Wohlstand in Gefahr - Arbeitgeber schlagen Alarm und kritisieren Regierung

„Da sind wir falsch abgebogen“


  • Kreis Olpe, 09.01.2025
  • Wirtschaft
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Stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage vor (v.l.): Thorsten Holzhäuser, Christopher Mennekes, Christian Hermann und Arndt G. Kirchhoff. von Wolfgang Schneider
Stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage vor (v.l.): Thorsten Holzhäuser, Christopher Mennekes, Christian Hermann und Arndt G. Kirchhoff. © Wolfgang Schneider

Kreis Olpe. Die Stimmungslage der heimischen Unternehmen hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbandes (AGV) Olpe, an der Betriebe der Metall- und Elektroindustrie mit ca. 12.000 Mitarbeitern teilgenommen haben. Die Umfrageergebnisse zeigen einen klaren Abwärtstrend bei der aktuellen Wirtschaftslage und den Erwartungen für die nächsten Monate.


„Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft stimmen nicht. Andere Regionen der Welt hängen uns ab“, machte AGV-Vorsitzender Christopher Mennekes bei der Vorstellung der „alarmierenden Ergebnisse“ am Donnerstag, 9. Januar, in Olpe deutlich. Er warnte: „Die Sorgen der Unternehmer sind zunehmend existenzieller Art. In den kommenden sechs Monaten gehen 76 Prozent der Unternehmen davon aus, Personal entlassen oder Kurzarbeit anmelden zu müssen.“

Investitionsbereitschaft sinkt

Die Investitionsbereitschaft der Betriebe sinke deutlich, berichtete AGV-Geschäftsführer Thorsten Holzhäuser. „42 Prozent der Firmen können oder wollen nicht im Inland investieren. Das muss ernste Sorgen machen.“ Seit Jahren fordere man günstigere Energiepreise, um wettbewerbsfähig zu bleiben, so Holzhäuser. „Doch da ist leider gar nichts passiert.“

Verantwortlich für die schlechte Lage ist nach Meinung der Wirtschaft die Ampel-Regierung. „Wir hatten in den vergangenen drei Jahren kein Wachstum und haben nichts erarbeitet. Der Politik ist es gelungen, für einen Zustand der maximalen Verunsicherung zu sorgen. Wir sind falsch abgebogen“, beschrieb der Attendorner Unternehmer Arndt G. Kirchhoff die Situation. Sein Wunsch: „Die Politik sollte sich aus vielen wirtschaftlichen Dingen heraushalten und das den Markt regeln lassen.“

„Versagen der Politik“

Kirchhoff, der auch Präsident der NRW-Unternehmer ist, kann so manche Entscheidung in Berlin nicht nachvollziehen. „Warum baut man keine Gaskraftwerke, die man bei einer Dunkelflaute, wenn Wind- und Sonnenenergie fehlen, dringend braucht? Das ist ein absolutes Versagen der Politik.“

Nach dem Ampel-Aus wünschen sich die Arbeitgeber eine zügige Regierungsneubildung nach der Bundestagswahl am 23. Februar. „Das Ruder muss von der Politik nun zeitnah herumgerissen werden. Da ruhen unsere Hoffnungen auf der künftigen Regierung“, sagte Christian Hermann, stellvertretender AGV-Vorsitzender. „Am besten sollten die Parteien jetzt schon Vorsondierungen machen, damit es nach der Wahl schnell geht mit Koalitionsverhandlungen.

Nur gemeinsam geht es voran

Christopher Mennekes appellierte: „Das öffentliche Streiten darf sich in der nächsten Regierung nicht wiederholen. Nur gemeinsam können Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Herausforderungen lösen und Wohlstand erhalten.“

Nach den schlechten Ergebnissen der Umfrage (siehe Infokasten) und viel Kritik an den politischen Entscheidungsträgern gab es am Ende des Pressegesprächs auch einen optimistischen Ausblick von Arndt G. Kirchhoff: „Wenn wir uns wieder auf das besinnen, was Deutschland erfolgreich gemacht hat, müssen wir keine Angst vor China haben.“

Umfrageergebnisse
  • In den nächsten sechs Monaten rechnen nur noch 48 Prozent der befragten Betriebe mit einer stabilen Mitarbeiterzahl.
  • Entlassungen planen 44 Prozent, 32 Prozent wollen Kurzarbeit nutzen.
  • 42 Prozent der Befragten wollen im Inland weniger investieren als bisher, nur 4 Prozent wollen mehr investieren.
  • Im Ausland rechnen 22 Prozent mit höheren und 14 Prozent mit niedrigeren Investitionen.
  • Die aktuelle Geschäftslage bezeichnen 12 Prozent als gut, 40 Prozent als befriedigend und 48 Prozent als schlecht.
  • Erwartungen für das erste Halbjahr 2025: 8 Prozent besser, 68 Prozent gleichbleibend, 24 Prozent schlechter.
  • Die aktuelle Auftragslage im Inland nennen lediglich 4 Prozent gut und 52 Prozent schlecht.
  • Bei den Auslandsaufträgen sieht es etwas besser aus: 13 Prozent gut, 26 Prozent schlecht.
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