Trump wieder US-Präsident: Was erwartet Deutschland in Zukunft?
Heimische Abgeordnete und IHK zur Amtseinführung
- Kreis Olpe, 20.01.2025
- Politik , Wirtschaft
- Von Jana Beckerund Lorena Klein

Kreis Olpe/USA. „Make America great again“ – so lautet der Plan von Donald Trump, der am Montag, 20. Januar, seine zweite Periode als US-Präsident antritt. Der Fokus seiner Politik ist eindeutig, er liegt auf den USA. Welche Auswirkungen wird sein Handeln als Präsident auf Deutschland haben? LokalPlus hat mit den heimischen Bundestagsabgeordneten und einem Wirtschaftsexperten über diese Frage gesprochen.

Politisch und wirtschaftlich sind und waren die USA für Deutschland ein wichtiger Partner. Mit einer weiteren Amtszeit Trumps könnte diese Beziehung jedoch auf die Probe gestellt werden. Auch auf der ganzen Welt könnte sich nach Meinung von politischen Beobachtern das politische Klima ändern.

„Bereits in der ersten Amtszeit von Donald Trump wurde deutlich, dass eine ‚America First‘-Politik negative Auswirkungen auf das transatlantische Verhältnis haben kann“, so Nezahat Baradari, SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Olpe. „Handelskonflikte könnten zunehmen und der Druck auf internationale Institutionen wie die WTO oder die NATO steigen. Auch die globale Zusammenarbeit, etwa beim Klimaschutz oder bei der Bekämpfung von Pandemien, könnte erschwert werden.“

Umso wichtiger sei es, dass die Europäische Union zusammenstehe, betont Baradari. In den Herausforderungen durch Trump sieht sie aber auch eine Chance für mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit in Europa.


„Trotz aller Differenzen ist es wichtig, Gesprächskanäle offen zu halten und Kompromisse in konkreten Politikfeldern zu suchen, um Eskalationen zu vermeiden“, appelliert Baradari. „Gleichzeitig sollte Europa klar und selbstbewusst auftreten, seine Grundwerte verteidigen und eigene Strategien vorantreiben.“
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Florian Müller aus dem Kreis Olpe sieht im Auftreten Europas eine Schlüsselrolle: „Donald Trump verfolgt eine Außenpolitik, die klar auf nationale Interessen fokussiert ist und multinationale Kooperationen zunehmend schwächt. Europa muss seine eigenen geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen viel stärker verteidigen, um nicht als schwach oder irrelevant wahrgenommen zu werden.“
Auch die Deutschen sollten noch stärker europäisch denken, findet er. Und Europa müsse eigenständiger werden – sowohl als Handelspartner als auch bei der Verteidigung, im Außengrenzschutz und in der Klimapolitik.

„Der Umgang mit Trump sollte pragmatisch und selbstbewusst sein“, betont Florian Müller. Wir sollten gemeinsam als Europäer unsere Interessen vertreten und als Partner auf Augenhöhe auftreten. Die Zusammenarbeit sollte dort gesucht werden, wo es gemeinsame Ziele gibt, etwa in der Sicherheits- und Wirtschaftspolitik. Ein respektvoller, aber auch selbstbewusster Dialog ist der richtige Weg, um unsere Interessen zu sichern.“
„Die USA sind unser engster Verbündeter außerhalb Europas. Auch unter Präsident Trump muss das so bleiben“, nimmt Johannes Vogel, heimischer Bundestagsabgeordneter der FDP, Stellung. „Uns muss es immer um enge, pragmatische Beziehungen gehen. Dazu gehört, unsere Werte und Interessen nüchtern und robust zu vertreten, aber nicht überheblich und mit erhobenem Zeigefinger.“

Die drohenden Strafzölle sieht Vogel als Bestärkung: „Deutschland braucht eine Wirtschaftswende, um wettbewerbsfähig zu bleiben, die Abwanderung von Unternehmen zu verhindern und Arbeitsplätze zu sichern. Und unser Signal an Trump sollte sein: Wir reduzieren unsere Abhängigkeit von China und wollen dafür gerade mehr transatlantischen Handel.“

Zudem gelte es, in der Sicherheitspolitik mehr Verantwortung zu übernehmen und die NATO zu stärken. Eine Chance bieten laut Vogel die anstehenden Neuwahlen in Deutschland.
Auch die deutsche Wirtschaft wird von Trumps Entscheidungen als 47. Präsident der USA betroffen sein und beeinflusst werden. Denn: „Die USA sind für Deutschland der bedeutendste Exportmarkt“, wie Jens Brill, Leiter der Außenwirtschaft der IHK Siegen, zusammenfasst.
Wie erheblich die Auswirkungen von Trumps Regentschaft auf die deutsche Wirtschaft ausfallen, sei einerseits davon abhängig, welche Punkte seines Wahlprogramms der US-Präsident tatsächlich umsetze. „Erleben wir eine rigorose ‚America First‘-Politik, drohen Strafzölle und Handelshemmnisse, US-Handelssanktionen und verschreckte Finanzmärkte“, so Jens Brill.

Andererseits seien die wirtschaftlichen Auswirkungen einer zweiten Amtsperiode von Trump und deren Ausmaß abhängig von der Reaktion der EU-Politik. „Wenn die EU nicht einig auftritt, wird sie auch wirtschaftlich kaum als ernstzunehmende Größe wahrgenommen werden.“
Sollte es dazu kommen, dass Trump einzelne Länder wirtschaftlich bevorzuge, würde Deutschland, laut Jens Brill, „zwischen den Stühlen“ sitzen. „Daher ist es absehbar, dass der Druck auf die EU im Handelsbereich zunehmen wird. Dies ist für eine vom Gedanken des Freihandels profitierende deutsche Wirtschaft eher nachteilig.“
Allerdings könne der deutsche Maschinen- und Anlagenbau sogar profitieren. Diese deutschen Produkte seien stark nachgefragt und würden in den USA benötigt, so Jens Brill.
„Wenn die EU nicht einig auftritt, wird sie auch wirtschaftlich kaum als ernstzunehmende Größe wahrgenommen werden.”
Wie sollte also zukünftig mit Trump umgegangen werden? Jens Brill sagt, dass gute Beziehungen zu den USA für die deutsche Wirtschaft unumgänglich seien. „Die Unternehmen sollten ihre Zuversicht nicht verlieren. Sie haben jeweils individuelle Strategien entwickelt, um trotz immer neuer Herausforderungen die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“
