Insolvenzen und Minusgeschäfte: Der Gastronomie geht es schlecht
Wiedereinführung der 19 Prozent Mehrwertsteuer
- Kreis Olpe, 25.11.2024
- Verschiedenes
- Von Jana Becker
Kreis Olpe. Seit Januar gilt für Restaurants wieder die Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Während einige Gastronomen nur Zurückhaltung bei ihren Gästen beobachten, ist die Steuererhöhung für andere eine finanzielle Belastung, die neben weiteren Problemen zu Minusgeschäften und vermehrten Insolvenzen in der Branche führt – auch hier in der Region.
Die Senkung der Mehrwertsteuer für Restaurants auf sieben Prozent wurde 2020 als Reaktion auf die Corona-Pandemie eingeführt. Die Subventionierung der Branche wurde dann aufgrund der Inflation bis Ende 2023 beibehalten. Seit Januar 2024 beträgt die Mehrwertsteuer für Restaurants beim Verzehr im Lokal nun wieder 19 Prozent.
Knapp elf Monate nach der Wiedereinführung der 19 Prozent, geht es der Gastronomiebranche nicht gut, wie Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Westfalen (DEHOGA), weiß. Denn die Erhöhung der Mehrwertsteuer um 12 Prozentpunkte macht sich auch im Endpreis der Gerichte bemerkbar. „Viele Gäste sind nicht willens und auch nicht in der Lage, das zu bezahlen“, so Lars Martin.
Das sei aber nicht das einzige Problem, dem sich Gastronomen aktuell stellen müssten, sagt Lars Martin. „Hinzu kommt, dass sowohl die Lebensmittelkosten als auch die Personalkosten und die Energiekosten gestiegen sind.“ Außerdem herrsche ein akuter Mitarbeitermangel in der Branche und die zunehmende Bürokratisierung erschwere zusätzlich die Arbeit. „Der Gastronomie macht das wenig Spaß“, fasst er zusammen.
Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Gegenüber 2019 (dem Jahr vor der Pandemie) hat die Gastronomie bis Ende August 2024 16,7 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet. Und dieses Jahr weist bereits fünf Monate auf, in denen der Umsatz der Branche im Minus lag.
Das Ergebnis: Die Zahl der Insolvenzen steigt und Restaurants schließen. „Das ist auch hier beobachtbar. Gerade in Südwestfalen schließen Betriebe, die lange Jahre generationenübergreifend im Geschäft waren“, erklärt Lars Martin.
So dramatisch ist die Situation beim Restaurant Flurschütz in Saalhausen nicht. Auch hier wurden die Preise der Gerichte nach der Mehrwertsteuererhöhung neu kalkuliert. Inhaber und Küchenchef Edgar Rameil merkt beim Gästezulauf aktuell allerdings keine Veränderung. Trotzdem hat sich etwas verändert: Er stellt bei seinen Gästen eine leichte Zurückhaltung fest.
„Einen Gästerückgang können wir nicht beobachten, aber definitiv einen Konsumrückgang“, berichtet er. „Die Gäste kommen zwar noch, bestellen aber keine hochwertigen Gerichte.“ Diese Zurückhaltung mache sich auch in den Vorspeisenbestellungen bemerkbar, die seltener werden.
Von Kollegen hört Edgar Rameil ähnliche Verhaltensweisen bei den Gästen. Von Problemen wie Minusgeschäften und drohender Insolvenz ist hier aber niemand betroffen.
Laut Lars Martin ist das aber nicht bei allen Restaurant-Betrieben so. „Vor allem im ländlichen Bereich haben Restaurants Schwierigkeiten, wirtschaftlich zu arbeiten. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Es muss eine Lösung her“, macht er deutlich.
Die DEHOGA fordert deshalb, die Mehrwertsteuer für Restaurants wieder auf sieben Prozent zu senken. Den Satz zahlen auch Lieferdienste und Essen-To-Go-Anbieter, solange sie keine Sitzgelegenheiten haben. „Es muss wieder Spaß machen, selbstständig in der Gastronomie zu arbeiten“, fordert Lars Martin.