Vorwürfe, Entlassung, Millionen-Minus - Gesundheitscamp vor dem Aus
Investor HCC: „Für uns ist Schluss“
- Kirchhundem, 05.06.2024
- Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider
Rahrbach. Das Gesundheitscamp in Rahrbach steht vor dem Aus. Die Einrichtung für adipöse Kinder und Jugendliche ist seit Mitte Mai geschlossen. „Vorübergehend“, hieß es zunächst. Doch offenbar gehen die Lichter aus, denn laut einer Pressemitteilung des Investors Healthcare Company AG (HCC AG) soll die Einrichtung in Rahrbach abgewickelt werden.
Grund sind finanzielle Schwierigkeiten der Betreiberfirma Kids Health Group Kirchhundem (vorher Gesundcamp Kinderreha Kirchhundem GmbH) und eine regelrechte Schlammschlacht, in deren Zentrum ein früherer Geschäftsführer der Rahrbacher Einrichtung steht.
Die in Frankfurt ansässige HCC AG hat sich entschieden, kein Geld mehr in die Betriebsgesellschaften von Einrichtungen für adipöse Kinder zu stecken. Zum umfangreichen Firmengeflecht unter dem Dach der HCC AG (zuvor Stranger + Friends Real Estate, Köln) gehören etwa zehn Gesundcamp-GmbHs. „Dieser Geschäftsbereich wird aufgrund von Auseinandersetzungen im Gesellschafter- und Geschäftsführerkreis endgültig aufgegeben“, teilte das Unternehmen am Montag, 3. Juni, in einer Pressemitteilung mit.
Eike Steppe, Vorstandsprecher der HCC AG, wird wie folgt zitiert: „Wir haben in den letzten zwei Jahren fast 4 Millionen Euro in das Konzept investiert und die Betriebsgesellschaften wirtschaftlich unterstützt.“ Grund für die Beendigung der Investitionen sei das Verhalten zweier ehemaliger Geschäftsführer, die das Konzept und die Betriebsgesellschaften vorsätzlich geschädigt hätten.
Steppe: „Die Gesellschaft wurde durch monatliche Gehälter von mehr als 100.000 Euro für die beiden Geschäftsführer und die drei leitenden Ärzte mutwillig ausgehöhlt.“ Die gesamten Gehaltskosten für die Einrichtung in Rahrbach hätten im Durchschnitt bei 300.000 Euro monatlich gelegen – und das bei zuletzt nur 35 Patienten.
Die HCC AG will nach eigenen Angaben die Einrichtung in Kirchhundem nun abwickeln werden. Dazu Eike Steppe: „Wir versuchen, gemeinsam mit den Rechtsanwälten für alle Mitarbeiter eine Lösung zu finden.“ Man sehe angesichts von Forderungen von 4 Millionen Euro keine Möglichkeit, das Reha-Konzept unter eigener Regie fortzuführen. „Für uns ist Schluss,“ so Steppe. Man versuche, mit Banken und Investoren eine Lösung zu finden, um das Engagement von 4 Millionen Euro zu sichern.
Vor zweieinhalb Wochen klang es bei der HCC AG noch anders. „Wir sind überzeugt, (…) das Gesundcamp Kirchhundem auf einen erfolgreichen Kurs zurück zu führen. Die Restrukturierung des Gesundcamps Kirchhundem ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass diese wertvollen Dienstleistungen auch in Zukunft zur Verfügung stehen“, wird Vorstandssprecher Eike Steppe in einer Mitteilung von Mitte Mai zitiert.
Mit einer Presseerklärung meldete sich am Dienstag, 4. Juni, auch die Gesundcamp Holding GmbH (Muttergesellschaft der Kirchhundemer GmbH) zu Wort und vermeldete „noch einmal“ die fristlose Entlassung des medizinischen Geschäftsführers. Grund seien eine „Reihe schwerwiegender Vorwürfe und Verfehlungen, die durch eine intensive interne Untersuchung offengelegt wurden“.
Die Tochtergesellschaft der Gesundcamp Holding GmbH sehe sich durch die finanziellen Unregelmäßigkeiten wirtschaftlich bedroht. Allerdings ist in dieser Mitteilung nicht vom endgültigen Aus die Rede. „Die Einrichtung in Kirchhundem hat derzeit vorübergehend geschlossen, um den durch die Geschäftsführer verursachten Schäden zu beheben.“