Ukrainische Kinder spielen in Elspe jetzt Fußball
Der SSV wird international
- Lennestadt, 29.07.2024
- Sport

Elspe. Den Jugendmannschaften des SSV Elspe schließen sich sechs ukrainische Jungen an. Auf Initiative von Lothar Wittwer, Chef der Jugendabteilung, hat der Verein den in Elspe und in Trockenbrück lebenden Kindern das Angebot gemacht, hier Fußball zu spielen.

Jens Dommes, Sozialamtsleiter der Stadt Lennestadt, war mit der Integrationsbeauftragten und Dolmetscherin Svetlana Ruschke, mehreren Müttern und ihren Kindern in den Wiesengrund gekommen, wo Lothar Wittwer das Vorhaben umriss.
„Wir können eure Sprache leider nicht, aber wir möchten euch die Gelegenheit geben, bei uns Fußball zu spielen und andere Kinder kennenzulernen. Es geht in den unteren Altersklassen nicht nur um Leistung, sondern um Kameradschaft in der Mannschaft, Freundschaft, um Spaß am Sport und an der Freude“, sagte er.

Für Jens Dommes, als Bereichsleiter zuständig für die Kriegsflüchtlinge in Lennestadt, kommt das Angebot des SSV Elspe wie gerufen. „Sport wird immer wichtiger. Da der Krieg immer länger dauert, wirkt sich das negativ auf das Befinden der Kinder aus. Ich bin froh, dass der SSV Elspe dieses Angebot gemacht hat“, sagt er.
Lothar Wittwer hatte kurzerhand eine kleine Vereinspräsentation, die von der Stadt ins Ukrainische übersetzt worden war, in den Unterkünften in Trockenbrück aushängen lassen.

Der SSV Elspe wird sich darum kümmern, die ukrainischen Kinder mit Fußballschuhen und Trikots auszustatten, wobei: Bogdan und Tymofii Zakharchenko stachen an diesem Tag mit ihren orangeroten Vereinstrikots mit Namen auf dem Rücken schon heraus. Die beiden haben in ukrainischen Meisterschaften gespielt, was man wenig später auch auf dem Spielfeld sehen konnte.

Ihre Mutter Ivanca lebt seit zwei Monaten mit den Söhnen in Trockenbrück. Sie flüchteten aus dem Oblast Kijv vor den Raketen, Drohnen und Gleitbomben der russischen Angreifer. „Als Mutter bin ich so froh, dass es ihnen hier gefällt“, sagt sie. Die Kinder waren erleichtert, vor dem Krieg zu fliehen.


Tymofii, sagt die 35-Jährige, habe gesagt: Hier ist es schön, es gebe keinen Luftalarm und man könne normal leben. In der Heimat wurden ihr Leben und ihre Fußballspiele öfter von Sirenen unterbrochen; die erste Zeit in Deutschland hätten sich die Jungen bei Überflügen von Flugzeugen noch ängstlich weggeduckt. „Jetzt geht es ihnen besser“, sagt Ivanca.
Auf dem Spielfeld ist von sprachlichen Barrieren nach wenigen Minuten nichts mehr zu spüren. Was heißt: Spiel ab?, fragen die Trainer des SSV Richtung Svetlana Ruschke.

Wie im Deutschen: Pass! Michael Schneider, Dennis Metten, Martin Steinhanses kümmern sich um Tymofii, Bogdan, David, Vladimir, Michail und Miroslav und Elsper Kinder mischen munter mit. „Fußball ist eben eine über Ländergrenzen hinweg verbindende Sprache“, meint Wittwer. Als Pearl Isenberg und Tamina Metten eingreifen, sagt er zu den Müttern: „Wir haben auch eine Mädchenmannschaft.“
Nicht nur er hofft, dass sich das Angebot des SSV Elspe herumsprechen wird bei den ukrainischen Flüchtlingen. Jens Dommes, dessen Sohn Max beim SSV in der B-Jugend spielt, meint, die 540 Flüchtlinge in Lennestadt seien untereinander sehr gut vernetzt: „Es werden sich sicherlich noch mehr Kinder melden.“
Für den Vorsitzenden der SSV-Jugendabteilung kein Problem: „Wir wären froh, ihnen in diesen schrecklichen Zeiten in ihrer Heimat ein wenig Zuversicht geben zu können.“
