Gipfeltag für Fabian: Sauerländer auf dem achthöchsten Berg der Welt

Grenzerfahrung im Himalaya


  • Kreis Olpe, 07.10.2024
  • Sport , Verschiedenes
  • Von Lorena Klein
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Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. von privat
Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. © privat

Kreis Olpe/Nepal. Bergsteiger Fabian Arens ist wieder angekommen – auf sicherem Boden und bei Familie und Freunden in seiner Heimat im Sauerland. Adrenalin- und Sauerstoffpegel haben sich wieder normalisiert, und so ganz begreifen kann der 30-Jährige es noch nicht. Denn er hat es wirklich geschafft: Fabian hat den achthöchsten Berg der Welt, den Manaslu im Himalaya, erklommen.


8.163 Meter. Die waren für Fabian Arens, gebürtig aus dem Attendorner Dorf Röllecken, ein langersehntes Ziel. Nun stand er tatsächlich dort oben: auf dem Gipfel des Berges Manaslu. Fabians erster Achttausender und der achthöchste seiner Art.

Jetzt lehnt Fabian entspannt im Stuhl eines Cafés, auf wenigen hundert Metern über Normalnull. Und in seiner Stimme schwingt ein unverkennbarer Unterton mit: Stolz.

„Emotionale Achterbahnfahrt“

„Es war eine emotionale Achterbahnfahrt – jeden Tag“, erzählt der 30-Jährige. Rund ein Jahr hat er sich mit intensivem Training auf die Expedition im Himalaya vorbereitet, für die er sich mit Erfolg beworben hatte. So wie auch sechs weitere Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus der ganzen Welt.

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Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen.

Sie alle werden von professionellen Guides in ihrem eigenen Tempo begleitet. Bergsteiger-Berühmtheit „Nimsdai“ habe entgegen der ursprünglichen Planung nicht dabei sein können, dafür sei die Gruppe von vielen weiteren „Legenden“ unterstützt worden, berichtet Fabian. Und reist gemeinsam mit LokalPlus zurück an den Start seines Abenteuers in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu...

Nach einem Briefing verbringt die Gruppe zunächst zwei Tage zur Akklimatisierung in Samagaun, auf rund 3.700 Metern Höhe. Von dort aus führt die Route über vier Base Camps: 5.700, 6.300, 6.800 und 7.500 Meter. Und dann bis zum Gipfel: 8.163 Meter.

Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. von privat
Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. © privat

„Go high, sleep down“, heißt das Motto für die Bergsteiger. Nach einem Anstieg geht es also zur Rast immer wieder ein Stück nach unten. „Sodass sich der Körper unten wieder von den Strapazen von oben erholen kann“, erklärt Fabian das Prinzip dieser sogenannten „Rotations“.

Durchhalten im Ausnahmezustand

Die Auswirkungen dieser Strapazen holen ihn in Camp 2 ein. Bei Fabian, der bisher voller Motivation und Energie dabei war, kommen erstmals Zweifel auf. „Ich hatte starke Kopfschmerzen und war sowas von fertig“, erzählt er. Ein Symptom der Höhenkrankheit. Muss er abbrechen?

Nein, ist Fabian nach dem Zuspruch der Guides entschlossen. „Schieb jetzt alles beiseite, du schaffst das“, habe er sich gesagt. Und tatsächlich geht es kurze Zeit später wortwörtlich wieder bergauf, der Schmerz löst sich in Luft auf.

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Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen.

Unzählige Trainingsstunden und viel Durchhaltevermögen – die Mischung macht‘s am Berg. „Man muss aus seiner Komfortzone kommen, um zu wissen, was der Körper alles leisten kann“, ist Fabian überzeugt.

Generell herrscht dort oben Ausnahmezustand. Temperaturen: weit im zweistelligen Minusbereich. Zu trinken: gekochter Schnee mit hinzugefügten Elektrolyten. Schlaf: wenige Stunden pro Nacht. Luft: dünn.

Über Nacht bis an die Spitze

Am Tag des „Summit Pushs“, dem Gipfeltag, ist das Wetter perfekt. „Genau den Tag wollte ich nutzen“, erzählt Fabian. „Obwohl ich nicht geschlafen hatte, fühlte ich mich sehr stark.“ Am späten Nachmittag bricht er mit seinem Guide zur letzten Etappe auf. Gehen, stehenbleiben, durchatmen. Jedes Mal aufs Neue. Fabian ist „im Flow“.

Es bis ganz nach oben zu schaffen, ist eine Herausforderung für sich. Als einziger Bergsteiger der Gruppe hat Fabian sich zudem das Ziel gesetzt, ohne zusätzlichen Sauerstoff die Spitze zu erreichen.

Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. von privat
Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. © privat

Auf 7.800 Metern, bereits angekommen in der „Todeszone“, hat er seine persönliche Grenze erreicht. Nach langem Überlegen entscheidet er, ab hier mit zusätzlichem Sauerstoff weiterzumachen – „aber nur, weil ich so unglaublich gefroren habe“. Ohne halten es nur wenige bis zu diesem Punkt durch, weiß Fabian und ist stolz auf seine Ausnahmeleistung.

„Mein Körper war auf einmal wieder da“, beschreibt er das Gefühl, als der Sauerstoff aus der Flasche seine Lungen füllt. Mit neuem Anschwung bewältigt er mit seinem Guide die letzten Meter bis zum Ziel. Auf dem Plateau stehen Bergsteiger mitten in der Nacht Schlange.

Um 4 Uhr nachts blickt Fabian dann selbst vom achthöchsten Berggipfel der Welt auf den Himalaya. „Es war niemand da. Die Sonne ging auf und es war ein wunderschöner Gipfeltag“, schwärmt er. „Die emotionale Achterbahn war am Höhepunkt angekommen.“

„Es war niemand da. Die Sonne ging auf und es war ein wunderschöner Gipfeltag”
— Fabian Arens, Bergsteiger mit Wurzeln in Röllecken

Fünf Wochen lang dauert die Expedition insgesamt, für den Auf- und Abstieg braucht er zwei Tage. Ungewöhnlich schnell, das hätten auch die anderen bewundernd anerkannt. Vor allem aber ohne Verletzungen. Bei Überschwemmungen durch extremen Monsun-Regen sind in Nepal in den vergangenen Wochen zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Die starken Unwetter bedeuten für Fabian und seine Gruppe einige Tage in Isolation, doch sie alle sind sicher.

Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. von privat
Eine Grenzerfahrung im Himalaya: Fabian Arens, gebürtig aus Röllecken, hat den achthöchsten Berg der Welt erklommen. © privat

Mit einer Tracking-App können Freunde und Familie Fabian verfolgen und mit ihm kommunizieren. Wieder angekommen in Kathmandu, startet der Bergsteiger einen Videoanruf mit seiner Freundin Anne. Erleichterung.

Was er da in den vergangenen Wochen geleistet hat, sickert erst jetzt wirklich in Fabians Bewusstsein. Nach dem Wiedersehen im Sauerland kehren er und seine Freundin nun zurück in die Wahlheimat: Zermatt in der Schweiz. Fabians Abenteuerdurst ist jedoch noch nicht gestillt. 2026 möchte er eine Ausbildung zum Bergführer beginnen und ist dafür derzeit auf der Suche nach Sponsoren. „Mein Traumberuf“, erklärt Fabian. Und vielleicht auch der Schlüssel, um neue Höhen zu erklimmen.

Mehr über Fabians Weg zu seinem ersten Achttausender-Gipfel lest ihr hier:


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