Millionendefizit und geringe Auslastung - „Möglichkeiten sind ausgereizt“

GFO zur Debatte um Klinikstandort Lennestadt


Topnews
Das St. Josefs-Hospital in Altenhundem von GFO-Kliniken Südwestfalen
Das St. Josefs-Hospital in Altenhundem © GFO-Kliniken Südwestfalen

Olpe/Lennestadt. Die angekündigte Zusammenführung der beiden Geburtshilfen der GFO-Kliniken Südwestfalen (St. Martinus-Hospital Olpe und St. Josefs-Hospital Lennestadt) am Klinikstandort Olpe wird seit Wochen kontrovers und emotional diskutiert. Jetzt schaltet sich die GFO als Krankenhausträger in die Debatte ein. Sie erklärt, sie habe die Situation nicht zu verantworten, die zur Konzentration der Geburtshilfe in Olpe führt.


Ingo Morell, Mitglied der Geschäftsleitung der GFO, betont: „Ich kann die Emotionen der Menschen sehr gut verstehen. Aber wir sind auf Grund der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen jetzt an dem Punkt angelangt, wo es überhaupt nur noch darum geht, zu versuchen, wenigstens eine der beiden Geburtshilfen in Olpe und Lennestadt zu erhalten.“

Ingo Morell von der GFO-Geschäftsführung von GFO-Kliniken Südwestfalen
Ingo Morell von der GFO-Geschäftsführung © GFO-Kliniken Südwestfalen

Die GFO habe bereits seit zwei bis drei Jahren auf die schwierige Situation der Klinikstandorte in Olpe und Lennestadt und die dafür ausschlaggebenden gesundheitspolitischen Gründe hingewiesen. In der Nach-Coronazeit hätten sich die finanziellen Bedingungen für Kliniken in Deutschland so dramatisch verschärft, dass der Träger handeln müsse.

Stets rote Zahlen geschrieben

Zur Erinnerung: Vor rund 25 Jahren wechselte die Klinik in Lennestadt von der Kirchengemeinde zur Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen (KHS). Die Klinik habe seitdem dennoch weiterhin stets rote Zahlen geschrieben – in der jüngsten Vergangenheit jedes Jahr mehrere Millionen, so Morell.

Davon entfalle etwa die Hälfte auf die Geburtshilfe. Sowohl die KHS als auch die GFO nach der KHS-Übernahme hätten stets die Defizite getragen und das Haus quersubventioniert. Ingo Morell: „Das ist alles in der Öffentlichkeit sehr emotionslos und als selbstverständlich zur Kenntnis genommen worden.“

„Was sollen wir tun?“

In der öffentlichen Diskussion werde stets unterstellt, dass es nur um den Standort Lennestadt gehe. Es gehe aber um beide Standorte. Ingo Morell in Richtung der Kritiker: „Was sollen wir tun? Wir haben zunächst zur Aufrechterhaltung des Betriebs unsere Rücklagen eingesetzt. Die sind jetzt aufgebraucht. Wir hätten Lennestadt gerne weiter subventioniert, aber die Realität ist jetzt eine andere. Die personellen und finanziellen Möglichkeiten sind für uns ausgereizt.“

Gleich mehrere große Trends beeinflussen laut Morell die Situation für die Standorte in Olpe und Lennestadt: die Verlagerung von stationären Leistungen hin zur ambulanten Versorgung, der Einbruch der Patientenzahlen in Folge der Corona-Pandemie sowie hohe Inflation und Gehaltssteigerungen.

Das alles schlage sich massiv negativ in den Bilanzen der Krankenhäuser nieder. Der Standort Lennestadt sei nur noch zur Hälfte ausgelastet und die Verlagerung in den ambulanten Bereich werde noch steigen.

Dr. Gereon Blum, Geschäftsführer der KHS. von GFO-Kliniken Südwestfalen
Dr. Gereon Blum, Geschäftsführer der KHS. © GFO-Kliniken Südwestfalen

Dr. Gereon Blum, Geschäftsführer der KHS, sagte, man hätte gerne die Krankenhaus-Planungen in NRW und die Reformen auf Bundesebene abgewartet, doch bis dahin sei der Status Quo ökonomisch nicht mehr zu halten.

Die Verlagerung der Geburtshilfe Lennestadt nach Olpe und die Zusammenführung zu einer großen Fachabteilung im St. Martinus-Hospital habe finanzielle und personelle Gründe. Sowohl die Geburtshilfe in Lennestadt als auch die in Olpe seien defizitär und müssten aus rein ökonomischer Sicht müssten eigentlich geschlossen werden.

„Ausgesprochen schwerer Schritt“

„Das wollen wir aber nicht“, so Ingo Morell. „Wir haben die Geburtshilfe in Lennestadt trotz der enormen Defizite jahrelang aus Überzeugung aufrechterhalten. Deshalb ist das für uns jetzt kein einfacher Schritt, sondern ausgesprochen schwer.“

Die Geburtshilfe in Olpe ist eine Hauptabteilung mit angestellten Ärzten, die in Lennestadt eine Belegabteilung. „Wir können in Lennestadt auf Dauer auch deshalb keine Geburtshilfe mehr sicherstellen, weil wir dafür keine Ärzte finden“, so Morell. Schon jetzt gelinge das nur mit Honorarärzten, die aber nur zum Teil refinanziert werden.

Vorgaben nicht einzuhalten

Die Schwierigkeiten, Arztstellen zu besetzen, gelte für den gesamten Standort Lennestadt. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels seien die gesetzlichen Vorgaben nicht mehr einzuhalten. Das zeige beispielhaft auch die Kündigung der beiden Chefärzte der Inneren Medizin in Lennestadt. Das habe die GFO überrascht, weil sie in Gesprächen von einer langfristigen Perspektive mit den Ärzten ausgegangen sei.

Dr. Gereon Blum: „Wir überlegen derzeit, welche Versorgung wir in Lennestadt sicherstellen können. Nach heutigem Stand wird es ab Januar 2025 am Klinikstandort Lennestadt eine ambulante Versorgung und eine stationäre Innere Medizin mit integriertem Notfallzentrum, Palliativmedizin und Psychiatrie geben, unter der Voraussetzung, dass dafür die entsprechenden Fachkräfte gewonnen werden können. Alle anderen Leistungen bilden wir am Klinikstandort Olpe ab.“

Artikel teilen: