„Planungsphasen von mehr als vier Jahren sind niemandem zu vermitteln“

MdB Florian Müller (CDU) bei LokalPlus


  • Kreis Olpe, 06.04.2023
  • Politik
  • Von Wolfgang Schneider
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MdB Florian Müller und seine Mitarbeiterin Tatjana Vente waren zu Besuch in der LokalPlus-Redaktion. von LokalPlus
MdB Florian Müller und seine Mitarbeiterin Tatjana Vente waren zu Besuch in der LokalPlus-Redaktion. © LokalPlus

Kreis Olpe. Vor ziemlich genau zwei Jahren war Florian Müller schon einmal in der LokalPlus-Redaktion zu Gast – damals als CDU-Bundestagskandidat für den heimischen Wahlkreis. Am Donnerstag, 6. April, kam er erneut nach Altenhundem. Gelegenheit für Redaktionsleiter Wolfgang Schneider und seine Stellvertreterin Kerstin Sauer, mit Müller über seine Erfahrungen in den bislang anderthalb Jahren als Bundestagsabgeordneter zu reden.


Das Leben des 35-Jährigen hat sich ziemlich verändert seit dem Einzug ins Parlament. 22 Sitzungswochen in Berlin stehen pro Jahr an, der Terminkalender ist prall gefüllt. „Es ist viel mehr Organisation als vorher notwendig und viele Absprachen mit meiner Frau, um das Familienleben zu organisieren“, erzählt er. „Aber meine Frau und ich wussten ja, was auf uns zukommt.“

„Politik für die Heimat“

Seine politische Arbeit erfüllt den Drolshagener: „Das ist ein anderes Maß an Verantwortung als früher. Und es ist eine ganz besondere Sache, Politik für die eigene Heimat machen zu dürfen und im Sinne der Menschen zu arbeiten.“

Müllers erster Besuch bei LokalPlus im April 2021 fiel mitten in die Corona-Pandemie. Was sind die Erfahrungen und Lehren aus dieser Zeit? „Wir waren nicht vorbereitet auf eine Pandemie. Anfangs war vieles Neuland und mangels Wissen herrschte eine große Verunsicherung. Man muss kritisch sehen, was man falsch gemacht hat, aber jetzt vielmehr darüber sprechen, was nachgearbeitet werden muss.“

Dabei hat er vor allem eine Gruppe im Fokus: „Die Corona-Zeit war ein unfassbarer Verlust für Kinder und Jugendliche. Diese zwei Jahre haben ihrer persönlichen Entwicklung nicht gut getan.“

„Das hätte ich mir anders gewünscht“

Das Thema Mobilität liegt Florian Müller besonders am Herzen. Kein Wunder also, dass er dem Verkehrsausschuss des Bundestages angehört. Seit Dezember 2021 muss er sich – ob in Berlin oder im heimischen Wahlkreis Olpe/Märkischer Kreis I – auch mit der gesperrten Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid beschäftigen. „Wie uns durch die Sperrung vor Augen geführt wird, wie abhängig wir in unserer Region von der A 45 sind, das hätte ich mir anders gewünscht.“

Müller setzt sich für die Beschleunigung von verkehrlichen Bauvorhaben ein, weiß aber, das die Ausgangslage nicht einfach ist: „Bauprojekte kommen in der Planungsphase fast einem Häuserkampf gleich. Wichtig ist eine kluge Austarierung von Natur- und Klimaschutz einerseits und der Infrastrukturentwicklung andererseits. Und die Verwaltung braucht genügend Personal für die Planungs- und Genehmigungsverfahren. Denn Planungsphasen von mehr als drei bis vier Jahren sind niemandem zu vermitteln.“

Florian Müller beim Interview. von LokalPlus
Florian Müller beim Interview. © LokalPlus

Mit Blick auf die gesperrte Rahmedebrücke, die in seinem Wahlkreis liegt, weiß Müller: „Für die Anlieger in Lüdenscheid ist jeder Tag die Hölle.“ Wegen der weitreichenden Folgen für die ganze Region müsse der Neubau so schnell wie möglich erfolgen. Müller: „Rahmede muss uns als Blaupause dienen, Bauvorhaben zu beschleunigen.“

Und was beschäftigt den Christdemokraten noch? „Der Arbeitskräftemangel wird Probleme bereiten. Es darf nicht sein, dass Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen, denn wir brauchen jeden. Wir müssen mehr Langzeitarbeitslose wieder aktivieren und in Beschäftigung bekommen. Und wir müssen jeden, der zu uns nach Deutschland kommt, besser integrieren.“

„Freude am Ehrenamt erhalten“

Ein Anliegen ist Florian Müller das Vereinswesen und das Ehrenamt. Deshalb hat er den Arbeitskreis Schützenwesen im Bundestag mit initiiert. „Damit wollen wir das Ehrenamt in Schützenvereinen stärken. Man braucht nicht immer mehr Regeln und Vorschriften, sondern wir müssen alles dafür tun, dass die Freude am Ehrenamt erhalten bleibt – ob bei den Schützen oder anderswo.“

Trotz der großen Herausforderungen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine dürfe man den Klimaschutz nicht vergessen, betont Müller: „Dazu braucht es verschiedene Maßnahmen. Viele Menschen haben Angst davor, dass die Frage nach Klimaschutz zu einer sozialen Frage wird und sie sich das überhaupt leisten können. Das sorgt für Verunsicherung und ist keine gute Entwicklung.“

Florian Müller und Tatjana Vente im Gespräch mit Wolfgang Schneider und Kerstin Sauer. von LokalPlus
Florian Müller und Tatjana Vente im Gespräch mit Wolfgang Schneider und Kerstin Sauer. © LokalPlus

Müller ist bekennender Sauerländer und genießt - jenseits der Sitzungswochen in der Millionenmetropole Berlin - das Leben auf dem Land. „Wir dürfen uns als ländlicher Raum nicht mit der Stadt vergleichen, denn wir haben andere Stärken“, meint der junge Familienvater. „Das Sauerland ist der perfekte Raum, um Wurzeln zu schlagen. Hier funktioniert die Kinderbetreuung, hier ist es ziemlich sicher, hier gibt man aufeinander Acht und hier ist die Lebensqualität gut.“

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