Warum es viel wichtigere Dinge als das „eigene“ Nummernschild gibt

Die Sache mit SSK oder LEN


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 von Grafik: Sarah Menn
© Grafik: Sarah Menn

An der Hochschule in Heilbronn gibt es einen Professor, der offenbar viel Zeit hat, um sich mit deutschen Kfz-Kennzeichen zu befassen. Vor zwölf Jahren hatte er die Idee, sogenannte „Altkennzeichen“ wieder auferstehen zu lassen. Das haben auch zahlreiche Kreise gemacht.


So dürfen die Nachbarn im Wittgensteiner Land seitdem wieder mit BLB (für Berleburg) Lokalpatriotismus zeigen. Andere haben es nicht gemacht, darunter die Nachbarn im Märkischen Sauerland. Dort entschied man sich für das einheitliche MK und nicht für das Revival von LÜD (Lüdenscheid), AL (Altena) und IS (Iserlohn).

Der besagte Professor mit viel Zeit und einem Faible für Nummernschilder will aber noch mehr. Jetzt hat er unter dem Titel „Stärkung der Mittelstädte durch neue Kennzeichen“ den zweiten Teil seiner Kennzeichenliberalisierung gestartet.

Keine anderen Sorgen?

Er wirbt dafür, allen 320 deutschen Städten ab 20.000 Einwohnern ein eigenes Kfz-Kennzeichen zu erlauben. Im Kreis Olpe gehören Lennestadt und Attendorn zu dieser Kategorie. In Lennestadt ist die Idee offenbar auf fruchtbaren Boden gestoßen und die CDU setzt sich für ein LEN-Kennzeichen ein.

Ich frage mich: Haben die Kommunalpolitiker keine anderen Sorgen? Gibt es nichts Wichtigeres als die Buchstaben auf dem Nummernschild? Doch – und zwar eine ganze Menge! Genügend Kindergartenplätze, gut ausgestattete Schulen, eine vernünftige Infrastruktur, angemessene Spiel- und Sportmöglichkeiten – all das und noch einiges mehr macht die Lebensqualität in einer Stadt aus.

In die Schublade legen

Ein „eigenes“ Nummernschild mag zwar was fürs Selbstwertgefühl sein, wenn man es denn nötig hat, bringt aber den Menschen keine Vorteile. Deshalb, liebe Politiker: Besinnt euch auf die Dinge, die vor Ort verbessert werden müssen und packt sie an.

Legt die Kennzeichen-Spielereien wieder in der Schublade. So wie in den 1990er-Jahren die Schnapsidee, den Kreis Olpe in Südsauerlandkreis umzubenennen und statt OE mit SSK herumzufahren. Es gibt Dinge, die braucht man nicht wirklich. Das sah man beim Kreis damals ebenso. SSK gehört dazu, LEN und ATT auch.

Ein schönes Wochenende ohne Buchstabensalat wünscht

Wolfgang Schneider

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