Kommt es zur Fußverkehrsrevolution in der Gemeinde Finnentrop?

Schulisches Mobilitätskonzept


Mehr Schüler zu Fuß und weniger in Eltern-Taxis - das wünscht man sich in Finnentrop. von privat
Mehr Schüler zu Fuß und weniger in Eltern-Taxis - das wünscht man sich in Finnentrop. © privat

Finnentrop. Jens Leven vom Wuppertaler Büro bueffee stellte im Auftrag der Gemeinde Finnentrop die Verkehrssituation an den Schulen der Gemeinde auf den Prüfstand und präsentierte in der Ratssitzung am Dienstag, 14. Februar, ein schulisches Mobilitätsmanagement.


Dabei ging es insbesondere darum, das „Eltern-Taxi-Phänomen“ in den Griff zu kriegen und Gefahrenpunkte weitgehend zu eliminieren. Als Mittel dazu sollen Hol- und Bringzonen dienen, die aber nicht in der Nähe jeder Schule möglich sind. „Ein sicherer Schulweg orientiert sich an den Bedürfnissen eines sechsjährigen Kindes“, betonte Leven.

Die zwei Säulen seiner Lösungsvorschläge sind: Eltern-Haltestellen und ein Verkehrszähmerprogramm. Die Haltestellen sollten bei Kitas bis zu 100, bei Grundschulen bis zu 300 und bei weiterführenden Schulen bis zu 500 Meter entfernt sein. Die Herausforderung dabei sei es, möglichst viele aus dem Auto auf eigene Füße zu stellen.

50 Maßnahmepunkte

Jens Leven hat 60 Problemhäufungsstellen und etwa 50 Maßnahmepunkte erarbeitet. Bei manchen zieht er Hol- und Bringzonen, bei anderen Zebrastreifen oder Fahrbahnverengungen in Betracht. Die Maßnahmen sind für jede Schule individuell.

Als Grundlage dafür dienten ihm Fragebögen, die von den Erziehungsberichtigen beantwortet wurden. Dabei wurde auch die verkehrliche Situation auf den Prüfstand gestellt, ob und wo es möglich ist, sogenannte Eltern-Taxi-Haltestellen, oder Überquerungen einzurichten. Die Zahl derer, die bereits zu Fuß zur Schule kommen, ist von Schule zu Schule stark variierend. Wenn sie weiter steigt, prophezeit Leven eine „Fußverkehrsrevolution“.

Investitionssumme im sechsstelligen Bereich

„Im Sommer wollen wir das Projekt abschließen, aber es wird sie noch lange beschäftigen. Sie müssen dranbleiben“, prophezeite Leven. Als Investitionssumme riet Leven der Gemeinde, jährlich einen niedrigen sechsstellingen Betrag im Haushalt einzustellen.

Als weitere Vorgehensweise nannte Leven zunächst die Erstellung von Schulwegplänen im Mai. Im Juni könne nach seinen Vorstellungen die erste Hol- und Bringzone offiziell eingeweiht werden.

Temporäre Tempo 30-Zone

Da beispielsweise an der Grundschule Rönkhausen Hol- und Bringzonen lediglich an der Schützen- und der Turnhalle möglich seien, hinterfragte Sabine Weber (Freie Wähler, Finnentrop) die Möglichkeit, eine Tempo 30-Zone einzurichten. Jens Leven. „Sie können das versuchen, aber ich bin nicht sehr optimistisch, dass es gelingt.“

Ludwig Rasche, 1. Beigeordneter, brachte den Vorschlag ein, die Geschwindigkeitsbegrenzung temporär einzurichten, was Leven als realistischer ansieht. Ralf Paul Beckmann (CDU) machte darauf aufmerksam, dass die Vorschläge von Jens Leven auf Veränderungen des menschlichen Verhaltens abzielen, und fragte: „Wie wäre es mit Schülerlotsen?“ Auch da hatte der Fachmann vom Büro für Forschung, Entwicklung und Evuluation seine eigene Meinung: „Sie finden keine verlässlichen Schüler dafür. Wenn sie es hinbekommen, wäre das eine Super-Sache.“

Polizeihauptkommissar

Leven riet den Ratsmitgliedern, die Verwaltung mit der Umsetzung von Maßnahmen zu beauftragen. „Wenn sie möglichst alle Maßnahmen umsetzen, sind sie eine meiner Traumkommunen“, so Leven, der animierte, zuerst dort zu optimieren, wo mehr Schüler betroffen seien.

Polizeihauptkommissar Elmar Kurten, der die Situationen an den Schulen kennt, bestätigte die Zahlen und Eindrücke und sprach von guten Ergebnissen. „Vielleicht bekommen wir es durch sinnvolle Kommunikation hin, dass die Zahl der Fußgänger ohne teure bauliche Veränderungen steigt.“

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