Pater Modenbach wünscht sich Ehrlichkeit und Offenheit von der Kirche

Facebook-Post erntet viel Zuspruch


  • Kirchhundem, 25.01.2022
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  • Von Nicole Voss
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Pater Siegfried Modenbach. von privat
Pater Siegfried Modenbach. © privat

Kohlhagen. Er ist kein Influencer und kein ständiger Nutzer sozialer Medien. Siegfried Modenbach ist Pater und hat mit seinem Post bei Facebook zu den Geschehnissen in der Katholischen Kirche für Furore gesorgt. Schonungslos bezieht er Stellung, positioniert sich und macht deutlich, warum er weiter als Pallottiner und Priester in der Kirche arbeiten möchte.


Mit klaren Worten distanziert sich Pater Siegfried Modenbach öffentlich von dem, was gerade in der Kirche passiert. Zu Beginn seines Posts schreibt er: „Als Priester schäme ich mich, Teil des kirchlichen Systems zu sein. Ich schäme mich dafür, dass Amtskollegen Menschen diese Gewalt antun konnten.“

Es sind bewegende Worte, mit denen der Geistliche seinen Frust über den Umgang der Kirche mit den Missbrauchsfällen und der Tatsache, dass Homosexuelle ausgeschlossen und verfolgt werden, öffentlich macht.

Viel Zuspruch

Dafür erntet er viel Zuspruch, ist aber auch in der Lage, Kritiker in die Schranken zu weisen. Der Leiter des Geistlichen Zentrums Kohlhagen hatte keineswegs mit so einer Resonanz gerechnet, sondern wollte seinem persönlichen Ärger Luft machen.

Auslöser, seine Meinung öffentlich zu machen, war für den Pallottiner die Veröffentlichung des Missbrauchs-Gutachtens im Erzbistum München. „Erschütternd. Bis in die höchsten Ämter hat es Fälle gegeben“, sagt der Geistliche im Gespräch mit LokalPlus.

Und er fährt fort: „Und ein Hammer ist es, wie der spätere Papst Benedikt als Erzbischof von München involviert war und wie er jetzt versucht, sich da heraus zu reden. Selbst in dieser Situation gibt es kein Wort des Bedauerns oder der Entschuldigung. Warum sind so einfache Worte nicht möglich? Ekelhaft! Was die Opfer mitgemacht haben, wird einfach ignoriert.“

Starke Gemeinschaft im Rücken

In dieser Situation ist Pater Modenbach froh, eine starke Gemeinschaft wie die Pallottiner im Rücken zu haben. Er betont: „Ich glaube, dass die Kirche nicht deckungsgleich mit dem System ist, das ich ablehne. Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, die an Jesus Christus glauben, und nicht das, was wir im Moment erleben. Veränderung ist nur möglich, wenn ich und auch andere nicht länger schweigen.“

Er selbst möchte weiter als Pallottiner und als Priester in dieser Kirche arbeiten, „weil mir die Menschen, mit denen und für die ich arbeite, wichtig sind und weil ich von der Botschaft des Evangeliums immer noch überzeugt bin.“

Spricht den Gläubigen aus der Seele

Dass er mit seinem Beitrag bei Facebook vielen Gläubigen aus der Seele spricht, zeigen zahlreiche Kommentare und auch E-Mails, die ihn erreichten. So schreibt beispielsweise ein Ehepaar: „Ganz herzlich bedanken wir uns für Ihre Offenheit, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Es hilft auch uns in diesen schweren Zeiten weiter der Kirche treu zu bleiben. Ein Austritt wäre zu einfach.“

Den Priestern an der Basis, die sich in erster Linie mit dem Unmut und dem Frust der Gläubigen auseinandersetzen müssen, rät Siegfried Modenbach: „Ich würde nicht versuchen, die Kirche zu verteidigen, sondern auf den Prüfstand stellen, wie es mir selbst damit geht. Ehrlich sein und den Gläubigen sagen, mir geht es genauso wie euch. Ich bin als Mitarbeiter dieser Kirche vielleicht sogar noch mehr betroffen bzw. beschämt.“

Wenn man anfange, zu verteidigen, helfe man niemandem, am wenigsten sich selber. „Ich wünsche mir von der Kirche Ehrlichkeit auf allen Ebenen. Dass gesagt wird, wie es war, und dass nachgedacht wird, wie wir solche schlimmen Geschehnisse überwinden können.“

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