Schließung der Geburtshilfe: „franziskanisch, geschlossen, abgewandt?“

Reaktionen im Finnentroper Rat


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Das St. Josefs-Hospital in Altenhundem. von GFO Kliniken Südwestfalen
Das St. Josefs-Hospital in Altenhundem. © GFO Kliniken Südwestfalen

Finnentrop. Der Rat der Gemeinde Finnentrop hat in seiner Sitzung am Dienstag, 2. Juli, bei zwei Enthaltungen dem Antrag der Freien Wähler Finnentrop zugestimmt, sich der Resolution der Stadt Lennestadt zum Erhalt der Geburtshilfestation am St.-Josefs-Hospital Altenhundem anzuschließen.


Die Resolution besagt, dass die GFO den beim Ministerium eingereichten Verzicht auf die Geburtshilfe zurückziehen solle. Gleichzeitig werden in der Resolution die Verantwortlichen in Land und Bund aufgefordert, tragfähige Lösungen zu erarbeiten und für eine ausreichende Finanzierung zu sorgen.

Bürgermeister Achim Henkel berichtete davon, dass am Vormittag ein Treffen mit der GFO-Geschäftsführung, der Geschäftsführung der Helios-Klinik, den Bürgermeistern des Kreises Olpe und dem Landrat stattgefunden habe. Man wolle die Möglichkeiten nutzen, die noch zur Verfügung stehen - dazu gehört das Anhörungsverfahren. Auch mit den Kollegen aus dem HSK solle sich noch abgestimmt werden.

Warum die Entscheidungen notwendig sind

„Es macht Sinn, eben nicht nur auf eine Station zu schauen, sondern insgesamt das Thema Krankenhausplanung aus Sicht des Bundes und des Landes und alles, was damit zu tun hat, zu reflektieren“, so Henkel.

Zu Gast in der Ratssitzung war auch Dr. Gereon Blum, Geschäftsführer der GFO-Kliniken Südwestfalen. Er erklärte den Kommunalpolitikern, warum die Entscheidung zu Schließung notwendig sei und man sich mit dem ganzen Thema beschäftigen müsse.

Krankenhäusern steht Wasser bis zum Hals

„So wie bisher geht’s nicht weiter. Den Krankenhäusern steht das Wasser bis zum Hals. 80 Prozent der Krankenhäuser laufen defizitär. Wir haben viele Leistungsangebote und Fachkräftemangel“, so Dr. Blum.

NRW habe die Krankenhausplanung neu aufgesetzt. Die Krankenhäuser werden nicht mehr nach Betten, sondern nach Leistungsgruppen definiert. 60 Leistungsgruppen wurden dabei novelliert. Klar sei auch, dass es zu Krankenhausschließungen kommen werde.

Leistungen konzentrieren

Die GFO habe im vergangenen Jahr ihre Leistungen beim Land angemeldet und wolle alles tun, den Standort Lennestadt zu erhalten. Dabei verwies Dr. Gereon Blum auch darauf, dass immer mehr Leistungen ambulant erbracht werden.

Ziel solle es sein, Leistungen zu konzentrieren. Rückläufige Fallzahlen haben zusätzlich eine geringere Auslastung zur Folge. Und aufgrund des Fachkräftemangels seien bei fehlenden Fachärzten keine Assistenzärzte zu bekommen.

Wenn es Mutter und Kind schlecht geht - schnell reagieren

Die Geburtshilfestation in Lennestadt sei eine Belegabteilung. „Die Ist-Situation: Wir haben einen jungen Arzt, der über die Maße arbeitet. Wir kriegen keinen Nachfolger“, betonte Dr. Blum.

Eine seiner Aussagen: „Wenn es Kind und Mutter schlecht geht, müssen Sie schnell reagieren. Das können sie in so einem kleinen Haus nicht leisten.“

Stimmen der Kommunalpolitiker

Dieter Bitter (Freie Wähler Finnentrop): „Wissen Sie, was die Entscheidung für Finnentrop bedeutet? Früher waren wir von Finnentrop aus in 14 Minuten in Attendorn und in 14 Minuten in Altenhundem. Jetzt brauchen wir 34 Minuten nach Olpe, aber nur dann, wenn Olpe Innenstadt offen ist und man einen Parkplatz findet.“

Den Ausführungen des GFO-Geschäftsführers, Dienste zu konzentrieren, stimmte Dieter Bitter generell zu, stellte jedoch auf den Prüfstand, wie das in einem Ort ohne jegliche Fachärzte und sogar ohne Hausarzt gehen solle: „Was soll das für eine Ambulanz werden? Hier im Zentrum von Südwestfalen, sind wir völlig im A…“

Christian Vollmert (Freie Wähler, Finnentrop): “Wir sehen massive Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung. Es wird anscheinend nicht bei der Schließung einer einzelnen Station bleiben, sondern die komplette stationäre Versorgung ist gefährdet. Auf einem Schild am Krankenhaus bezeichnet die GFO das St.-Josefs-Hospital als franziskanisch, offen, zugewandt. Sie sollten schonmal ein neues Schild drucken lassen: franziskanisch, geschlossen, abgewandt.“

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