sohn am 25. August 2024 an der Tür des Geschädigten in der Soester Straße in Attendorn. Der Mann lebt dort allein und öffnete die Tür zunächst nur einen Spalt breit. Er wurde durch einen Tritt in die Genitalien von Hassan B. zurückgedrängt, sodass Vater und Sohn das Haus betreten konnten.
Der Vater griff daraufhin eine Weinflasche, die im Flur stand und drängte den Geschädigten mit Hilfe von Schlagbewegungen bis ins Wohnzimmer. Dort wurde das Opfer an einen Stuhl gefesselt. Der ältere Eindringling bewaffnete sich dann mit Messern aus der Küche und drohte dem Geschädigten mit dem Tod und Misshandlung, sollte dieser nicht eine Million Euro zahlen und das Versteck des Haustresors verraten.
Da beide Täter der deutschen Sprache nicht mächtig sind, kommunizierten sie mit dem Opfer über eine Übersetzungs-App am Handy. Während der Vater redete, bediente sein Sohn das Smartphone.

Nach einem Befreiungsversuch des Opfers fesselte und knebelte der ältere Eindringling ihn erneut, trat ihm in die Rippen, schlug ihm mit der Faust ins Gesicht und kniete sich auf den Hals des älteren Mannes, sodass dieser keine Luft mehr bekam. Er stach außerdem mehrmals mit dem Messer zu, ohne dabei aber Verletzungen zu verursachen.


Mangels finanzieller Mittel konnte der Überfallene den Forderungen nicht nachkommen, bot den Tätern aber an, 2.000 Euro auszuhändigen. Die Angeklagten gingen darauf nicht ein, brachten den Geschädigten in den Keller, wo sie ihn wieder fesselten und aufforderten, jemanden anzurufen, der ihnen Geld besorgen sollte. Der 66-Jährige rief daraufhin seine Nachbarn an. Die setzten um 19.28 Uhr einen Notruf ab, woraufhin die Polizei wenig später vor Ort war.

Der Geschädigte erlitt durch den Überfall multiple Verletzungen, darunter einen Riss an der linken Ohrmuschel, Nasenbluten, Rippenprellungen und Hautabschürfungen, die im Attendorner Krankenhaus behandelt werden mussten.

Im Rahmen der Ermittlungen wurden die beiden Handys der Täter beschlagnahmt. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen sollen die Protokolle der Übersetzungs-App, die die Täter zur Verständigung nutzten, ausgewertet werden.
Vetreten werden der angeklagte Vater von dem Olper Strafverteidiger Marcel Tomaczek und sein Sohn von dem Attendorner Anwalt Christoph Hillecke. Außerdem war ein Dolmetscher vor Ort, der für die beiden Angeklagten übersetzte. Die Vorsitzende Richterin ist Sabine Metz-Horst. Es sind fünf Folgetermine angesetzt. Am nächsten Verhandlungstag am Mittwoch, 5. März, wird der Geschädigte selbst anwesend sein.
