Rheuma: Dem inneren Brandstifter Handschellen anlegen

Die Geschichte von Nadja Engels


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Nadja Engels (links) im Rahmen einer Behandlung mit Dr. Daniela Mettal-Minski, Chefärztin Internistische Rheumatologie. von Helios Klinik Attendorn
Nadja Engels (links) im Rahmen einer Behandlung mit Dr. Daniela Mettal-Minski, Chefärztin Internistische Rheumatologie. © Helios Klinik Attendorn

Olpe/Attendorn. Steife Gelenke, Schwellungen und Schmerzen: Rund 1,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer rheumatischen Erkrankung – Tendenz steigend. Eine davon ist Nadja Engels aus Olpe. Viel Bewegung ist ihre Formel für ein (fast) normales Leben.


Nadja Engels (45) ist niemand, der sich schnell unterkriegen lässt. Die Mutter eines Teenager-Sohnes reitet gerne und geht regelmäßig ins Fitness-Studio. Wenn sie jedoch in unregelmäßigen Abständen wieder ein Schub ereilt, geht gar nichts mehr.

Engels leidet schon ihr halbes Leben lang an Polyarthritis. Bei dieser rheumatischen Erkrankung sind gleichzeitig fünf oder mehr Gelenke betroffen. Ist der gefürchtete Schub da, werden die Schmerzen unerträglich. „Dann ist nicht mal an Brote schmieren zu denken, an Gehen schon mal gar nicht.“

Das Schmerzfeuer löschen

Dr. Daniela Mettal-Minski behandelt Nadja Engels seit acht Jahren. Die erfahrene Rheumatologin praktiziert an der Helios Klinik Attendorn und weiß genau, was ihre Patientin im Notfall dringend benötigt. „Als Akutbehandlung injiziere ich ihr ein Cortison-Präparat direkt in das Gelenk oder die schmerzende Sehne. Dann ist das Schmerzfeuer erstmal gelöscht. Aber damit habe ich dem inneren Brandstifter noch keine Handschellen angelegt, der überall Feuer legt“, sagt Dr. Mettal-Minski.

Das Cortison sei lediglich die Feuerwehr, die einen Brand löscht, aber der Brandstifter, losgeschickt vom körpereigenen Immunsystem, der laufe typischerweise dann immer noch frei herum, so die Fachmedizinerin. Den könne man nur durch eine Langzeittherapie fassen, die oft ein Leben lang dauert.

Langer Leidensweg

Für viele Patientinnen und Patienten sind Spezialisten wie Daniela Mettal-Minski die letzte Hoffnung nach einem langen Leidensweg. Dazu trägt auch bei, dass einer steigenden Zahl von Erkrankten immer weniger Fachärzte gegenüberstehen, die auf das komplexe Krankheitsphänomen Rheuma spezialisiert sind. Die Wartelisten in den Praxen sind auch im Kreis Olpe lang.

Grundlage für eine Therapie ist zum einen die richtige Diagnostik, weil Rheuma-Symptome häufig unspezifisch sind. Ähnlichkeiten mit anderen Krankheiten führen oft zu falschen Behandlungen und verschlimmern die Symptomatik. Zum anderen kommt es auf einen ganzheitlichen Blick an. Denn Rheuma ist eine Systemerkrankung. Das bedeutet, die Entzündungsherde können nicht nur die Gelenke befallen, sondern auch Organe, Nervensystem und viele andere Bereiche des Körpers.

Meist chronischer Verlauf

Das macht die Behandlung so langwierig und schwierig. Und auch das Thema Heilung: Die allermeisten Krankheitsverläufe sind chronisch. Oft geht es mehr darum, die Folgen der Erkrankung abzufedern, beispielsweise durch orthopädische Hilfsmittel oder operative Eingriffe.

Hilfreich ist ein gesunder Lebenswandel mit viel Bewegung, denn eine gestärkte Muskulatur hilft ungemein. Man darf sich nur nicht überlasten und muss individuell die Grenzen ausloten. So wie Nadja Engels. So oft es ihre Zeit zulässt, trainiert sie gezielt ihre Muskulatur, reitet ihren Wallach Tango aus und geht mit ihrem Ehemann und Labrador Bailey spazieren. Daneben arbeitet die frühere Justizvollzugsbeamtin als Auslieferungsfahrerin für eine Bäckerei.

Studium begonnen

Bei allem Tatendrang ist ihr nur allzu bewusst, dass das alles keine Selbstverständlichkeit für jemandem mit ihrem Krankheitsbild ist. „Ich bin sehr dankbar, dass ich durch die Behandlung das alles weitgehend in den Griff bekommen habe und mein Leben selbstbestimmt meistern kann, wenn es auch hin und wieder Rückschläge gibt.“

Deswegen wolle sie anderen Menschen, die Hilfe benötigen, auch etwas zurückgeben, so Engels, die seit diesem Wintersemester ein Psychologiestudium absolviert.

Hintergrund
  • Rheuma ist ein Sammelbegriff für über hundert verschiedene Erkrankungen, die den Bewegungsapparat betreffen.
  • Häufigste Formen sind die Arthrose und die rheumatoide Arthritis. Rheuma betrifft Menschen jeden Alters, doch mit dem Alter nimmt die Häufigkeit zu.
  • In Deutschland leidet etwa jeder 50. Erwachsene an Rheuma.
  • Die Deutsche Rheuma-Liga bietet jeden Dienstag von 11bis 14 Uhr sowie nach Absprache eine Beratungssprechstunde in der Helios Klinik Attendorn an. Mehr Infos hier.
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