Hausarztzentrum Grevenbrück erhält Baukosten-Zuschuss über 380.000 Euro

Einstimmige Unterstützung im Lennestädter Rat


  • Lennestadt, 23.03.2023
  • Politik
  • Von Kerstin Sauer
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In den Neubau im Bereich der „Alten Post“ am Bahnhof in Grevenbrück zieht zum Ende des Jahres 2023 das neue Hausarztzentrum. Drei Hausärzte geben ihre Praxen auf und werden mit ihren Mitarbeitern dort angestellt. von Nicole Voss
In den Neubau im Bereich der „Alten Post“ am Bahnhof in Grevenbrück zieht zum Ende des Jahres 2023 das neue Hausarztzentrum. Drei Hausärzte geben ihre Praxen auf und werden mit ihren Mitarbeitern dort angestellt. © Nicole Voss

Grevenbrück. In Grevenbrück wird noch in diesem Jahr ein privates Hausarztzentrum (HAZ) gegründet (LokalPlus berichtete). Die Pläne sind am Mittwochabend, 22. März, den Ratsvertretern der Stadt Lennestadt vorgestellt worden – und sorgten für begeisterte Zustimmung. Dementsprechend fiel die Abstimmung zur Beschlusssvorlage einstimmig aus: Die Stadt Lennestadt bezuschusst die Baukosten mit maximal 387.000 Euro.


Das war ja fast wie Weihnachten: Beste Stimmung und begeisterte Erwartung herrschten im Lennestädter Rat, als Bürgermeister Tobias Puspas die Tischvorlage zum Thema „Hausärztliche Versorgung in Lennestadt“ vor- und zur Diskussion stellte.

Seinen besonderen Dank richtete der Bürgermeister – und dem schlossen sich später alle Fraktionen wortreich an – an Grevenbrück Aktiv und seine Vorsitzenden Stefan Schauerte und Jürgen Dolle. Nur Dank deren Initiative seien diese Pläne überhaupt entstanden. Puspas: „Das ist der Beweis, dass nicht alle Probleme von offizieller Stelle gelöst werden können – wir brauchen diese Hilfe aus der Bevölkerung.“

Vorzeige-Projekt in Plettenberg

Betreiber des neuen HAZ wird die HAZ Sauerland GmbH mit Sitz in Plettenberg, die dort seit 2021 ein privates allgemeinmedizinisches MVZ unterhält. Geschäftsführer Moritz Marl gab während der Ratssitzung erste Informationen zu dem geplanten Projekt in Grevenbrück und konnte von großen Erfolgen in Plettenberg berichten: Im dortigen HAZ seien heute vier Hausärzte, ein Kardiologe sowie zwei Weiterbildungsassistenten angestellt und betreuten mehr als 5.000 Patienten.

„Inzwischen erreichen uns sogar Initiativbewerbungen“, freute sich Marl und erklärte, dass die hausärztliche Versorgung in Plettenberg zuvor schlechter als in Lennestadt gewesen sei.

Ein „Nest“ schaffen

Mit der Gründung eines HAZ wolle man „ein Nest schaffen, das für junge Ärzte attraktiver ist als eine Einzelpraxis.“ Denn: Viele junge Ärzte – auch auch die Mitarbeiter in den Praxen - legten heute Wert auf Teilzeitangebote, flexiblere Urlaubsmöglichkeiten und die Work-Life-Balance. Wünsche, die in einer Gemeinschaftspraxis einfacher zu erfüllen sind.

Ende 2023 sollen die Räume am Bahnhofsplatz 3 in Grevenbrück bezugsfertig sein. Aussichten, die CDU-Ratsvertreter Hans-Gerd Mummel begeisterten: „Hier und heute bietet sich für uns die große Chance, eine zukunfts- und ausbaufähige Lösung zu finden, die uns ruhiger in die Zukunft blicken lässt.“ Das geplante HAZ sei nicht nur eine weitere Aufwertung des Ortsteils Grevenbrück, sein Gewinn werde letztlich allen Lennestädtern zu Gute kommen.

Dank an die drei Ärzte: „Hut ab“

Heinz Vollmer (SPD) richtete seinen Dank vor allem an die drei Ärzte Dr. Annette Asbach (Elspe), Dr. Andreas Umlauf (Bilstein) und Dr. Eberhard Hertin (Grevenbrück), die ihre eigenen Praxen aufgeben und im HAZ angestellt werden: „Hut ab, ein herzliches Dankeschön an die Ärzte, die diesen Schritt gehen.“

Angesichts der hohen Summe von mehr als 380.000 Euro – das Objekt in Grevenbrück muss den Anforderungen eines Hausarztzentrums angepasst werden - habe es bei den Grünen intensive Diskussionen gegeben, erklärte Andreas Verbeek. Grundsätzlich stimme seine Fraktion zu, man wünsche sich aber weitere Informationen zur Finanzierung.

Der Neubau am Grevenbrücker Bahnhof. von Nicole Voss
Der Neubau am Grevenbrücker Bahnhof. © Nicole Voss

Die gab ihm Bürgermeister Tobias Puspas sofort: Da der Haushaltsplan keine Mittel für solch ein Projekt vorsehe, müsse der Baukostenzuschuss außerplanmäßig bereitgestellt werden. Da aufgrund der Personalsituation im Bereich Tiefbau nicht alle geplanten Maßnahmen in diesem Jahr umgesetzt werden können – beispielsweise, so Puspas, der Endausbau des Baugebietes in Sporke – könne der Zuschuss aus diesem Budget gedeckt werden.

Der Bürgermeister warb für einen einstimmigen Beschluss: „Das ist DIE Chance, auch für Kinderärzte attraktiv zu werden.“ Möglicherweise könne man im Anschluss das gesamte Areal um den Grevenbrücker Bahnhof ins Visier genommen werden.

Herausforderung vor allem für ältere Patienten

Einen Blick auf die Patienten warf Kerstin Bauer (UWG): Für diejenigen in den Orten, wo die Ärzte ihre Praxen demnächst schließen, sei es eine große Umstellung. „Vor allem die älteren Patienten stehen jetzt vor einer Herausforderung, wenn die Hausarztpraxis nicht mehr im eigenen Ort ist. Diese Menschen im Blick zu haben ist eine Kernaufgabe.“

Unisono richteten alle Redner Lob und Dank an Stefan Schauerte und Jürgen Dolle von Grevenbrück Aktiv: Nur dank ihres jahrelangen Engagements sei es gelungen, in Grevenbrück ein Hausarztzentrum anzusiedeln. Maximilian Ellinger (SPD) brachte es auf den Punkt: „Die beiden sind echte Kümmerer.“

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