Vater-Sohn-Gespann nimmt an Extrem-Motocross-Rennen teil
Von Lenhausen nach Le Touquet
- Finnentrop, 21.01.2025
- Sport
- Von Nils Dinkel

Lenhausen/Le Touquet-Paris-Plage. Motocross ist für André Struwe (54) und seinen Sohn Tim (24) weit mehr als nur ein Hobby – es ist Leidenschaft und Teamarbeit. Gemeinsam treten sie am Sonntag, 9. Februar, beim legendären Sandrennen „Enduropale du Touquet-Pas-de-Calais“ in der französischen Gemeinde Le Touquet-Paris-Plage an. Es ist eines der härtesten und prestigeträchtigsten Rennen der Welt. 1.300 Fahrer, 13 Kilometer Strecke und ein einzigartiges Erlebnis am Strand eines Ferienorts: Das Vater-Sohn-Duo aus Lenhausen stellt sich dieser Herausforderung.

Für André Struwe begann die Faszination für Motocross schon in seiner Jugend, inspiriert durch Freunde. Seit mehreren Jahrzehnten fährt er Rennen und nahm seinen Sohn von klein auf mit zu Veranstaltungen und Trainings.
„Er war immer dabei und irgendwann drängte er sich selbst aufs Motorrad“, erzählt André Struwe. Mit Erfolg: Der Sohn, der schon seit 20 Jahren die Leidenschaft seines Vaters teilt, wurde bald auch schneller als er. Heute bilden die beiden ein eingespieltes Team, das sogar internationale Erfahrungen sammelt.

Seit Oktober trainiert das Duo gezielt für die extremen Bedingungen des Sandrennens am Strand des Ärmelkanals in Le Touquet. Neben Fahrpraxis – die wichtigste Vorbereitung – stehen Laufen, Fitnessstudio und Langlauf auf dem Programm. „Nichts ersetzt das eigentliche Fahren“, so Tim Struwe. „Motocross beansprucht den Körper auf eine ganz besondere Weise. Das ist Höchstleistungssport.“
Das Trainingsgelände des MSC Grevenbroich nahe dem Garzweiler Tagebau ist dabei ein idealer Ort. Viele Teilnehmer des Extremrennens in Frankreich bereiten sich dort vor, da die Bedingungen Le Touquet ähneln – auch die beiden Lenhauser. „Die Strecke hat einen lockeren Sandboden und ist das ganze Jahr über befahrbar“, erklärt Tim Struwe.

Das Strandrennen in Le Touquet ist ein Spektakel. Mit 1.300 Fahrern, 650.000 Zuschauern und Live-Übertragungen weltweit gleicht es einem Festival. Es ist Teil der „FIM Sand Series“ und zahlreiche Elite-Fahrer gehen an den Start.

André Struwe hat bereits 2013, 2014 und 2015 teilgenommen und schwärmt noch heute: „Das ist wie für einen Fußballer im Wembley-Stadion zu spielen.“
Für den Sohn ist es die Premiere. „Allein die Atmosphäre, mit den Besten der Welt an den Start zu gehen, ist unbeschreiblich.“ Über 15.000 Bewerber wollten am Rennen teilnehmen, doch nur 1.300 schafften es. Der Platz gilt als Prestige, insbesondere für Amateure wie die beiden.


Vater und Sohn setzen auf ihre 450 ccm-Motocross-Maschinen – der Vater fährt Suzuki, der Sohn Yamaha. Beide haben ihre Motorräder speziell für den Sand angepasst: spezielle Schaufelreifen, optimierte Kühler und Abstimmungen am Fahrwerk. „Das Ziel ist, dass die Maschine nicht einsinkt“, erklärt der Sohn, der im Team des “One8Seven Mx Shops„ antritt und dort technische Unterstützung erhält.
Der Rennsport ist für das Duo sehr kostenintensiv. „Ohne die Unterstützung durch Sponsoren wäre die Teilnahme finanziell und logistisch kaum machbar“, sagt André Struwe. Beispielsweise habe sich Manni Lütticke maßgeblich um die Organisation und Logistik gekümmert.
Drei Stunden lang kämpfen die Fahrer gegen tiefen Sand, Schläge durch das Gelände und die ständige Gefahr von Stürzen. „Du fährst nicht nur gegen dich selbst, sondern auch gegen 1.299 andere“, erklärt Tim Struwe. Besonders beansprucht werden der Oberkörper und die Beine, da die Fahrer meist stehen und jede Bewegung abfedern müssen.

Mental ist das Rennen ebenso fordernd: „Du musst die ganze Zeit aufpassen, nicht übersehen zu werden, und dich auf jede neue Situation einstellen“, sagt André Struwe. Die Strecke verschlechtert sich mit jeder Runde, bis der Sand ein chaotisches Hindernis wird.
Für André Struwe steht der Spaß im Vordergrund. „Ich möchte sicher und heil ins Ziel kommen. Es geht nicht um Platzierungen, sondern um das Erlebnis.“ Sein Sohn sieht es etwas ehrgeiziger: „Ich will es ins vordere Drittel schaffen, trotz der schlechten Startposition. Im besten Fall einen Platz vor der damaligen Bestplatzierung meines Vaters.“
Die Lenhauser reisen bereits am Donnerstag, 6. Februar, in die französische Gemeinde. Dort erfolgen eine Papierabnahme und die Abnahme der Maschinen. Im Vorhinein musste das Duo eine Lizenz beantragen und sich einem Medizincheck sowie einem Sehtest unterziehen. Am Freitag und Samstag, 7. und 8. Februar, gehen Jugend- und weitere Klassen an den Start.

Beide wissen, dass das Rennen unvorhersehbar ist. „Jede Sekunde kann alles passieren – technische Defekte, Stürze, oder das Wetter schlägt um“, so André. Aber genau diese Unberechenbarkeit macht das Event aus. Trotz des Adrenalinspiegels: „Wir wollen, dass unsere Maschinen heile bleiben und wir beide sicher wieder nach Hause kommen“, so das Vater-Sohn-Duo.
