Marode Straßen und Bürokratie-Chaos bei Schwertransporten bereiten Sorgen

IHK: Energiewende bleibt „auf der Strecke!“


Hinter einem solchen Schwertransport stecken viele bürokratische Hürden. von Jan Kampschulte
Hinter einem solchen Schwertransport stecken viele bürokratische Hürden. © Jan Kampschulte

Siegen/Olpe. Mindestens 1.000 neue Windenergieanlagen sollen nach dem Willen der nordrhein-westfälischen Landesregierung bis 2027 neu errichtet werden. Ein ambitioniertes Ziel, dessen Erreichen jedoch durch Missstände in einem Bereich gefährdet wird, über den in politischen Kreisen gemeinhin nicht viel gesprochen wird: die Schwertransporte.


„Kaum jemand weiß, dass rund 80 genehmigungspflichtige Schwertransporte für eine einzelne Windenergieanlage erforderlich sind“, erläutert Klaus Gräbener von der IHK Siegen. Für die Disponenten sei jeder einzelne Transport mit zahlreichen Widrigkeiten verbunden.

Die Region Südwestfalen bietet laut IHK für den Ausbau klimafreundlicher Energien durchaus Potenzial. Das betreffe unter anderem Windenergieanlagen und den Aufbau einer Wasserstoffindustrie, für die Pipelines und Druckbehälter benötigt werden.

Der heimische Wirtschaftsraum zähle viele Unternehmen, die hierfür ihre Kompetenzen einbringen können. Für den Transport der Produkte indes seien Schwertransporte und damit ein leistungsfähiges Straßennetz unentbehrlich. Genau hier lägen die Probleme.

„Wir wissen inzwischen kaum noch, wie wir die großen und schweren Teile überhaupt aus der Region bekommen sollen. Nach dem Komplettausfall der A 45 ist die A4 Richtung Köln unsere Nabelschnur. Sie hängt am seidenen Faden, seitdem eine Brücke bei Untereschbach vor wenigen Tagen für Transporte über 78 Tonnen gesperrt werden musste. Marode Brücken und Straßen sperren uns in der Region geradezu ein“, beschreibt Fabian Jung von der Spedition Bender GmbH die katastrophale Situation.

16 Millionen Blatt Papier für den Transport von Windanlagen

Hinzu kommt, dass die Transporte für die Speditionen zeitlich und finanziell kaum noch kalkulierbar sind. Nach jahrelanger Diskussion wurde zuletzt eine neue Gebührenordnung eingeführt, mit der die Antragsbearbeitungsgebühren bundesweit einheitlich berechnet werden sollen.

„Das Ergebnis ist, dass sich die Transportkosten vervielfacht haben und sich die Gebührenhöhe durch frei bestimmbare Kostenparameter dennoch von Kommune zu Kommune unterscheidet“, kritisiert Jörg Reichmann, Vorstand der Spedition STL Logistik AG.

Bislang sei es mit beinahe jeder neuen gesetzliche Regelung zu einer „Verschlimmbesserung“ der Situation gekommen. Die Auflagendichte nehme kontinuierlich zu, jeder Bescheid bestehe aus einem rund 200 Seiten dicken Buch. „Alleine die Genehmigung nur der Transporte für 1.000 neue Windräder bedeutet Genehmigungsbescheide mit 16 Millionen Blatt Papier, einfache Ausfertigung, selbstverständlich ausgedruckt!“

„Brutaler“ Bürokratieabbau gewünscht

IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer wünscht sich ein Netz verlässlicher Schwerlastrouten auf dem nachgelagerten Straßennetz nach dem Modell der Route von Wilnsdorf nach Duisburg und Gelsenkirchen, so lange die Autobahnbrücken noch nicht erneuert seien - und zwar länderübergreifend.

Zudem müssten sowohl auf Landes- als auch Bundesebene schnellstmöglich Wege für einen „brutalen“ Bürokratieabbau für Großraum-und Schwertrabsporte ermittelt werden, die dann auch umgesetzt werden.

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