Brigitte Grotmann: Sportliche Höchstleistungen mit einem neuen Herzen

Zehn Jahre nach der Transplantation


  • Kirchhundem, 27.11.2024
  • Sport
  • Von Hartmut Poggel
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Brigitte Grotmann gewann bei den „Europäischen Transplantations- und Dialyse-Sportspielen“ fünfmal Gold in fünf Disziplinen und wurde zur besten „Herz- und Lungen-transplantierten Sportlerin“ gekürt. von O-Sports Lisboa
Brigitte Grotmann gewann bei den „Europäischen Transplantations- und Dialyse-Sportspielen“ fünfmal Gold in fünf Disziplinen und wurde zur besten „Herz- und Lungen-transplantierten Sportlerin“ gekürt. © O-Sports Lisboa

Hofolpe. Brigitte Grotmann (38) ist Stammgast bei der Sportlerehrung des Gemeindesportverbandes Kirchhundem. Jüngst wurde sie für zwei erfolgreiche Wettkampfteilnahmen mit sieben Titeln geehrt. Daran war bis vor einigen Jahren im Traum nicht zu denken. Denn die Hofolperin lebt seit Ende November 2014 mit einem neuen Herzen. Unter anderem der Sport half ihr zurück in ein weitgehend „normales“ Leben, geprägt von enormer Selbstdisziplin.


Acht Jahre lang hatte sie zuvor auf ein Spenderherz warten müssen, war erst nach drei vergeblichen Anläufen auf die sogenannte „Hochdringlichkeitsliste“ gesetzt worden. „Für Transplantierte gilt ,Aufgeben gibt es nicht`“, sagt Brigitte Grotmann. Auch nicht für sie. Schon 2015 begann sie mit speziellem Sport und seit 2016 nimmt sie an den Deutschen Meisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten teil. Allein beim Debüt gewann sie in Bremen fünfmal Gold.

Seither ist sie nicht nur Stammgast bei Meisterschaften, sondern sie sammelt auch regelmäßig Podestplätze in ihrer Kategorie „Herz & Lunge“ – national wie international. Ihre Statistik kann sich sehen lassen: International gewann sie neunmal Gold und jeweils dreimal Silber und Bronze, national sprangen 16-mal Gold, zehnmal Silber und zweimal Bronze heraus.

„Wir sind eine Familie“

Ein besonderes Erlebnis waren die World Games 2019 in Newcastle. „1.700 Athleten waren am Start, man kann sich das wie Paralympics vorstellen, das trifft zwar nicht ganz, da wir ja nicht behindert sind. Aber es gibt auch eine Art olympisches Dorf.

Und das Motto ,Dabei sein ist alles hat für uns eine ganz besondere Bedeutung“, so Brigitte Grotmann selbstironisch. „Wir sind eine Familie, teilen generell das gleiche Schicksal, wenn auch Nierentransplantierte auf andere Dinge achten müssen als ein Mensch mit einem neuen Herzen.“

Das deutsche Team bei der EM 2022 in Oford mit Brigitte Grotmann in der Bildmitte. von transdiaev.de
Das deutsche Team bei der EM 2022 in Oford mit Brigitte Grotmann in der Bildmitte. © transdiaev.de

Silber und Bonze gab es in Newcastle, 2022 bei den Europäischen Transplantations- und Dialyse-Sportspielen in Oxford dann einen EM-Titel und zwei Bronzemedaillen. Im Juli 2024 war Lissabon Austragungsort der European Games mit rund 600 Teilnehmern aus 24 Nationen. Platz 2 in der Teamwertung sprang für Deutschland heraus.

World Games 2025 als Ziel

„In fünf Disziplinen gab es für mich fünfmal Gold: Darts Einzel, Darts Triple, Kugelstoßen, Speerwurf und Diskus. Dazu - auch aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Physio-Betreuung der deutschen Mannschaft - den Preis für die beste Herz- und Lungentransplantierte Sportlerin. Mehr ging nicht“, zieht sie schmunzelnd Bilanz.

Nach dem Wettkampf ist bekanntlich vor dem Wettkampf: Im kommenden Jahr werden in Dresden die „World Transplant Games 2025“ ausgetragen. Mit Brigitte Grotmann: „Das ist ein Ziel, auf das hinzuarbeiten sich auf jeden Fall lohnt.“

Stephan Ochsenfeld und Brigitte Grotmann bei der Sportlerehrung im November 2024. von Hartmut Poggel
Stephan Ochsenfeld und Brigitte Grotmann bei der Sportlerehrung im November 2024. © Hartmut Poggel

Die Herzkrankheit, die vor ziemlich genau zehn Jahren dank der Transplantation ein gutes Ende nahm, hat Brigittes Leben grundlegend und nachhaltig verändert: „Ich musste mein Lehramtsstudium abbrechen. Eine Ausbildung zur Physiotherapeutin scheiterte letztlich an Corona, aber auch an meiner Physis.“ Aber „Aufgeben gibt es nicht“ ist ein Lebensmotto: „Ich habe statt des Physio- die Ausbildung zur „Wellness- und Massagetherapeutin gemacht.“

Brigitte Grotmanns Resümee nach zehn Jahren Leben mit einem Spenderherz: „Es wird jedes Jahr ein bisschen besser und ich werde jedes Jahr ein bisschen fitter. Aber ich weiß auch, dass ein Mensch für hirntot erklärt werden musste, damit ich weiterleben kann.“

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