Wenn die fünfte Jahreszeit nie endet: Das Jahr der Funkengarde Hülschotten
Nach der Session ist vor der Session
- Finnentrop, 28.07.2024
- Karneval
- Von Jana Becker


Hülschotten. Die Schützenhalle ist dunkel, Tische und Stühle sind verstaut, der Zapfhahn ist trocken – so sieht es hier außerhalb der Karnevalszeit aus. Doch ein paarmal in der Woche geht in der verlassenen Halle in Hülschotten das spärliche Bühnenlicht an und Karnevalsmusik dringt aus den knisternden Boxen eines alten Ghettoblasters.

Die Funkengarde Hülschotten bereitet sich schon seit April auf die kommende Session vor. Für die Tänzerinnen hat die fünfte Jahreszeit eigentlich nie ein Ende. Dafür steht viel zu viel auf der To-Do-Liste – selbst im Hochsommer.

Die Session endet immer mit einer Nachlese, die in den Tagen nach Aschermittwoch stattfindet. Dann wird auch der Trainingsstart festgelegt, der dieses Jahr in der Woche nach Ostern lag. Seit der letzten Session werden nun wieder zwei Tänze getanzt: Der klassische Gardetanz und ein Showtanz.
Zurzeit erstellt die Gruppe eigenständig einen neuen Gardetanz. „Bei jedem müssen die Schritte sitzen. Das ist manchmal schwierig, weil wir Tänzer haben, die weiter weg wohnen und studieren oder in Schichten arbeiten“, erklärt Jennifer Mohr, Tänzerin und Trainerin der Garde. „Wir sind selten vollzählig beim Training. Aktuell kürzt die Urlaubszeit die Anwesenheitsliste. Irgendetwas ist immer“, lacht sie.


Sommerzeit ist Festzeit. Die Funkengarde plant jährlich eine interne Sommerfeier. Außerdem besuchen sie die Sommerfeiern befreundeter Garden, wie die der heimischen Prinzengarde.

Und auch sonst ist immer viel los: Geburtstage, Hochzeiten und gemeinsame Ausflüge, wie zum Beispiel zum alljährlichen Kreisgardeball. Seit einigen Jahren fliegt ein Teil der Gruppe auch regelmäßig gemeinsam in den Urlaub. Der Spaß kommt also nie zu kurz.

Fotoshootings stehen ebenfalls im Sommer auf dem Plan. Dafür werden sogar die Kutten außerplanmäßig aus dem Schrank geholt. „Wir posten regelmäßig in den sozialen Medien, weil wir die Leute auf uns aufmerksam machen müssen. Wir brauchen immer Nachwuchs und aktuell suchen wir auch nach Unterstützung für unser Trainerteam“, sagt Jennifer Mohr.

Über das Jahr müssen zudem Trainingsklamotten oder -utensilien geflickt oder bestellt und das Make-Up-Repertoire aufgefüllt werden. Auch die Showtanz-Kostüme werden eigenständig designt und gebastelt. All das kostet Geld. Die Mädels nutzen deshalb die karnevalsfreie Zeit, um mit Kellner-Aufträgen und bezahlten Auftritten die Gardekasse zu füllen.
Ab November geht es dann richtig los, jede Woche steht eine Generalprobe und ein Auftritt an. Davor muss sehr viel organisiert werden: „Ich muss dafür sorgen, dass alle wissen, wann sie wo sein müssen, wie sie dahin kommen und welche Sachen mitgenommen und angezogen werden“, sagt Trainerin Jennifer Mohr. „Manchmal denke ich, ich habe es mit einer Kindergartengruppe zu tun“, ergänzt sie scherzhaft.
Die Leidenschaft für den Karneval ist das, was die Funkengarde antreibt: „Wenn man mit pochendem Herzen und schwitzigen Händen auf der Bühne steht, weiß man, dass sich die Arbeit auszahlt. Und belohnt wird man dann mit Applaus, Lob und einem kühlen Bier“, erklärt Jennifer Mohr. Sie tanzt seit zehn Jahren in der Funkengarde Hülschotten und weiß, wovon sie spricht.
„Wenn man mit pochendem Herzen und schwitzigen Händen auf der Bühne steht, weiß man, dass sich die Arbeit auszahlt. Und belohnt wird man dann mit Applaus, Lob und einem kühlen Bier.”
Lange müssen die Mädels auf diesen Moment nicht mehr warten. Den ersten Auftritt haben sie Anfang November bei der heimischen Sessionseröffnung. Und bis dahin gibt es noch einiges zu tun – dann vergeht die Zeit wie im Flug.
Wer Interesse hat, Teil der Garde zu werden, egal ob Anfänger oder Profi, oder ihre Session verfolgen möchte, kann die Hülschotter Tänzerinnen über Instagram kontaktieren.


