Ist Kirche nichts mehr für junge Menschen - oder muss sich nur was ändern?
Glauben und Gottesdienst differenzieren
- Kreis Olpe, 25.12.2024
- Glaube & Religion
- Von Nicole Voss

Kreisgebiet. Heiligabend: Die Kirchen sind voll wie an keinem anderen Tag im Jahr. Viele Menschen besuchen einen der Gottesdienste, um sich so auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Ansonsten herrscht in den Kirchen oftmals gähnende Leere. Viele junge Menschen können mit der Kirche nicht mehr viel anfangen.

Theresa Bartz (36), seit Anfang Dezember hauptberufliche Leiterin des Jugendspirituellen Netwerkes „Tabor“ macht im Gespräch mit LokalPlus-Redakteurin Nicole Voss deutlich, was für junge Menschen wichtig ist, woran es hakt und was „Tabor“ anders macht.
Wichtig sei es junge Menschen in der Kirche und junge Menschen, die glauben, zu trennen. Soll heißen: Die Kirche müsse sich die Frage stellen: Sind die Messen für junge Menschen wichtig, oder gibt’s andere Wege, auf denen die Botschaft vermittelt werden kann.


„Auf jeden Fall sollte jeder wissen, dass er gut ist, so wie er ist. Bei den Angeboten von „Tabor“, aber auch in der Kirche, komme es nicht auf Leistung an. Die Kirche ist nicht der Weg, um das zu vermitteln. Da finden junge Menschen wenige Gleichgesinnte“, erklärt Theresa Bartz.


In den fünf Jahren seit der Gründung, sei „Tabor“ geprägt davon, immer wieder neu zu schauen, was laufe und was verändert werden könne. Das Jugendspirituelle Netzwerk geht dabei auch besondere und außergewöhnliche Wege. „Neue Wege finden ist eben ein Prozess“, so Theresa Bartz.
Als Mittel dafür, nannte die 36-Jährige die „Nacht der Lichter“, die die Menschen durch ihre Atmosphäre abhole, da Licht stets mit Wärme und Wohlbefinden verbunden werde. Ein besonderes Angebot ist auch „Contact“.
Unter dem Motto: Poetrykonzert meets Party, fand die Veranstaltung Ende November zum zweiten Mal statt und lockte viele Gäste an. Das Erfolgsrezept: Party und Kirche mit christlich geprägter Musik, Dj und netten Leuten verbinden.

„Jungen Menschen fehlt eben die traditionelle Anbindung an die Kirche. Sie prüfen, was ihnen guttut und wollen nichts „übergestülpt“ bekommen. Das heißt nicht, dass sie nicht glauben. Manchmal sind es eher kleine Runden, in denen sich junge Leute über Glauben und Lebensfragen austauschen“, hebt Theresa Bartz hervor.
Die größte Herausforderung sei es, zu vermitteln, dass der Glaube hilfreich und relevant sein könne. Da sei an vielen Stellen ist Faden abgerissen. Auch wenn die Kirchen nicht voll und die Gottesdienste dementsprechend nicht gut besucht seien, gäbe es viele die sich im Bereich der Kirche engagieren, beispielsweise bei der Aussendung des Friedenslichts oder als Pfadfinder.
„Da gibt es viele Engagement, auch von Menschen, die nicht unbedingt in der Kirche zu finden sind. Da sind wir von „Tabor“ näher dran“, betont Theresa Bartz. Da stellt sich die Frage: „Ist die klassische Kirche noch zu retten?“

Ja, wenn sie sich von dem Üblichen und wie es war löst. Die Kirche als Glaubensgemeinschaft kann sich retten. Das hängt von den Menschen ab, die sie prägen. Auch „Tabor“ funktioniert nur mit und nicht nur für junge Menschen.
