Handwerker mit Leib und Seele: Bäcker-Brüder leiten Familienbetrieb
Tag des Handwerks
- Kirchhundem, 15.09.2023
- Verschiedenes
- Von Christine Schmidt

Würdinghausen. Schon als Kinder wussten sie, dass sie einmal in Papas Fußstapfen treten wollen und Bäcker werden möchten. Heute leiten Christopher (28) und Robin (25) den Familienbetrieb Bäckerei Poggel zusammen mit Mutter Manuela. Passend zum Tag des Handwerks am Samstag, 16. September, hat LokalPlus die Brüder in der Backstube besucht.

In vielen Branchen mangelt es an Nachwuchskräften, vor allem im Handwerk. Nur wenige junge Menschen wollen Arbeiten wie die des Bäckers ausüben. Für Christopher und Robin Poggel hingegen war es schon immer der Traumberuf. Mit Mitte 20 sind sie bereits ihr eigener Chef, selbstständig und sorgen täglich für frische Backwaren - und das mit purer Leidenschaft.
„Eigentlich ist man ja wie ein Künstler“, beschreibt es Christopher. Man könne seiner Kreativität freien Lauf lassen und viel ausprobieren, neue Zutaten untermischen. „Wenn die Leute dann zufrieden sind, ist das natürlich toll für uns.“ Mit seinen eigenen Händen etwas zu erschaffen und dann sofort das Ergebnis zu sehen, das sei es, was es für den 28-Jährigen so besonders macht.

Einen Bürojob mit freien Wochenenden? Nein. Auch für Robin keine Option „Mir hat es schon als Kind Spaß gemacht, hier in der Backstube zu helfen. Ich brauche Bewegung, und früher Feierabend ist ja auch nicht schlecht“, lacht der 25-Jährige.
Mutter Manuela erzählt, dass die beiden Jungs sich in der Backstube bestens auskannten, immer umher liefen, Plätzchen ausgestochen haben usw. „Unsere Eltern haben uns das nicht vorgegeben“, erzählen beide. Die wollten sogar eher, dass ihre Jungs während der Schulzeit auch mal andere Praktika machen, um andere Bereiche kennenzulernen. „Aber ich wusste, das ist genau das, was ich machen will“, sagt Christopher.

Nach der Schule begannen beide ihre Ausbildung, allerdings nicht im elterlichen Betrieb. Woanders zu lernen sei einfach nicht dasselbe wie Zuhause. Nach der Lehre ging es für beide dann doch schnell zurück in die Backstube des Vaters.

Schon damals wussten Christopher und Robin, dass sie die eigene Bäckerei irgendwann weiter führen wollten. Von einem auf den anderen Tag änderte sich allerdings alles. Ihr Vater Volker Poggel verstarb plötzlich im April 2022. Die beiden Brüder und Mutter Manuela waren auf sich gestellt. Die Backstube lag in den Händen der Brüder. „Es wäre schön gewesen, wenn wir noch mehr hätten lernen können“, so Christopher.
Die Jungs wollen an den Werten ihres Vaters festhalten. Immer an der Seite der beiden: Mutter Manuela Poggel. Während ihre Söhne für das Handwerk hinter den Kulissen zuständig sind, leitet sie alles Organisatorische: Buchhaltung, die Mitarbeiter, den Bürokram...
„Jeder übernimmt die Aufgaben, die er gut kann“, sagt Manuela Poggel und ist sichtlich stolz auf ihre Söhne. Denn selbstverständlich sei es heute nicht mehr, Menschen für diese Berufe zu begeistern.

Robin kennt die Sprüche und Reaktionen auf seine Arbeitszeiten zu gut. Um 2.30 Uhr in der Nacht beginnt für die Bäcker-Brüder die Schicht. Während Gleichaltrige noch feiern, müssen Christopher und Robin die Brötchen für den nächsten Tag fertig machen.

„Mich interessiert das Feiern nicht“, sagt Christopher. Er habe seinen eigenen Rhythmus gefunden und habe mit den Zeiten kein Problem mehr. „Dafür habe ich am Mittag Feierabend“, lächelt er. „Und muss nicht noch bis abends im Büro sitzen.“
Robin ist da etwas anders gestrickt. Manchmal gibt es am Wochenende dann auch nur ein bis drei Stunden Schlaf. Im Stich lassen kann er seinen drei Jahre älteren Bruder aber nicht.
„Wir müssen definitiv immer zu zweit sein, sonst geht es nicht“, sagt Christopher. „Krank sein darf keiner von uns und in unseren zwei Wochen Urlaub bleibt der Laden zu.“ Die beiden wünschen sich einen weiteren Bäcker, um so auch ein wenig entlastet zu werden.

„Aber wir wissen ja, wofür wir es machen“, sind sich die beiden einig. Für den eigenen Familienbetrieb bringen sie gerne so viel Leidenschaft und Fleiß auf. „Ein anderer Job kommt für uns gar nicht in Frage“, sagen sie mit einem Lächeln.
Info
Der Tag des Handwerks ist am Samstag, 16. September. Das Motto lautet dieses Jahr: „Wir machen, was unser Land ausmacht.“ Handwerkerinnen und Handwerker, Betriebe und Handwerksorganisationen haben wieder viele Veranstaltungen und Aktivitäten rund um den 16. September vorbereitet.
