Hinter den Kulissen: So läuft ein EM-Arbeitstag für Christina Graf
Interview mit ARD-Kommentatorin
- Kreis Olpe, 28.07.2024
- Sport
- Von Nils Dinkel

Altenhundem. Als Fußball-Kommentatorin hat Christina Graf die Europameisterschaft im eigenen Land hautnah miterlebt und konnte fünf Spiele live in der ARD kommentieren. Mit LokalPlus sprach die 38-jährige Altenhundemerin über ihre Erlebnisse. Eine Situation raubte ihr kurzzeitig die Sprache. Was das war und wie Christina Grafs weiteren Pläne aussehen, lest ihr im zweiten Teil unseres Interviews.


Wie sieht dein typischer Arbeitstag während eines Turniers aus?
Das lässt sich nicht ganz so einfach beschreiben, weil jeder Tag recht anders ist. Vor allem weil wir auch viel reisen mussten. Es gibt natürlich viel zu lesen um Informationen auf allen möglichen Wegen einzuholen. Wir sprechen viel, tauschen uns aus, sehen uns viel Fußball an.
Mit Michael Boris habe ich bei den großen Männer-Events einen Assistenten dabei. Er ist der ehemaliger Trainer der Sportfreude Siegen, der mittlerweile in Ungarn trainiert. Wir analysieren die Teams gemeinsam, gehen zu Pressekonferenzen, tauschen uns dort mit Verantwortlichen und auch Kollegen aus den jeweiligen Nationen aus.
„Das ist schon eine sehr intensive Vorbereitung.”
Das ist schon eine sehr intensive Vorbereitung. Manchmal ist es schon fast ein bisschen zu viel, was man an Informationen aus allen Richtungen bekommt, für diese wesentlichen 90 Minuten, wo einfach auch Fußball läuft.

Am Spieltag gehen wir etwa 3 bis 4 Stunden vorher ins Stadion, schauen uns den Arbeitsplatz an und testen die Technik. Es gibt letzte Absprachen und dann startet die Sendung. Kurz darauf gibt es auch schon das 'Go' für uns.
Welche Mannschaft hat dich bei dieser EM am meisten beeindruckt und warum?
Wie so viele, denke ich die Spanier. Wir haben sie direkt im ersten Spiel zum Auftakt gehabt und das war schon sehr beeindruckend. Wir haben schon viel von ihnen erwartet, weil sie zwar vorher vielleicht nicht die Ergebnisse hatten, aber weil man in der Analyse schon sehen konnte: Da kommt ein Riesen-Pfund.

Dass sie das so ohne Niederlage durchgezogen haben, trotz dieser jungen Spieler auf entscheidenen Positionen, auf denen der Druck lastete, das war schon sehr beeindruckend. Mir hat ihr Fußball Spaß gemacht. Eine Mannschaft, die wirklich verdient Europameister geworden ist. Ich glaube, das geht unterm Strich allen so, auch wenn es gegen Deutschland sehr eng war und sie den deutschen Fans wirklich weh getan haben.
Aber auch Slowenien und die Slowakei, die auch gute Spiele gezeigt haben, wo vielleicht etwas mehr noch über Teamgeist und Emotion lief, beeindruckten mich.
„Es gab eine ganz kuriose Szene, die schon teilweise witzig war.”
Hast du besondere Anekdoten oder Geschichten aus der Zeit bei der EM erlebt, die du mit uns teilen kannst oder einen Moment erlebt, der dich besonders emotional berührt hat?

Es gab eine ganz kuriose Szene, die schon teilweise witzig war. Thomas Broich und ich waren im Stadion. Wir hatten natürlich super Plätze. Aber irgendwie war uns das von den Stühlen her nicht hoch genug und wir wollten ein bisschen höher sitzen. Das ging irgendwie nicht. Dann haben wir uns hingestellt. Da waren wir einem Reporter bei einem bestimmten Winkel scheinbar irgendwie im Weg. Dann hat er vor hinten eine Flasche Wasser auf uns geworfen.

Wir haben uns nicht verletzt, es tat auch nicht weh, das war für uns aber während den 90 Minuten live schon so ein Moment, wo wir uns angucken mussten und schmunzelten: Okay was war das jetzt? Das hat, glaube ich, kein Zuschauer vorm TV gemerkt, aber wir haben uns versucht kleiner zu machen und dann konnte der Kollege auch wieder sehen.
„Dieser Sommer wird auf jeden Fall nicht langweilig!”
Was mich sonst emotional berührt hat? Schwer zu sagen. Wirklich vieles! Ich finde die Momente der Hymnen immer besonders, wenn man weiß, da sind jetzt Spieler, die haben was erreicht, was sie unbedingt erreichen wollten und wovon sie schon immer geträumt haben. Das ist für mich auch immer ein ganz emotionaler Moment.


Was sind deine Pläne nach der EM 2024?
Da sind wir jetzt schon angekommen: Die Olympischen Spiele stehen an. Ich werde dort auch als Reporterin wieder dabei sein. Ich kommentiere Badminton und fasse teilweise noch Frauenfußball zusammen. Hin und wieder bin ich vielleicht noch als Reporterin im Tennis unterwegs. Danach folgen noch die paralympischen Spiele. Das ist das, was ansteht. Dieser Sommer wird auf jeden Fall nicht langweilig, bevor es dann nachher mit der Bundesliga für die Sportschau weiter geht.
Wir danken herzlich für die spannenden Einblicke und wünschen dir weiterhin viel Erfolg in deiner Karriere!
