Neue Vorschriften: Sind die Karnevalsumzüge im Kreis Olpe in Gefahr?
Brauchtums-TÜV und zusätzliche Absperrungen
- Kreis Olpe, 22.01.2025
- Verschiedenes
- Von Nicole Voss

Kreis Olpe. In den Wagenbauhallen der Karnevalisten wird gerade kräftig gehämmert, geklebt, gepinselt und gewerkelt. Im Hintergrund beschäftigen sich die Verantwortlichen zusätzlich mit den neuen Vorschriften, der Abnahmen der Betriebserlaubnis und des Brauchtums-TÜVs sowie der zusätzlichen Sicherung ab den angrenzenden Straßen.


Betroffen sind im Kreis Olpe die karnevalistischen Lindwürmer in Drolshagen, Eichhagen, Saalhausen, Schönau, Attendorn und Grevenbrück.
Da es im vergangenen Jahr vier Todesfälle bei Karnevalsumzügen (nicht im Kreis Olpe) gegeben hat, wurden die Vorschriften novelliert und das Ergebnis den Vertretern der Karnevalsvereine vom Bund Deutscher Karnevalisten (BDK) in einer Online-Sitzung im September mitgeteilt.

Heißt im Klartext: Die Vorschriften sind in kurzer Zeit umzusetzen. Die geforderten neuen Sicherheitsvorschriften dienen natürlich, wie der Name schon sagt, der Sicherheit.

„Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt und die aktuelle Lage machen zusätzliche Auflagen unabdingbar“, zeigt sich Dirk Schrage, stellvertretender Geschäftsführer und einer der Wagenbaubeauftragten des Karnevalsvereins Schönau-Altenwenden, einsichtig.

Er macht aber auch kein Hehl daraus, welcher organisatorische und finanzielle Aufwand dahintersteckt. Im Gespräch mit LokalPlus erklärte der begeisterte Karnevalist, wie die Vorschriften aussehen.
Demnach wird zunächst die Betriebserlaubnis (Bremsen, Licht, Reifen) der Wagen von einem Fachmann geprüft. Die Kosten betragen ca. 250 Euro pro Wagen. Mit der Betriebserlaubnis geht’s im günstigsten Fall zum Straßenverkehrsamt.
Dort wird ein Fahrzeugschein ausgestellt und der nächste Schritt steht bevor: der Brauchtums-TÜV. Dabei werden vor Ort die Aufbauten kontrolliert. Selbige müssen mit dem Unterbau verschraubt sein, die Brüstungshöhe muss mindestens einen Meter betragen und nach unten mindestens 30 Zentimeter Freiraum sein. Die Kosten betragen etwa 125 Euro.

Der Brauchtums-TÜV ist für alle Fahrzeuge unerlässlich. Die Betriebserlaubnis entfällt bei neuen Fahrzeugen. Für die Überprüfung der Fahrzeuge, die nicht in der Wagenbauhalle gebaut werden, hat der Karnevalsverein Schönau-Altenwenden Termine bei den Wagenbauern vor Ort vereinbart und übernimmt die Kosten. Die Kostenübernahme soll laut Dirk Schrage bei der nächsten Jahreshauptversammlung besprochen werden.

„Wie lange kann ein Brauchtum wie der Straßenkarneval so noch aufrecht erhalten werden? Die Kosten für Kamelle sind auch signifikant gestiegen. Wir können dankbar sein, dass es noch so viele positiv Verrückte gibt. Bleibt uns bitte treu und weiterhin wohlgesonnen“, so Dirk Schrage, der auch die stellvertretenden Präsidenten des Bundes Westfälischer Karneval, Christian Halbe und Frank Selter - die den Karnevalisten bei allen Herausforderungen hilfreich zur Seite stehen - zu den „positiv Verrückten“ zählt.

Zusätzlich erhalten die Karnevalisten von den jeweiligen Kommunen die Auflage, alle Seitenstraßen abzusperren. Die Hauptstraßen mit Lkw, Nebenstraßen mit Sprintern. Die Maßnahmen müssen der Kreispolizeibehörde vorgelegt werden. Das Ausleihen der Fahrzeuge und der Fahrer kann zusätzliche Kosten verursachen.

„Wir müssen über das Thema Sicherheit sprechen, aber wir reden vom Dorfkarneval. Für kleine Vereine sind das Mammutaufgaben und wir reden von tausenden Euros zusätzlich“, mahnt Dirk Schrage.

Tobias Brill, Vorsitzender des KC Grevenbrück, macht im Gespräch mit LokalPlus deutlich, dass bereits ein Prüfer in der Wagenbauhalle war, der eine Bestandsaufnahme gemacht habe. Die Abnahme der Fahrzeuge und Aufbauten erfolge erst kurz vor Veilchendienstag.


„Da wir die Informationen erst im Oktober erhalten haben, ist es sehr spannend. Externen Wagenbauern, die am Zug teilnehmen möchten, haben wir angeboten, dass sie sich beim TÜV melden können. Aufgrund der Zugstärke von 18 Großwagen, davon 14 von externen Wagenbauern, bitten wir um Verständnis, dass wir die Kosten nicht übernehmen können“, so Tobias Brill. „Unsere Sorge ist es, dass es weniger Anmeldungen für die Zugteilnahme geben wird.“
In Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt werde zudem geschaut, wie die Nebenstraßen gesichert werden können. Zur Terrorabwehr standen an den zehn relevanten Straßen bereits Trecker. Dort sind nach neuer Vorschrift jetzt Lkw oder Transporter gefordert.
