Spediteur klagt: „Wir werden völlig vor die Wand gefahren“

Spritpreise sorgen für Frust und hohe Kosten


  • Kreis Olpe, 09.03.2022
  • Straße & Verkehr
  • Von Nicole Voss
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Das Unternehmen beschäftigt 70 Mitarbeiter und hat 60 Lkw. von privat
Das Unternehmen beschäftigt 70 Mitarbeiter und hat 60 Lkw. © privat

Bracht/Kreis Olpe. Rainer Albers, Geschäftsführer der Spedition Albers, ist frustriert, empört und stinksauer. Die Preisentwicklung an den Tankstellen treiben ihm und seinen Kollegen die Zornesröte quasi ins Gesicht. Im Namen aller Spediteure und aller Menschen in Deutschland fordert er sofortige Steuerentlastungen. „Nur gemeinsam sind wir stark“, lautet die Devise des Unternehmers aus Bracht kurz hinter der Kreisgrenze.


Der Spediteur fordert: „Die CO2-Steuer muss weg und der Liter Diesel darf maximal 1,40 Euro kosten. Es geht nicht um einen Cent, aber diese abrupte Preiserhöhung hält keiner aus.“

Albers zielt damit nicht nur auf Speditionen und Berufspendler ab, sondern verweist auch auf Rentner, die sich laut seiner Aussage bald nicht nicht mehr den Kraftstoff leisten können, um zum Arzt zu fahren. „Wir haben viele Unterstützer und sprechen vielen Menschen aus der Seele. Rentner rufen an und klagen, dass sie kein Geld mehr haben“, manifestiert Albers seine Meinung.

Rainer Albers ist stinksauer. von privat
Rainer Albers ist stinksauer. © privat

„Der Krieg beschäftigt uns alle, aber wir sehen nicht, was im eigenen Land passiert. Der Mittelstand geht kaputt, die Heizölpreise steigen ins Unermessliche. Wir gehen gerade kaputt. Uns hilft keine Sau. Wenn das so weiter geht, brauchen wir in drei Jahren Hilfe. Wir werden völlig vor die Wand gefahren“, lässt der Spediteur seinem Frust freien Lauf und spart nicht mit düsteren Prognosen.

Demnach zögen die Preissteigerungen in allen Bereichen des Lebens eine mordsmäßige Pleitewelle und Insolvenzen nach sich. Albers macht deutlich, dass das Thema alle angehe. Nach drei Monaten Winterpause, in denen das Unternehmen mit 70 Mitarbeitern wieder ans Geld verdienen denken müsse, jagen die Preise in die Höhe und die Spediteure müssen quasi draufzahlen.

Klare Positionierung zur Geschwindigkeitsreduzierung. von privat
Klare Positionierung zur Geschwindigkeitsreduzierung. © privat

Festpreise, die nach Ausschreibungen gemacht wurden, können nicht eingehalten werden. Alleine die Frachtkosten steigen aufgrund der Preissteigerungen erheblich. Das gelte für alle Geschäftsbereiche des Unternehmens (Holz, Getränke, Baugewerbe). Auch für Busunternehmen sei die Situation nicht hinnehmbar. „Nach dem Corona-bedingten Stillstand könnte es wieder losgehen. Aber auch die werden ausgebremst und gehen pleite.“

Für die Spedition Albers haben sich die täglichen Kosten für 60 Lkw und einem Verbrauch von 180 Liter pro Fahrzeug binnen kürzester Zeit - bei einer Preissteigerung von rund einem Euro - um 10.800 Euro täglich erhöht.

Die Lkw sind jetzt teilweise mit reduzierter Geschwindigkeit unterwegs. von privat
Die Lkw sind jetzt teilweise mit reduzierter Geschwindigkeit unterwegs. © privat

Eine weitere Schwierigkeit für die Spediteure ist es, dass etwa 15.000 ukrainische Fahrer zurück in ihre Heimat gegangen sind, um das Land zu verteidigen. Sie fehlen jetzt als Fahrer.

Rainer Albers macht deutlich: „Ich könnte abhauen und die Füße hochlegen, aber das ist nicht meine Art. Ich habe Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern.“ Stattdessen haben einige Spediteure beschlossen, ihre Fahrgeschwindigkeit auf 40 km/h auf Landstraßen und 60 km/hh auf Autobahnen zu reduzieren, um Kraftstoff zu sparen und auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen.

Es gebe laut Albers bereits Überlegungen, Autobahnen „dicht zu machen“. Seine Aufrufe und Stellungnahmen bei Facebook erreichten viel Aufsehen und erzeugten viel positives Feedback.

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