Bewerbermangel und mangelnde Grundkenntnisse gefährden Ausbildungserfolg

IHK-Umfrage in Siegen/Olpe


  • Kreis Olpe, 23.06.2024
  • Wirtschaft , Schule & Bildung
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Symbolfoto. von Pixabay.com
Symbolfoto. © Pixabay.com

Kreis Olpe/Siegen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen hat in einer umfassenden Umfrage unter 270 Ausbildungsbetrieben alarmierende Erkenntnisse über den aktuellen Stand der betrieblichen Ausbildung in der Region gewonnen.


In einer Präsentation in der IHK-Geschäftsstelle Olpe stellten Dirk Pöppel, stellvertretender Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses, André Arenz von der IG Metall Olpe und Sabine Bechheim, Geschäftsführerin der IHK Siegen, die Ergebnisse vor.

Die befragten Betriebe unterstreichen, dass die Ausbildung eine zentrale Rolle für den Unternehmenserfolg spielt. Trotz intensiver Bemühungen, Auszubildende zu gewinnen und zu halten, bleibt ein großer Teil der Ausbildungsplätze unbesetzt. Ein signifikanter Rückgang qualifizierter Bewerbungen im gewerblich-technischen und kaufmännischen Bereich erschwert die Situation zusätzlich. „Der Aufwand, um Auszubildende erfolgreich zur Abschlussprüfung zu bringen, ist heute ungleich höher als früher“, konstatierte Dirk Pöppel.

Über 70 Prozent der Betriebe bemängeln die Mathematikkenntnisse der Auszubildenden, und 67 Prozent sehen eine Verschlechterung der Deutschkenntnisse im Vergleich zu früheren Jahren. Auch Fremdsprachenkenntnisse seien trotz frühem Englischunterricht und höherer Schulabschlüsse schlechter geworden. Einige Betriebe berichten erstmals von Ausbildungsabbrüchen oder Prüfungsdurchfallern, was an der „Ausbilderehre“ kratzt.

Kritik am Schulsystem

Die Betriebe bewerten das aktuelle Schulsystem mit einer „glatten Fünf“. Über drei Viertel der Betriebe bevorzugen Schulabgänger mit einem Mittleren Schulabschluss, während die Schulpolitik verstärkt auf Gesamtschulen und Gymnasien setzt. „Hier in der Region macht man Karriere mit Lehre, ggf. plus Fortbildung“, so Sabine Bechheim. Das Studium sei in weniger als drei Prozent der befragten Unternehmen für ein Fortkommen erforderlich.

Dirk Pöppel und André Arenz heben die Notwendigkeit einer besseren Vorbereitung der Schüler auf die Berufswelt hervor. Schulen sollten nicht nur Studienorientierung, sondern auch duale Ausbildung und höhere Berufsbildung gleichgewichtig vermitteln. Einige Gymnasien bieten bereits eine gute und neutrale Berufsorientierung, dies sollte jedoch flächendeckend der Fall sein.

Gemeinsame Initiative zur Verbesserung der Ausbildung

Sabine Bechheim erklärte, dass die IHK Siegen zusammen mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern an einer Verbesserung der Berufsausbildung arbeitet. Einige Betriebe kompensieren mangelnde Schulbildung mit Werksunterricht und sozialpädagogischer Betreuung. Die IHK bietet hierzu Unterstützung an. Bechheim betont, dass politisches Handeln dringend erforderlich ist, um das duale Ausbildungssystem zu stärken.

Abschließend kündigte André Arenz an, dass im zweiten Halbjahr auch Schüler und Auszubildende befragt werden sollen, um aus den Ergebnissen gemeinsam Ideen für positive Veränderungen zu entwickeln.

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