Reinhard Quast erläutert Hintergründe bei IHK-Vollversammlung

Mehr Tempo für die Talbrücke Rahmede


Reinhard Quast ordnete die Entwicklung rund um die Talbrücke Rahmede ein. von IHK Siegen
Reinhard Quast ordnete die Entwicklung rund um die Talbrücke Rahmede ein. © IHK Siegen

Siegen/Kreis Olpe. Seine Worte signalisierten vorsichtige Hoffnung: Vor der neu zusammengesetzten Vollversammlung der IHK Siegen hat der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Reinhard Quast (Otto Quast GmbH und Co. KG), einen Einblick in die Vorbereitungen zum Neubau der gesperrten A 45-Talbrücke Rahmede gegeben.


Wichtiges Ziel sei eine deutlich verkürzte Bauzeit. Auch wenn noch nicht viel zu sehen sei, gehe es voran: „Die Kippsprengung ist noch in diesem Jahr vorgesehen, erfordert aber umfangreiche Erdarbeiten unter der Brücke. Der notwendige Grunderwerb ist weitgehend vorbereitet. Angestrebt wird zudem eine funktionale Ausschreibung, die dem Bieter ermöglicht, an der Ermittlung der besten Lösung mitzuwirken“, so Reinhard Quast.

Überlegungen, die bestehenden Pfeiler für einen neuen Überbau zu nutzen, um so die Bauzeit zu verkürzen, erteilte der Fachmann eine Absage. Die neue Brücke werde schwerer und stabiler. Es werde zudem mit einer Lebensdauer zwischen 60 und 100 Jahren geplant.

Das sei mit den jetzigen Pfeilern nicht zu machen, zumal die neue Brücke aus zwei Baukörpern bestehen werde. Auch die besonders schnelle Baumethode, das sogenannte „Taktschiebeverfahren“, setze neue Brückenpfeiler voraus.

Ersatzneubau ist eine Herausforderung

Der Ersatzneubau im Rahmedetal stelle in jedem Fall eine Herausforderung dar. „Die Bodenbeschaffenheit ist sehr heterogen. In jedem Fall ist eine Hangsicherung erforderlich.“ Die Talbrücke Rahmede habe den Zustand der Brücken bundesweit in den Fokus gerückt, erläuterte Reinhard Quast.

Von den insgesamt rund 28.000 Autobahnbrücken in Deutschland sei die Hälfte zwischen den 60er und 80er Jahren gebaut worden. Etwa 4.000 Brücken, die starke Beschädigungen aufwiesen, müssten in den kommenden zehn Jahren erneuert werden. Hierum kümmere sich eine eigens bei der Autobahn GmbH gebildete „Brücken-Taskforce“.

Die Zeit drängt: Ein halbes Jahr nach der Sperrung der Brücke beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden nach Berechnungen des Institutes der Deutschen Wirtschaft (IW Consult GmbH) auf mindestens 180 Millionen Euro. In dieser Zeit quälten sich 1,8 Mio. Pkw und 770.000 Lkw durch die Straßen Lüdenscheids. Neben der Belastung der Anwohner steigen auch die Kosten, die mit den Umleitungen einhergehen. Alleine die Zeitverluste bei der Lkw-Durchfahrt durch Lüdenscheid belaufen sich in den ersten sechs Monaten nach der Sprengung auf 225.000 verlorene Stunden.

Walter Viegener: „Köpfe zusammenstecken!“

„Der Schaden für die Region wächst mit jedem einzelnen Tag, an dem die Brücke nicht befahren werden kann. Das schwächt schon jetzt die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten südwestfälischen Wirtschaftsraumes, der so völlig unverschuldet in eine kritische Situation geraten ist“, unterstreicht der neue Präsident der IHK Siegen, Walter Viegener.

„Die Erwartung der heimischen Wirtschaft ist deshalb, dass alle am Prozess Beteiligten die Köpfe zusammenstecken und im Interesse des wichtigsten nordrhein-westfälischen Industriestandortes Wege zur maximalen Beschleunigung finden. Jeder gewonnene Monat hilft!“ Das Bundesverkehrsministerium sei hier ebenso gefordert wie die Autobahn GmbH und das Fernstraßenbundesamt.

Gemeinsam mit den IHKs in Arnsberg und Hagen setzt sich die IHK Siegen angesichts der gravierenden Auswirkungen der Brückensperrung für einen Nachteilsausgleich in der Region ein.

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