Stadtgespräch in Kirchhundem: Wie viel Windkraft verträgt unser Wald?

Mona Neubaur plädiert für Lösungen


  • Kirchhundem, 16.09.2022
  • Politik
  • Von Christine Schmidt
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Windkraft, Windenergie, Windrad, Windräder von Pixabay.com
Windkraft, Windenergie, Windrad, Windräder © Pixabay.com

Kirchhundem. Wie viel Windkraft verträgt unser Wald? Zu diesem Thema hatte der WDR am Donnerstagabend, 15. September, zum Stadtgespräch in der Sekundarschule Hundem-Lenne in Kirchhundem eingeladen. Zu Gast war unter anderem Mona Neubaur, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie.


Um weitere Experten hinzuzuziehen, waren neben Neubaur auch Klaudia Witte vom NABU NRW und Karl Prinz zu Wittgenstein vom Landesverband erneuerbare Energien am Gespräch beteiligt.

Dass Windkraft gerade in Kirchhundem ein viel und lang diskutiertes Thema ist, ist kein Geheimnis. Die kahlgeschlagenen Flächen in den Wäldern spielen dabei eine große Rolle.

Große Verluste für Waldbauern

Auch Mona Neubaur machte deutlich, dass sie mit vielen Waldbauern im Gespräch sei, die Verluste einfahren und durch die Windkraft wieder neue Möglichkeiten sehen. „Seit einem halben Jahr wird in der Ukraine Krieg geführt“, so Neubaur, „Und nun sehen wir, was wir davon haben, dass wir einseitig abhängig sind.“

Dem schloss sich auch Prinz zu Wittgenstein an, der selbst Betreiber von sechs Windparks ist. Zwar würden Windkraftanlagen im Wald gebaut, aber trotzdem sei immer noch genug Wald vorhanden, so viel Platz werde nicht eingenommen. „Windkraft im Wald ist gelebter Natur- und Artenschutz durch die Produktion von sauberer Energie.“

Stadtgespräch in der Sekundarschule Hundem-Lenne von privat
Stadtgespräch in der Sekundarschule Hundem-Lenne © privat

Klaudia Witte vom NABU war da anderer Meinung. Sie wünscht sich eine Priorisierung bei der Verteilung der Flächen, vor allem auf bereits versiegelten Flächen wie z.B in Industriegebieten. Sie kritisierte außerdem, dass für ein Fundament einer solchen Anlage zu viel Beton und Fremdkörper in die Natur gelangten. Genauso müsse man den Schutz einiger Tierarten beachten.

„Natürlich ist das ein Problem“, war sich auch Mona Neubaur der Problematik bewusst. Dennoch solle man doch jetzt nicht mehr über einzelne Vogelarten oder Beton sprechen, sondern dafür klare Lösungen finden.

„Nicht gegenseitig ausspielen“

Sie machte deutlich, dass es an der Zeit sei, die Probleme rund um Windkraft nicht mehr nur zu beschreiben, sondern sachorientierte Lösungen zu suchen. „Wir müssen den Ausbau erneuerbarer Energien dringend forcieren. Lassen Sie uns Lösungen finden, statt sich weiter gegenseitig auszuspielen.“

In Kirchhundem beschäftigt sich die Politik schon seit Jahren pro aktiv mit Windkraft. „Wir haben zuletzt Flächen identifiziert, die maximal weit von den Menschen entfernt sind“, erklärte Bürgermeister Björn Jarosz. Aber die neuen Pläne würden von der Bezirksregierung Arnsberg nicht mitgetragen (LP berichtete), was Jarosz sehr bedauert.

Entscheidung bei Bezirksregierung

Die neue Landesregierung wolle die Verantwortung für Flächenplanung eine Stufe „hochziehen“, erklärte Neubaur. Man wolle die Entscheidungen nicht mehr kommunal treffen, sondern auf Ebene der Bezirksregierung.

Denn das erste Ziel solle Planungs- und Rechtssicherheit sein. Aber auch wenn die Entscheidung auf Regierungsbezirksebene getroffen sei, sollen Kommunen laut Neubaur die Möglichkeit haben, potentielle Flächen zu realisieren.

„Müssen unabhängig sein“

Auch der Landrat des Kreises Olpe, Theo Melcher, saß im Publikum. Denn auch der Kreis Olpe sucht nach einer Lösung, die sich in Form einer Gesellschaft für Windkraft darstellt. „Wir müssen unabhängig sein und das Schicksal in unsere Hand nehmen und die Wertschöpfung vor Ort lassen“, so Melcher.

Auch das Publikum beteiligte sich an der Diskussion und warf sowohl negative als auch positive Argumente und Meinungen ein. Die meisten aber waren sich einig, dass man gerade jetzt schneller beim Thema erneuerbare Energie vorgehen solle.

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