Gesundheitscamp Rahrbach: Gibt es mittlerweile eine Zulassung?

Rahrbach. Schon seit dem Sommer ist das Gesundheitscamp Kirchhundem eröffnet. Adipöse Kinder sind noch keine im Haus, die Zulassung sei aber mittlerweile erteilt. Das sagt zumindest Investor Stephan Boehme. Von Seiten der Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung hingegen heißt es, die Prüfung dauere noch an, denn es fehlten noch gewisse Unterlagen. Was stimmt denn nun?

Im Gespräch mit LokalPlus bestätigt Stephan Boehme (Vorstand Stranger + Friends Real Estate AG), dass das Camp nun bei den Kassen gelistet sei und seit Dienstag, 15. November, Patienten zugewiesen werden könnten.

Das sei auch höchste Zeit, denn die Personalkosten von 250.000 Euro monatlich würden von den Investoren gestemmt. Die Stranger + Friends-Gruppe mit Sitz in Köln ist über die Gesundheitscamp Holding GmbH und die Gesundcamp Kirchhundem GmbH zu 50 Prozent an der Klinik beteiligt. Ihr gehört das ehemalige Josef-Gockeln-Haus. Zudem sollen 10 bis 15 weitere Camps in Deutschland eröffnet werden.

Die Reha-Klinik im Rahrbachtal habe nun eine so genannte IK-Nummer erhalten, sagte Boehme. „Damit sind wir überall gelistet und dürfen aufnehmen.“ Eine schriftliche Vereinbarung gebe es so nicht mehr, erklärte er.

Das Institutionskennzeichen, kurz IK, ist eine bundesweit gültige eindeutige Identifikation für alle Leistungserbringer im Gesundheitswesen, die mit den gesetzlichen Kassen abrechnen möchten.

Es sei „abenteuerlich“ gewesen, die Zulassungskriterien zu erfüllen, so Boehme. Unter anderem sei der Aufzug zu klein gewesen und habe vergrößert werden müssen. Auch Notfallknöpfe in den Zimmern hätten nachgebessert werden müssen.

Boehme versteht nicht, wieso dem Betreiber des Gesundheitscamps bei einem so wichtigen Thema wie der Gesundheit der Kinder so viele Steine in den Weg gelegt worden seien. Er sprach von reiner „Willkür“ der Kassen und der Rentenversicherung.

Denn die Deutsche Rentenversicherung habe noch bis Juli 2023 ein Monopol. Es gebe eigene Häuser, in die sie die Kinder – oder auch andere Patienten - zuerst schicke. Da sei das Gesundheitscamp in Rahrbach eben ein externer Mitbewerber. Ab Juli 2023 dürften Versicherte ihre Klinik dann selbst wählen.

Anders als Boehme stellen der Verband der Ersatzkassen (vdek) und die Deutsche Rentenversicherung die aktuelle Situation dar. Die Zulassung des Camps ist nach deren Aussagen bisher noch nicht erteilt und die Prüfung dauert noch an.

Der vdek schrieb auf Anfrage von LokalPlus: „Geprüft werden die Voraussetzungen vom unabhängigen Medizinischen Dienst (MD). Dies ist auch im Fall des Gesundheitscamps Kirchhundem erfolgt.

Zu unserem Bedauern konnten seit Antragstellung nicht alle erforderlichen Nachweise durch das Gesundheitscamp Kirchhundem erbracht werden. Dies führte dazu, dass wiederholt Unterlagen nachgefordert werden mussten, was die Prüfung zum einen verzögert und leider auch erschwert.“

Der Träger des Gesundheitscamps Kirchhundem habe im Mai 2021 bei den westfälisch-lippischen Krankenkassen einen Antrag auf Abschluss eines Versorgungsvertrages gestellt.

Der Abschluss eines Versorgungsvertrags zwischen Kostenträgern (Krankenkassen) und Leistungserbringern ist an gesetzlich vorgeschriebene Voraussetzungen geknüpft. Dazu zählt u.a. die ausreichende Ausstattung mit fachlich-medizinischem bzw. ärztlichem Personal, so der vdek.

Und auch der Pressesprecher der Deutschen Rentenversicherung schreibt: „Das Verfahren zum Gesundheitscamp Kirchhundem befindet sich aktuell in der umfangreichen Prüfung. Allgemein gesprochen sind Dauer und Erfolg des Verfahrens immer davon abhängig, inwieweit beim Reha-Anbieter alle Voraussetzungen erfüllt sind oder ggf. etwas noch nachgebessert werden muss.“

Vor Abschluss des Verfahrens können jedoch öffentlich keine Angaben über laufende Prüfungsergebnisse oder Erfolgsaussichten gemacht werden.