Rothaarsteig-Ranger Jannick Rüsche bringt den Wald zu den Menschen
Vom Forstwirt zum Naturpädagogen
- Kreis Olpe, 17.04.2025
- Verschiedenes
- Von Nils Dinkel

Attendorn/Kreis Olpe. Ranger wie in den Nationalparks Amerikas? Davon ist man in Südwestfalen weit entfernt. Aber: Auch im Sauerland sorgen Naturpark-Ranger für Ordnung, Bildung und Begeisterung rund um Wald, Wanderwege und Wildtiere. Einer von ihnen: Jannick Rüsche aus Attendorn. Er sprach mit LokalPlus über seinen Alltag, Herausforderungen und besondere Momente seines Berufs.


Viele denken bei Rangern eher an Yellowstone oder Kanada, aber auch in Südwestfalen gibt es Ansprechpartner im Wald. Jannick Rüsche betreut im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge die Qualitätswanderwege im mittleren Teil des Rothaarsteigs von Schanze bis Hilchenbach sowie den Sauerland-Höhenflug von Meinerzhagen bis Röhrenspring.
Dabei geht es nicht nur um die Kontrolle der Wege, sondern um viel mehr: „Die Wege sollten nicht sich selbst überlassen werden – es braucht jemanden, der die Waldbesucher lenkt, informiert und auch kontrolliert. Gerade jetzt ist das Thema Waldbrand groß. Rauchen und offenes Feuer sind absolute No-Goes!“

Ein zentraler Bestandteil seiner Arbeit ist die Umweltbildung. Rüsche bietet jährlich mindestens sechs Führungen für Erwachsene an – auf Anfrage auch für Schulklassen oder Kindergärten. „Gerade Kinderführungen machen unheimlich viel Spaß“, schwärmt er. „Wenn die Kleinen nach einer Tour lachend auf mich zugerannt kommen, einen umarmen und sich noch erinnern – das sind die schönsten Momente.“

Dabei will er Wissen weitergeben, Zusammenhänge im Wald erklären und Verständnis für den Schutz von Natur und Lebensraum schaffen. Auch sensible Bereiche wie Naturschutzgebiete gehören zu seinem Aufgabenfeld: „Wir achten darauf, dass sich dort niemand danebenbenimmt. Der respektvolle Umgang mit der Natur ist uns sehr wichtig.“

Er schätzt an seiner Arbeit als Ranger, dass der Beruf sehr flexibel ist und er seine Arbeitstage ziemlich frei gestalten kann. „Man ist viel in der Natur und an der Luft“, erzählt Rüsche. Natürlich sei auch Büroarbeit zu erledigen. Diese mache aber nur ein Minimum seiner Arbeit aus. Auch das Arbeiten am Wochenende gehöre dazu – dann seien auch die Führungen meist besser besucht als unter der Woche.
Die Veränderungen im Wald sieht Rüsche mit wachem Blick. Anhaltende Trockenheit, Borkenkäferbefall, sterbende Fichten – der Klimawandel ist sichtbar. „Man achtet inzwischen auf viele Dinge, die einem früher nicht so aufgefallen sind. Insekten, Vogelstimmen – das entwickelt sich mit der Zeit und durch die Arbeit.“
Als gelernter Forstwirt hatte er bis vor zwei Jahren einen anderen Blick auf den Wald. „Ich habe mehr Feingefühl und mehr Fingerspitzengefühl für die Natur entwickelt. Da hat man sich vorher nicht so Gedanken drüber gemacht“, erläutert er.
Besonders herausfordernd sei es anfangs gewesen, vor größeren Gruppen zu sprechen. Doch mittlerweile schätzt er den direkten Kontakt zu Menschen sehr. „Man lernt bei jeder Führung neue Leute kennen. Und oft bekommt man direkt positives Feedback.“

Stolz ist der 30-Jährige auch auf ein Projekt, das über die Wälder hinausreicht: die Social-Media-Arbeit für den Landesbetrieb. Gemeinsam mit einem Kollegen produziert er Videos und Inhalte für Instagram, Facebook und Co. „Wir wollen den Wald zu den Menschen bringen, die nicht jeden Tag rauskommen.“
Dabei geht es nicht nur um schöne Bilder. Es soll Wissen vermittelt und Interesse für Umweltfragen geweckt werden. „Es ist schon toll, wenn man merkt, dass das gut ankommt und Leute sich inspirieren lassen“, so der gelernte Forstwirt.
„Es geht nur im Team.”
Ob mit Touristikern, Förstern oder Naturschutzverbänden – die Zusammenarbeit funktioniert gut. „Es geht nur im Team. Alle haben das gleiche Ziel: die Natur schützen und sie für die Menschen erlebbar machen.“ Auch bei Aktionen wie Baumpflanzungen, Nistkästen oder Insektenhotels packen viele mit an. „Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und bringt die Menschen näher an die Natur.“

Einer seiner Lieblingsorte befindet sich im Schwarzbachtal, wenige Kilometer vom Rhein-Weser-Turm entfernt. „Inmitten des Naturschutzgebietes befindet sich ein sehr schöner Steg mit einem Bach und einem tollen Blick auf das Wiesental“, so der Ranger.
Wer selbst Ranger werden möchte, sollte einen grünen Beruf erlernt haben – Forstwirt, Landwirt oder Fischwirt etwa. Aber vor allem sollte die Begeisterung für Natur und Menschen stimmen.
„Man muss Lust haben, bei jedem Wetter draußen zu sein, offen für Gespräche und immer neu- und wissbegierig. Der Wald ist nie gleich – man lernt ständig dazu.“
