TV-Kommentatorin Christina Graf über besondere Momente der EM

Zwischen Stadionjubel und Regendrama


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Christina Graf kommentierte bei der Europameisterschaft in Deutschland fünf Partien für Das Erste. Auf dem Foto ist sie in Berlin zu sehen. von privat
Christina Graf kommentierte bei der Europameisterschaft in Deutschland fünf Partien für Das Erste. Auf dem Foto ist sie in Berlin zu sehen. © privat

Altenhundem. Christina Graf erlebt mit Blick auf die Karriere einen ganz besonderen Sommer: Als Kommentatorin für die ARD durfte sie insgesamt fünf Partien der Fußball-Europameisterschaft kommentieren. Jetzt stehen die Olympischen Spiele in Frankreich an, ehe sie schon bald wieder für die Sportschau von Stadion zu Stadion reist. Die 38-jährige Altenhundemerin gibt spannende Einblicke im zweiteiligen LokalPlus-Interview.


Christina, was war dein persönliches Highlight bei der EM 2024?

Also, das ist gar nicht so einfach zu sagen, weil es da wirklich mehrere Momente gab. Zum einen sind wir vor dem ersten Spiel in Berlin mit kroatischen Fans in der S-Bahn zum Stadion gefahren.

Das war schon sehr besonders, weil die Euphorie sehr stark war, das was bei der Weltmeisterschaft in Katar 2022 eher die Südamerikaner mitgebracht haben, war dann hier bei uns in Deutschland durch die europäischen Fans auch richtig zu spüren. Und das war toll. Sie haben alle sehr laut und friedlich gefeiert, auch wenn die Bahn ordentlich gewackelt hat. Da waren wir nah dran und es war schön.

Christina Graf an ihrem Arbeitsplatz im Stadion. von privat
Christina Graf an ihrem Arbeitsplatz im Stadion. © privat

Im Stadion zu sein, wenn die Schotten ihre Hymne schmettern, ist mit Sicherheit auch etwas ganz Besonderes. Insgesamt muss ich sagen, es war wahnsinnig laut in den Stadien. Auch das macht es zu einem Highlight. Und ansonsten mit den Crews und Leuten vor Ort zusammenzuarbeiten macht wahnsinnig viel Spaß.

Welche Spiele durftest du kommentieren?

Fünf Spiele waren es: Spanien gegen Kroatien, Schottland gegen die Schweiz, die Slowakei gegen Rumänien, Portugal gegen Slowenien und England gegen die Niederlande.

Wie hast du die Atmosphäre in den Stadien bzw. in den austragenden Städten erlebt?

Die Atmosphäre in den Stadien war gigantisch. Ich habe es unfassbar laut erlebt. Das war teilweise kaum über die Kopfhörer auszuhalten. Das war unfassbar, wirklich etwas super besonderes und ich habe wirklich noch nie mitbekommen, dass es in einem Stadion so laut sein kann.

„Die Atmosphäre in den Stadien war gigantisch.”
— Christina Graf, EM-Kommentatorin

Da hat man nach dem Spiel gefühlt noch 24 Stunden etwas von auf den Ohren gehabt. Das war schon sehr extrem. In den Städten hat man nicht immer ganz so viel mitbekommen, weil wir jetzt nicht auf die Fanmeilen direkt gegangen sind. Die Menschen waren alle sehr freundlich und alle wirklich zufrieden. Zwischendurch waren sie glaub ich sehr happy, wie es in Deutschland abgelaufen ist.

Welche Spiele oder Momente werden dir besonders in Erinnerung bleiben?

Natürlich ist so ein Halbfinale immer etwas Besonderes. Das sind zwei Fußballnationen, mit denen man im Fußball so viel verbindet. Als ich früher selbst noch gespielt habe, da haben wir auf dem Bolzplatz die Namen wie Beckham, Rooney oder Davids immer in den Teams gehabt. Und solche traditionellen Länder in einem Halbfinale kommentieren zu dürfen, war schon wirklich überragend für mich.

Drama um Cristiano Ronaldo

Ich finde die Atmosphäre im Berliner Olympiastadion auch immer sehr speziell, weil ich es wirklich mag. Dann gab es diesen krassen Regen plus Gewitter in Frankfurt beim Spiel der Slowakei gegen Rumänien, das war auch irgendwie sehr extrem. Portugal – Slowenien, das Drama um Cristiano Ronaldo, wo er erst den Elfmeter verschießt und dann nachher im Elfmeterschießen wieder trifft. Es gibt viele besondere Momente.

Christina Graf kommentierte bei der Europameisterschaft in Deutschland fünf Partien für Das Erste. von privat
Christina Graf kommentierte bei der Europameisterschaft in Deutschland fünf Partien für Das Erste. © privat

Da ist noch vieles präsent und ich bin schon mal sehr gut darin, aus dem Stadion zu gehen und relativ zügig auch Dinge abzuschalten. Aber es war eben viel Emotionalität dabei. Das kann ich dann sehr gut mitnehmen. Also Statistiken gehen echt schnell raus, aber das, was emotional war, bleibt mehr drin. Und da gab es echt einiges bei dieser EM.

Welche Herausforderungen gab es während der EM 2024 für dich als Kommentatorin?

Erstmal sind Herausforderungen immer groß, egal ob EM, WM, Bundesliga, Pokal, Frauen oder Männer. Man will immer bestmöglich performen. Bei einer Europameisterschaft im eigenen Land waren sie nochmal etwas anders gelagert, weil wirklich viel auf einen einprasselt. Man bekommt sehr viel mit im eigenen Land. Das war in Katar noch anders.

Das sind dann schon Dinge, mit denen man dann auch umgehen muss, dass man sich zurücknimmt und sich findet und auf sich konzentriert. Das habe ich so ein bisschen als Herausforderung empfunden, woraus man aber viel lernen und mitnehmen kann.

Morgen lest ihr den zweiten Teil unseres Interviews.

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