Dritter Prozesstag: Witwe und Polizisten sagen im Mordprozess aus
72-Jähriger in Finnentrop getötet
- Finnentrop, 17.06.2024
- Blaulicht
- Von Nils Dinkel

Siegen/Finnentrop. Der Prozess gegen einen 18-jährigen Mann aus der Gemeinde Wenden, der beschuldigt wird, am 3. Januar einen 72-jährigen Mann aus Finnentrop ermordet zu haben, geht weiter. Am Montag, 17. Juni, trafen sich die Schöffen unter Vorsitz der Richterin Sabine Metz-Horst zum dritten Prozesstag am Landgericht Siegen, an dem weitere Zeugen geladen waren.

Unter den Zeugen waren die Ehefrau des Getöteten, drei Polizeibeamte sowie der Bruder des Angeklagten. Die Mutter des Angeklagten verweigerte ihre Aussage. Die Vorsitzende Richterin sprach der Witwe des Opfers ihr aufrichtiges Beileid aus.


In ihrer Aussage, die der Angeklagte aus einem Nebenraum verfolgte, beschrieb die 71-Jährige ihren verstorbenen Ehemann als einen hilfsbereiten Mann, insbesondere bei Kfz-Belangen. Sie wies darauf hin, dass er nicht ausländerfeindlich gewesen sei und stets ein gutes Verhältnis zu ihren ausländischen Nachbarn und Freunden gehabt habe. „Das hat er nie im Leben gesagt!“, betonte sie bezüglich der angeblichen rassistischen Beleidigungen.
Die Zeugin schilderte den Morgen des Tattages und den letzten Moment, als sie ihren Mann lebend sah. „Ich bin morgens aufgestanden und er ist noch im Bett geblieben. Er wollte noch einen Kaffee trinken und dann mit dem Hund gehen.“ Nachdem ihr Mann nicht zurückgekehrt war, erfuhr sie von einem Nachbarn, dass er überfallen worden war. Unter Tränen berichtete sie von dem Moment, als ihr Mann ihr noch sagen konnte, dass er mit einem Messer angegriffen wurde.

Die Frau erhielt Verfahrensbeistand von Rechtsanwältin Marie-Theres Hanfland-Ullrich. Unter Tränen sagte sie, dass sie sich wünsche, dass der Angeklagte für das, was er getan hat, bestraft wird. Sabine Metz-Horst versicherte, dass ein gerechtes Urteil gefunden werde.
Ein Polizist, der am mutmaßlichen Tatort im Lennepark war, sagte aus, dass der Angeklagte nach etwa drei Stunden auf ihn zukam und die Tat gestand: „Ich habe auf den alten Mann eingestochen“, soll er gesagt haben. Der Polizist nahm den Angeklagten fest. Auch zwei weitere Polizisten beschrieben, wie sie Beweise gesichert und den Tatverdächtigen zur Polizeiwache nach Olpe gebracht hätten.
Sie hätten den Angeklagten gebeten, sich im Rahmen der Spurensicherung zu entkleiden. Außerdem schützten sie seine Hände, damit auch später die Blutanhaftungen gesichert werden konnten. Beide Polizisten sagten aus, dass der Angeklagte ihnen gegenüber geschildert habe, dass er sie zur Tatwaffe führen könne. Als sie sich mit ihm auf dem Weg dorthin befanden, sei der Funkspruch gekommen, dass diese gefunden worden sei.

Die Polizisten nahmen den Angeklagten als kalt, empathielos, desorientiert und gelangweilt wahr. Auch am dritten Prozesstag zeigte der Angeklagte wenig Interesse und lachte zwischendurch. Tränen flossen jedoch, als sein Zwillingsbruder aussagte. Dieser berichtete von einer wachsenden Aggressivität seines Bruders, konnte sich aber nicht vorstellen, dass dieser zu einer solchen Tat fähig sei. Beide Brüder hatten seit der Tat keinen Kontakt mehr zueinander.
Der Bruder des Angeklagten gab an, dass sie im Alter von 15 Jahren gemeinsam mit dem Konsum von Marihuana begonnen hätten. Er beschrieb den Angeklagten als intelligent und liebevoll, war jedoch von der Tat zutiefst erschüttert: „Es war wie ein Schlag. Ich musste das erstmal verkraften.“

Gegen den Angeklagten laufen weitere Verfahren, die sich Ende 2022 im familiären Umfeld ereignet haben sollen, darunter Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und Körperverletzung. Der Angeklagte soll laut Anklage 14 Mal auf das Opfer eingestochen haben. Der schwerverletzte Mann konnte sich noch fast bis zu seiner Wohnung schleppen, starb jedoch trotz Reanimationsversuchen an seinen Verletzungen.
Den Bericht über den Prozessauftakt finden Sie hier.

