Brut- und Setzzeit: Wildtierbabys in Ruhe lassen

Naturschutz


  • Kreis Olpe, 02.06.2023
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  • Von Claudia Wichtmann
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Junge Wildtierbabys wirken vielleicht manchmal hilflos, sind es aber nur selten. von Pixabay
Junge Wildtierbabys wirken vielleicht manchmal hilflos, sind es aber nur selten. © Pixabay

Kreis Olpe. Von April bis Juli ist Brut- und Setzzeit. Das heißt, Wildtiere ziehen ihren Nachwuchs groß. Wie können Spaziergänger Wildtierjunge schützen? Und was tun, wenn man ein vermeintlich verlassenes Tierbaby findet? „In Ruhe lassen“, betont Julian Vetter, Förster für Waldflächen in der Gemeinde Finnentrop.


Zu den Wildtieren im Kreis Olpe zählen Sing- und Greifvögel, Rehe, Wildschweine, Füchse, Feldhasen, Marder, Bilche und viele mehr. Sie alle haben gerade viel damit zu tun, ihre Jungen großzuziehen und aufs Leben vorzubereiten.

Die wichtigsten Verhaltensregeln für Spaziergänger während der Brut- und Setzzeit sind: Hunde an die Leine, Wege nicht verlassen und vor allem - Wildtierkinder in Ruhe lassen.

Nicht anfassen

Viele Wildtierarten lassen ihre Jungen alleine und kommen mehrmals täglich zum Säugen zurück. Damit verhindern sie, dass Feinde auf den Nachwuchs aufmerksam werden. Es ist also Überlebensschutz. „Verlassene Jungtiere sollte man wirklich in Ruhe lassen. Zu 90 Prozent sind sie gesund und es ist ein natürlicher Vorgang, dass sie alleine sind“, erklärt Julian Vetter.

Spaziergänger, die ein Jungtier finden, sollen es auf jeden Fall dort liegen lassen und dürfen es unter keinen Umständen berühren. „Sobald nur etwas menschlicher Geruch am Jungtier ist, nimmt die Mutter es nicht mehr auf.“

Vermeintlich verlassene Tierkinder brauchen nur selten Unterstützung. Die Mutter kehrt mehrmals täglich wieder zu ihnen zurück. von Pixabay
Vermeintlich verlassene Tierkinder brauchen nur selten Unterstützung. Die Mutter kehrt mehrmals täglich wieder zu ihnen zurück. © Pixabay

Vor allem Rehe legen ihre Kitze oft in Wegnähe ab. Julian Vetter betont: „Darum ist es so wichtig, Hunde anzuleinen und die Wege nicht zu verlassen.“ Die Ricke setzt ihre Kitze circa 20 bis 30 Meter voneinander entfernt ab. „Das ist Risikominimierung. Wenn der Fuchs eines der Kitze holt, überlebt wenigstens das andere.“

Auch für Jungvögel am Boden gilt: Bitte in Ruhe lassen. „Manche Vogelarten sind Bodenbrüter, ihre Jungvögel werden in dieser Zeit flügge“, begründet Julian Vetter. Wer hier eingreift, stört den Entwicklungsprozess des Jungtieres und häufig bezahlen gesunde Jungvögel, wie die meisten wilden Jungtiere, eine vermeintlich gute Tat mit dem Tod.

Vorsicht vor Wildschweinen

Wildschweine haben inzwischen ganzjährig Frischlinge und gehören zu den wenigen Wildtierarten, die in Rotten auftreten. Bei einer Begegnung mit einer Wildsau und ihren Jungen solle man sich ruhig verhalten und umgehend den Rückzug antreten. „Auf keinen Fall ihnen entgegen gehen“, rät der Förster.

Hunde müssen sofort angeleint werden. Denn die Muttersäue sind insbesondere Hunden gegenüber angriffslustig – sie wollen ihren Nachwuchs schützen.

Tierfamilien im Garten

Manche Wildtiere ziehen ihren Nachwuchs im Garten groß. Auch hier sollten sie ungestört bleiben. Sie umzusetzen bedeutet lebensbedrohlichen Stress. „Wenn sie alleine in den Garten hereingefunden haben, finden sie auch auch alleine wieder heraus“, sagt Julian Vetter.

Hecken und hohe Gräser im Garten bieten Schutz für die Tiere und sollten stehen gelassen werden. Das Heckenschneiden ist in der Zeit von März bis September aus Tier- und Naturschutzgründen verboten, Form- und Pflegeschnitte sollten in der Brut- und Setzzeit allerdings auch nicht ausgeführt werden. Wer eine Tierfamilie in seinem Garten beherbergt, lässt Hund und Katze in dieser Zeit lieber nicht frei herumlaufen.

Tierfamilien im Garten brauchen Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten. von Pixabay
Tierfamilien im Garten brauchen Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten. © Pixabay

Ein Wildtier mitzunehmen erfüllt den Tatbestand der Wilderei und kann angezeigt werden. Bei Unsicherheit, ob das Tier Unterstützung braucht, kann man sich an den Jagdpächter wenden. Er kann am besten einschätzen, ob Hilfe notwendig ist und kennt den korrekten Umgang mit Wildtieren in Not. Julian Vetter weiß: „In fast allen Fällen wissen die Tiere sich selbst zu helfen und es ist nicht nötig, einzugreifen.“

Richtiges Verhalten während der Brut- und Setzzeit:
  • Hunde anleinen
  • Wege nicht verlassen
  • Tierjunge in Ruhe lassen, nicht berühren! Bei Unsicherheit den Jagdpächter informieren
  • Wildtiere nicht füttern
  • Hecken und hohe Gräser im Garten stehen lassen, Form- und Pflegeschnitte vermeiden
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