Dr. Gerhard Schneider erhält Kulturpreis des Kreises Olpe

Kunstsammler für außergewöhnliches Engagement geehrt


  • Kreis Olpe, 31.05.2023
  • Kultur
  • Von Miriam Walkenbach
    Profilfoto Miriam Walkenbach

    Miriam Walkenbach

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Topnews
Dr. Gerhard Schneider (links) hat den Kulturpreis des Kreises Olpe erhalten. Die Verleihung erfolgte durch Landrat Theo Melcher. von Miriam Walkenbach
Dr. Gerhard Schneider (links) hat den Kulturpreis des Kreises Olpe erhalten. Die Verleihung erfolgte durch Landrat Theo Melcher. © Miriam Walkenbach

Olpe/Kreis Olpe. Dr. Gerhard Schneider hat den Kulturpreis des Kreises Olpe erhalten. Der große Saal des Kreishauses war am Dienstag, 30. Mai, gefüllt mit Menschen aus Kultur, Politik und Weggefährten des Preisträgers.


Dr. Gerhard Schneider aus Rhode lebt seit 1983 im Kreis Olpe und widmet sich seit dieser Zeit vor allem den Künstlern, die Anfang des letzten Jahrhunderts gewirkt haben und deren Werke unter der Naziherrschaft verachtet, versteckt oder zerstört worden sind. In seiner Sammlung finden sich rund 6.000 Werke von über 600 Künstlern.

Den Auftakt der Veranstaltung machten Peter Hoberg (Klavier) und Vitali Kellermann (Gitarre) mit „Adios Nonino von Astor Piazzolla“. Der Vorsitzende des Ausschusses für Sport und Kultur des Kreises Olpe, Michael Hecken, begrüßte die anwesenden Gäste, zu denen die ehemalige stellvertretende Ministerpräsidentin von NRW, Sylvia Löhrmann zählte.

Der Kulturpreis ist die höchste Auszeichnung des Kreises Olpe für kulturelles Engagement. Hecken hob hervor, dass ohne die Hartnäckigkeit von Schneider ein kultureller Schatz verlorengegangen wäre.

Auch Landrat würdigt Arbeit

Im Anschluss würdigte auch Landrat Melcher die herausragende Arbeit des Kunstsammlers, bevor er Dr. Schneider den Kulturpreis überreichte. Kultur brauche Menschen, die sie erschafft, aber auch Menschen, die die Werke anderen zugänglich machen und sie erhalten, so Melcher.

Nach einer weiteren musikalischen Einlage hob Dr. Rolf Jessewitsch, Kunsthistoriker und Museumsdirektor a. D., zu seiner Laudatio an. Während des Zweiten Weltkriegs sind in Deutschland rund 21.000 Kunstwerke von 1.600 Künstlern aus Museen gestohlen, versteckt, ins Ausland verkauft oder verbrannt worden.

Dr. Gerhard Schneider (links) hat den Kulturpreis des Kreises Olpe erhalten. Die Verleihung erfolgte durch Landrat Theo Melcher. von Miriam Walkenbach
Dr. Gerhard Schneider (links) hat den Kulturpreis des Kreises Olpe erhalten. Die Verleihung erfolgte durch Landrat Theo Melcher. © Miriam Walkenbach

Dr. Schneider hat in den letzten 40 Jahren nichts unversucht gelassen, diese Werke von oftmals verfolgten, diffamierten oder vergessenen Künstlern zusammenzutragen und ihre Geschichten wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Ausgeprägtes Erinnerungsvermögen

Dr. Jessewitsch hob das ausgeprägte Erinnerungsvermögen des Preisträgers hervor sowie seine Beharrlichkeit, ohne die er nicht so viel erreicht hätte. Drei Kataloge und zahlreiche Ausstellungen in ganz Deutschland und Europa haben zum Umdenken geführt, was die vergessene Künstlergeneration betrifft.

Erinnerung sei ein Prinzip – und seine Motivation, die Kunstsammlung aufzubauen und sein Wissen darüber weiterzugeben sowie die Werke öffentlich zugänglich zu machen, liegen darin, dass er sich schäme für das, was den Künstlern in den Kriegsjahren angetan wurde. Jetzt gelte es, diese Leistungen der vergessenen Generation zu würdigen. Dr. Schneider gilt zudem als Ansprechpartner für Nachlassverwalter in ganz Deutschland.

Beitrag zur Bewusstseinsschärfung

Nach „My Way“, interpretiert von Claude Francois, bedankte sich Dr. Schneider für die Anerkennung seiner Lebensaufgabe und zitierte einen Teil aus dem Stundenbuch von Rainer Maria Rilke. Er möchte beitragen zur Bewusstseinsschärfung und wies auf kommende Ausstellungen im Herbst 2024 in Arnsberg hin, zum Thema „Zeiten des Umbruchs“, in Gedenken an das Attentat auf Hitler, das sich dann zum 80. Mal jährt.

Auch seine Frau habe Anteil an dem Preis, so Dr. Schneider, da sie seine Sammelleidenschaft und die Arbeit stets mitgetragen habe. „Ich tat, was ich tun musste. Ich tat es my way“, resümierte der Preisträger, bevor es zum Empfang überging.

Artikel teilen: