Und tschüss, Molly! Mitfahr-App für Lennestadt wird eingestellt

ZWS ändert Beschlussvorlage


  • Lennestadt, 19.09.2022
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  • Von Kerstin Sauer
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Da war Molly noch optimistisch: Vor genau einem Jahr ging die Mitfahr-App an den Start. Jetzt soll das mit 955.000 Euro geförderte Projekt eingestellt werden. von privat
Da war Molly noch optimistisch: Vor genau einem Jahr ging die Mitfahr-App an den Start. Jetzt soll das mit 955.000 Euro geförderte Projekt eingestellt werden. © privat

Lennestadt. Das Pilotprojekt „Mitfahr-App für Lennestadt“, kurz Molly, wird eingestellt. So sieht es zumindest die Beschlussvorlage vor, die am Dienstag, 20. September, in der Verbandsversammlung des ZWS (Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd) diskutiert wird.


Seit Monaten hagelte es Kritik: Die Mitfahr-App, die vor fast genau einem Jahr in Altenhundem an den Start ging, entwickelte sich zu einem Flop. Ziel von Molly war es, über eine kostenlose App private Fahrten für Mitfahrten anzubieten – und zwar anfangs nur innerhalb von Altenhundem. Bürger, die hier unterwegs waren, sollten sich bei Molly registrieren und anmelden, um entweder eine Mitfahrgelegenheit anzubieten oder ein Mitfahrgesuch zu stellen.

Keine Erfolge erzielt

Erstes Ergebnis nach fünf Monaten: Nicht eine Fahrt war zustande gekommen. Daraufhin wurde Molly 2.0 aufgelegt – in einer vereinfachten Form, wie die Initiatoren betonten. Im August wurde der Radius ausgeweitet, Molly sollte nun in ganz Lennestadt nutzbar sein. Und noch in der vergangenen Woche hieß es, dass der ZWS weiterhin an Molly festhalten wolle (LokalPlus berichtete) – trotz immer lauter werdender Kritik von allen Seiten, aus der Politik wie aus der Bürgerschaft.

Im Kreuzfeuer standen vor allem die immensen Kosten des Projektes: Das Gesamtbudget beläuft sich auf 950.000 Euro, davon wurden bereits 611.000 Euro ausgegeben. 339.000 Euro sind noch übrig.

Die Mitfahr-App Molly konnte in Lennestadt keine Anhänger finden. von Nils Dinkel
Die Mitfahr-App Molly konnte in Lennestadt keine Anhänger finden. © Nils Dinkel

Jetzt kommt die Kehrtwende: Die ursprüngliche Beschlussvorlage der Verbandsversammlung zum Thema Molly wurde geändert. Und heißt jetzt im Wortlaut: „Der Einwohneranregung zur sofortigen Einstellung des Pilotprojektes Molly „Mitfahr-App für Lennestadt“ wird stattgegeben.“

Gleichzeitig hatte sich auch die Stadt Lennestadt mit einer Mail vom 16. September gegen die Fortsetzung des Projektes ausgesprochen. Auf Anfrage von LokalPlus erklärt Bürgermeister Tobias Puspas die Hintergründe: „Die Diskussionen rund um Molly sind an einem Punkt angekommen, an dem ich keinen positiven Ausgang des Modellversuchs mehr erwarte.“

„Die Menschen lehnen diese Art des Mitreisens ab“

Ziel sei gewesen zu klären, ob derartige digitale Methoden helfen könnten, den Nahverkehr im ländlichen Raum zu ergänzen. Und das Ergebnis liege vor: „Die Menschen lehnen diese Art des Mitreisens ab.“

Viele Bürger und Organisationen hätten ihn kontaktiert und sich für ein Ende von Molly ausgesprochen. Puspas: „Ich sehe die Gefahr, dass das Weiterführen des Versuchs mehr Schaden anrichtet als ein Erfolg auch nur ansatzweise wieder gutmachen könnte.“

„Fortsetzung macht keinen Sinn“

Der ZWS lenkt ein: Die Kritik sei insofern berechtigt, als nach der Entwicklung und Platzierung von Molly bisher alle Bestrebungen nicht zum gewünschten Erfolg geführt hätten – Mitfahrten sind also bisher immer noch nicht zustande gekommen. Da nun auch die Stadt nicht mehr als Kooperationspartner zur Verfügung stehen möchte, „macht eine Fortsetzung keinen Sinn“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Doch was ist mit dem Geld, das bereits geflossen ist? Darüber hat sich der ZWS informiert: Die bisher entstandenen Kosten „werden mit 75 Prozent im Schlussverwendungsnachweis weiterhin gefördert. Bereits ausgezahlte Fördermittel, die zum Zeitpunkt eines Projektabbruchs noch nicht verausgabt werden konnten, sind zurückzuzahlen.“

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