„Private Vorsorge immer wichtiger - bei Geldanlage klug handeln“
Sparkassen-Vorstandsvorsitzender zu Besuch bei LP
- Kreis Olpe, 05.12.2024
- Verschiedenes
Kreis Olpe/Altenhundem. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem, Heinz-Jörg Reichmann, war am Donnerstag, 5. Dezember, zu Besuch bei LokalPlus. Mit dabei: Bereichsleiter Sebastian Poggel (Vertriebsmanagement und Kommunikation) und Christian Weber (Pressesprecher). Die Gäste informierten sich im Gespräch mit LokalMedia-Geschäftsführer Christof Sieler und LP-Redaktionsleiter Wolfgang Schneider über die Entwicklung des heimischen Online-Nachrichtenportals und berichteten über aktuelle Themen aus der Finanzwelt.
Reichmann berichtete, dass Beratung für die Sparkassen-Kunden einen immer größeren Stellenwert einnehme und der Trend wieder zur stationären Beratung gehe. Der Vorstandsvorsitzende sieht in diesem Zusammenhang bei Themen rund um Geld, Finanzen und Vorsorge insbesondere bei jungen Menschen viel Luft nach oben. Die finanzielle Bildung vieler Jugendlicher und junger Erwachsener sei deutlich ausbaufähig.
Im Rahmen des Besuchs gab es auch eine Besichtigung der Redaktionsbüros und der gesamten Räumlichkeiten der ontavio GmbH, zu der LokalPlus gehört. LP-Redaktionsleiter Wolfgang Schneider befragte Heinz-Jörg Reichmann zu den Themen Zinsen, Immobilien und Geldanlage. Hier das Interview:
Frage: Die Bauzinsen sind seit dem Sommer gesunken. Geht der Abwärtstrend weiter und wird die 3-Prozent-Marke geknackt?
Antwort: Die Bauzinsen haben sich in den letzten Monaten tatsächlich etwas nach unten bewegt. Für 2025 rechnen wir allerdings mit einer Seitwärtsbewegung in der Zinsentwicklung. Die 3 Prozent sind allerdings schon mit Hilfe von Wohneigentumsprogrammen der KfW und NRW.Bank „geknackt“ worden. In unserer Beratung sind die Produkte der Förderbanken integraler Bestandteil.
Zinsentwicklungen sind schwer vorherzusagen. Deshalb empfehlen wir Kunden, die sich mit dem Gedanken an eine Baufinanzierung tragen, sich frühzeitig beraten zu lassen. Wichtig ist es, diese langfristig und solide zu planen, angepasst an die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten.
Frage: Der Traum von den eigenen vier Wänden war in den vergangenen drei Jahren für Normalverdiener kaum zu realisieren. Kommen wieder bessere Zeiten?
Antwort: Der Wunsch ist bei vielen Menschen in unserer Region weiterhin tief verankert, nur die realistische Umsetzung ist etwas weiter in die Ferne gerückt. Denn die Baupreise sind auch nach Zinsanstieg nicht wesentlich gesunken und die Kaufpreise ziehen aktuell wieder leicht an.
Dennoch begleiten wir wieder mehr und mehr Kunden in die eigenen vier Wände. Einige der Erfolgsfaktoren dafür sind auf der einen Seite effizienter geplante Bauvorhaben, verbesserte oder gänzlich neue Förderprogramme sowie frühzeitiges Ansparen von Eigenkapital. Wir sehen derzeit allerdings eher Kreditierungen für Bestandsgebäude. Kauf und Sanierung von Altbauten ist aktuell der häufiger gewählte Weg in die eigenen vier Wände.
Frage: Lohnt es sich generell, in Immobilien zu investieren? Oder gibt es bessere Alternativen?
Antwort: Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden hat vor allem etwas mit Sicherheit, Unabhängigkeit und dem Schaffen von Werten für die Zukunft zu tun. Daher ist es eine ganz private und individuelle Entscheidung, inwieweit der Kauf oder Bau lohnt. Grundsätzlich gelten Immobilien seit jeher als eine der sichersten Formen der Kapitalanlage.
Was Alternativen betrifft, sind diese stark von den individuellen Zielen abhängig. Wer auf Fonds und Aktien nachhaltiger Unternehmen setzt, hat oft höhere Renditechancen als bei Immobilien – diese sind aber auch risikoreicher. Immobilien bleiben eine sinnvolle Investition, gerade für Menschen, die auf Sicherheit setzen und langfristig denken.
Frage: Der Goldpreis kennt seit längerem nur eine Richtung – nach oben. Ist es trotzdem sinnvoll, jetzt noch Gold als Investment zu kaufen?
Antwort: Langfristig kennt Gold nur eine Richtung. Allerdings gehören auch Phasen der Seitwärtsbewegung in der Preisentwicklung dazu. Insbesondere seit 2018 steigt der Preis kontinuierlich an. Von 2014 bis heute hat sich der Wert mehr als verdoppelt.
Gold ist vor allem ein Schutz vor Krisen und Inflation. Es wirft keine Zinsen oder Dividenden ab, aber es behält seinen Wert oft auch in turbulenten Zeiten. Gold ist vor allem für Anleger geeignet, die weniger an kurzfristigen Gewinnen interessiert sind. Gold sollte aber nur ein Baustein einer breit aufgestellten Anlagestrategie sein.
Frage: Gerade in Krisenzeiten bewegt die Menschen die finanzielle Absicherung. Wie legt man sein Geld sinnvoll und einfach an?
Antwort: Eine für alle Anleger passende Schablone gibt es so nicht. Ein wichtiger Leitsatz ist: Nicht alle Eier in einen Korb legen und breit diversifizieren. Auf dem Sparkonto sollte ein gewisser Puffer unvorhergesehene Ausgaben absichern. Wenn diese Basis gegeben ist, sollte man sich seine individuellen Anlagewünsche und -möglichkeiten anschauen. Vermögensaufbau funktioniert auch mit kleinen Schritten.
Darüber hinaus gibt es drei Grundprinzipien für eine sinnvolle Geldanlage: Sicherheit, Rendite und Flexibilität. Allerdings kann kein Produkt alle drei Aspekte gleichzeitig in Perfektion bieten. Gerade in unsicheren Zeiten ist es wichtig, sich nicht von Panik leiten zu lassen. Wer jetzt klug handelt, kann nicht nur sein Geld schützen, sondern auch langfristig davon profitieren.
Frage: Der demografische Wandel ist in vollem Gange. Was sollte man in Hinblick auf die Altersvorsorge beachten?
Antwort: Der demografische Wandel stellt die Altersvorsorge in Deutschland vor enorme Herausforderungen. Immer mehr Rentner stehen immer weniger Beitragszahlern gegenüber, wodurch die gesetzliche Rente langfristig unter Druck gerät. Für jeden Einzelnen bedeutet das: Wer sich frühzeitig mit seiner Altersvorsorge auseinandersetzt, kann später finanziell unabhängiger leben.
Heute liegt das Niveau der gesetzlichen Rente bei etwa 48 Prozent des letzten Nettoeinkommens – Tendenz sinkend. Sinnvoll ist eine betriebliche Altersvorsorge. Hier lohnt es sich, die Angebote des Arbeitgebers zu prüfen. Zur privaten Vorsorge zählen zum Beispiel Sparpläne, Immobilien, Fonds, ETFs oder Versicherungsprodukte wie die Riester- oder Basisrente. Die private Vorsorge wird immer wichtiger.