Sollten Krankenkassen den Besuch von Kulturveranstaltungen bezahlen?

Kulturschaffende rühren die Werbetrommel


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Künstler aus verschiedenen Genres machen auf sich aufmerksam. Ihre Botschaft: Wir wollen gesehen werden. von Nicole Voss
Künstler aus verschiedenen Genres machen auf sich aufmerksam. Ihre Botschaft: Wir wollen gesehen werden. © Nicole Voss

Altenhundem/Kreis Olpe. Nanu, auf dem Altenhundemer Marktplatz stand am Montagnachmittag, 7. Oktober, ein altes Sofa allein und verlassen mitten auf dem Platz. Hat da jemand seinen Sperrmüll falsch entsorgt?


Nein, keineswegs. Das Sofa, das einige der Kulturschaffenden aus dem Kreis Olpe an exponierter Lage aufgestellt haben, soll aufmerksam machen. Die Botschaft brachte Ulrike Wesely, künstlerische Leiterin des Schrabben Hofs in Silberg beim anschließenden Pressegespräch auf den Punkt: „Wir machen Kultur. Wir möchten gesehen und gehört werden. Geht nicht an uns vorbei.“

Es geht also um die Wahrnehmung der heimischen Kultur, für die sich viele Menschen in unterschiedlichen Bereichen engagieren. Wobei sich alle einig sind, dass das vielfältige, kulturelle Angebot im Kreis Olpe wahrgenommen und auch wertgeschätzt wird.

Verschwindet die Kultur in einem Anhänger? von Nicole Voss
Verschwindet die Kultur in einem Anhänger? © Nicole Voss

Das Feedback der Menschen, die die Veranstaltungen besuchen, sei durchweg positiv, gab Ursula Eichert, Vorstandsmitglied des Clubs 574 zu bedenken. Dennoch fehle es zuweilen an Besuchern. Während Ursula Eichert sagte, dass es nicht nur um Besucherzahlen gehe, machte Ulrike Wesely deutlich: „Die Besucher sind wichtig, sonst können wir die Honorare nicht zahlen.“

Die Besucher, die kommen, sind zufrieden. Woran scheitert es dann? Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht. Gründe könnten sein, dass junge Menschen alleine den Begriff Kultur als verstaubt definieren, wie Beate Schmies, ehemalige Leiterin des WDR-Studios Siegen, bemerkte.

„Lebendige Kultur lebt nicht nur im Netz“

Vieles spiele sich nur noch in den sozialen Medien ab. Michael Hunold, Vorsitzender des Clubs 574, machte deutlich, wie wichtig Live-Kultur sei, denn: „Den Erlebnischarakter kann man nicht ersetzen.“

Ursula Eichert fügte hinzu: „Lebendige Kultur lebt nicht nur im Netz – sie braucht jedoch digitale Unterstützung.“ Die Kabarettistin und Autorin Edith Rasche forderte: „Kultur sollte von den Krankenkassen bezahlt werden, schon alleine wegen ihrer gesundheitsfördernden Auswirkungen.“ Kreisheimatpflegerin Susanne Falk regte an, Synergien zu nutzen, in dem „Größere“ die „Kleineren“ an die Hand nehmen.

Marktplatz der Kulturen

Als Beispiel für wenige Besucher wurde auch die Premiere des „Marktplatzes der Kulturen“ in der OT Grevenbrück im vergangenen Jahr genannt. Etwa 30 jüngere und ältere Künstler sorgten den ganzen Tag über für ein interessantes Programm. Das Konzept überzeugt die Macher, so dass der „Marktplatz der Kulturen“ am Sonntag, 3. November, seine zweite Auflage erlebt.

Die Veranstaltung ist aus dem vor drei Jahren gegründeten Kulturstammtisch hervorgegangen, bei dem sich Künstler aller Genres und Veranstalter in regelmäßigen Abständen treffen, sich austauschen und neue Ideen entwickeln. Das Projekt wird durch das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, den Kreis Olpe, den LWL und private Sponsoren gefördert.

„Wir wollen gesehen werden“

Und noch etwas beruhigendes: Die Kulturschaffenden im Kreis Olpe geben so schnell nicht auf. Im Kulturgut Schrabben Hof werden neue Formate, wie „Lesen am Tresen“ und ein Kneipenquiz angeboten. Und die Kulturliebhaber warten auch nicht nur darauf, dass die Besucher kommen – sie gehen auf sie zu.

Ein Beispiel dafür ist der Besuch im GymSL, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen. Und, möglicherweise kommt dabei auch wieder das Sofa ins Spiel, dass an exponierten Stellen aufgestellt wird und den Passanten sagen soll: „Wir wollen gesehen werden.“

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