Von Albaum nach Siegen: Lirian Gerguri wird Cheftrainer der Sportfreunde

Albaum/Siegen. Lirian Gerguri kann es immer noch nicht richtig glauben. Er ist neuer Cheftrainer der 1. Mannschaft der Sportfreunde Siegen – und das mit 27 Jahren. Nachdem er als Trainer der U17-Mannschaft den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat, folgt für ihn nun ein persönlicher Aufstieg auf der Karriereleiter.

„Ich realisiere das letzte halbe Jahr noch gar nicht“, sagt Lirian Gerguri. „Ich brauche erst mal Urlaub, um das alles zu reflektieren.“ Zu voll war sein Terminkalender, zu viele große Ereignisse überschlugen sich.

Der Albaumer trainierte die U17 der Sportfreunde und fungierte parallel als Co-Trainer der 1. Mannschaft. Nachdem Gerguri vor einigen Jahren selbst nicht mehr spielen konnte, strebt er nun seit acht Jahren eine Karriere als Coach an – und erklimmt eine Stufe nach der anderen.

Mit der U17-Mannschaft in Siegen schaffte er jetzt den Aufstieg in die Bundesliga. „Das war unglaublich“, sagt der 27-Jährige. Ein sehr emotionales Ereignis für ihn. Denn in der Saison 2011/12, spielte Gerguri selbst in der U17 der Sportfreunde und schaffte als Spieler den Bundesligaaufstieg. Jetzt, zehn Jahre später, als Trainer.

Ende Februar dann der Knall: Die Sportfreunde Siegen entlassen den Cheftrainer der Seniorenmannschaft. Die Mannschaft stand auf der Kippe zur Abstiegsrunde. „Das ist die schlimmste Phase, in der ein Trainer übernehmen kann“, erklärt Gerguri.

Für den Übergang fiel die Wahl auf ihn, den 27-jährigen Co-Trainer. „Dann bist du auf einmal drin“, erzählt er. „Du wirst direkt ins kalte Wasser geschmissen und musst sofort liefern.“ Wenn du während der Saison übernimmst, sind die Abläufe schon so automatisiert, dass du nur noch neue Impulse geben kannst.

Mit seiner Art, seiner Menschenführung und seinem Fachwissen konnte Lirian Gerguri den Dreh in die Mannschaft bringen. Die Sportfreunde Siegen schaffen den Klassenerhalt.

Aber sein Fleiß, sein Mut und seine Qualität wurden belohnt. Die Sportfreunde wollen den Albaumer an den Verein binden. Lirian Gerguri bekam das Angebot, als Cheftrainer übernommen zu werden. „Da stand ich vor einer großen Entscheidung. Ich musste die Chance einfach nutzen. Das war auch eine Bestätigung für mich, dass meine Arbeit der vergangenen Monate gut war.“

Arbeit und Zeit, die er jeden Tag investiert hat. Von Albaum nach Siegen fahren, Training vorbereiten, nachbereiten. „Manchmal sitze ich bis nachts 1 Uhr hier und analysiere.“ Tagsüber arbeitet der 27-Jährige bei der Firma Mennekes im Vertriebsinnendienst. Dass da kaum Zeit für Freizeit bleibt, ist klar. Hauptamtlich möchte er den Posten des Cheftrainers nicht ausüben, sondern weiter bei Mennekes bleiben.

„Mein purer Fokus lag die vergangenen Jahre immer auf meinen Zielen. Das bedeutet nun mal Verzicht“, weiß der junge Trainer. Unterstützung bekommt er stets von seiner Familie und Freunden, die er als „Energietankstellen“ bezeichnet.

Auch wenn bei dem 27-Jährigen immer eine Portion Demut dabei ist, selbstbewusst tritt er auf: „Ich bringe viel Erfahrung mit, habe die nötige Qualität und ich bilde mich immer weiter“, ist er von seinem Wissen überzeugt. Aktuell möchte Gerguri die B+Lizenz in der DFB-Akademie erreichen.

Aber nicht nur das. Für den jungen Trainer ist das Thema Menschenführung in diesem Job sehr wichtig. Und vielleicht liegt genau da der Vorteil. Zwar sind viele der Spieler älter als er, sehen sich aber auf einer Ebene mit ihrem Coach und teilen ähnliche Themen und Probleme.

„Trainer zu sein bedeutet für mich, viele Rollen zu übernehmen. Du musst den Leistungsfußball mit so vielen unterschiedlichen Charakteren vereinbaren und versuchen, gemeinsam zu arbeiten, nicht nur alles vorzugeben.“

Gerne hätte der junge Coach auch seine U17 in der Bundesliga weiter gecoacht. Aber zwei Mannschaften parallel zu trainieren, das wäre nicht machbar gewesen. Jetzt will sich Gerguri voll auf den Seniorenbereich konzentrieren und dort seine gesteckten Ziele erreichen.

Und darauf freut er sich. „Die Sportfreunde Siegen sind ein Traditionsverein. Sie sind deutschlandweit bekannt und da steckt eine emotionale Fan-Szene hinter“, schwärmt Gerguri. „Es ist ja schon toll, vor 100 Leuten zu spielen. Aber wenn dann da hunderte von begeisterten Fans im Stadion stehen… Ich lebe den Verein einfach.“