Warum Francesca Laufer gerne an die Sommer ihrer Kindheit denkt

Besondere Beziehung zur Ukraine


  • Lennestadt, 26.06.2022
  • Ukraine , Verschiedenes
  • Von Julia Jänisch
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Franziska Laufer hat ukrainische, deutsche und russische Wurzeln. von Julia Jänisch
Franziska Laufer hat ukrainische, deutsche und russische Wurzeln. © Julia Jänisch

Grevenbrück. Francesca Laufer hat deutsche, russische und ukrainische Wurzeln und eine hohe Verbundenheit zur Region Kiew. Die 19-jährige Auszubildende verbrachte dort seit ihrer frühesten Kindheit jeden Sommer. Nun rechnet sie nicht mehr damit, dorthin zurückkehren zu können.


Francesca Laufer aus Grevenbrück ist in drei Kulturkreisen ausgewachsen: deutsch, russisch und ukrainisch. Ihr Vater kommt ursprünglich aus der Ukraine, während ihre Mutter deutsche und russische Wurzeln hat. Für die 19-jährige ist dies bis heute eine immense Bereicherung: sie lernte von klein auf Deutsch und Russisch und wuchs mit Gerichten, Musik und Traditionen aus verschiedenen Welten auf.

Paradiesische Erinnerungen

Francesca ist stolz auf ihre Wurzeln. Besonders zur Ukraine hat sie eine besondere Beziehung. Für sie sind die Erinnerungen an dieses Land paradiesisch. Seit dem Kindergartenalter fuhr sie jedes Jahr während den gesamten Sommerferien zusammen mit ihrem Bruder und ihren Eltern in ein Dorf in der Nähe von Kiew. In dem kleinen Ort kamen für mehrere Wochen ein Großteil ihrer Familie und viele Freunde zusammen.

Während dieser Sommer lernte Francesca Ukrainisch und freute sich jedes Jahr am Ende der Ferien, im nächsten Jahr wieder zurückzukehren. Das letzte Mal war sie 2018 dort – dann kamen das Fachabi und Corona, nun der Krieg. Sie rechnet erst einmal nicht damit, dorthin zurückkehren zu können. Ein Teil ihrer Kindheit ging so durch externe Ereignisse abrupt zu ende, ohne, dass sie sich richtig verabschieden konnte.

Kriegsbeginn war ein Schock

Am 24. Februar – dem Tag des Kriegsbeginns – hat sie sofort am Vormittag zig Nachrichten an ihre Freunde in der Ukraine geschickt, die zum Glück alle antworteten. Sie schickten ihr auch Videos von den Bombeneinschlägen, dem Lärm und den grellen Lichtern sowie von russischen Soldaten in Gewinneruniformen. Für Francesca ein Schock. Nach und nach kamen immer mehr Verwandte von ihr ins Sauerland, um Zuflucht zu finden.

An ihrem Geburtstag im März überraschten sie viele Verwandte – für Francesca war es einerseits schön, andererseits aber auch traurig, alle unter diesen Umständen wiederzusehen. Inzwischen ist sogar ihr Opa nach Deutschland gekommen. Zum Glück hatte er noch rechtzeitig sein Ferienhaus in der Nähe von Kiew verlassen, das inzwischen zerstört ist. Das ukrainische Dorf, das ihre Kindheit prägte, blieb bisher verschont. Das Nachbardorf jedoch ist verwüstet und geplündert worden.

Keine Belastung für Freundschaften

Hier in Deutschland hat Francesca Freunde unter anderem mit russischer, kasachischer und ukrainischer Abstammung. Der Krieg stellt für die Freundschaften keine Belastung dar. Francesca versucht nach vorne zu schauen. Bald schließt sie das erste Jahr ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau ab. Die Arbeit macht ihr großen Spaß.

Ihr Ziel ist es, nach ihrer Ausbildung im Krankenhaus zu arbeiten. Neben ihrer Arbeit wird sie inzwischen manchmal als Übersetzerin in der Klinik gebraucht. Sie freut sich, dadurch helfen zu können und wünscht sich, vielleicht doch irgendwann an den Ort der Sommer ihrer Kindheit zurückkehren zu können.

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