Hotel- und Gaststättenbranche klagt: „Wir haben keine Öffnungsperspektive“

Enttäuschung und Frust nach Bund-Länder-Gipfel


Topnews
Bernhard Schwermer ist DEHOGA-Kreisvorsitzender. von Nils Dinkel
Bernhard Schwermer ist DEHOGA-Kreisvorsitzender. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Die Hotel- und Gaststättenbranche hätte sich vom Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch, 3. März, Öffnungsperspektiven erhofft. „Ich bin müde, gelähmt, ermattet und fassungslos“, fasst Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Westfalen seine Emotionen am Tag nach dem Gipfel zusammen.


Auch Bernhard Schwermer, der DEHOGA-Kreisvorsitzender ist, hatte sich diese gewünscht - und ist angesichts der Beschlüsse ernüchtert: „Ich verstehe die Politik. Die wissen die Entwicklungen selbst nicht. Aber wir haben keine Öffnungsperspektive, nichts“, bedauert der Hotelier.

Unmut in Bevölkerung

Begrüßt hätte er mehr regionale Regelungen. In Kirchhundem liege die 7-Tage-Inzidenz beispielsweise unter 35. „Das würde natürlich auch wieder Leute aus Gebieten mit höheren Inzidenzen anlocken“, gesteht Bernhard Schwermer ein. So wie Schwermer geht es vielen im Hotel- und Gaststättengewerbe: "Die Kollegen waren heute Morgen herbe enttäuscht. Jeder sieht zu, sich irgendwie über Wasser zu halten“, so der Kreisvorsitzende im Gespräch mit LokalPlus.

Aber nicht nur bei den Gastronomen, sondern auch in der Bevölkerung werde der Unmut größer, da viele Regelungen nicht nachvollziehbar seien, pflichtet Lars Martin bei. Als Beispiel nennt er die Regelung, dass körpernahe Dienstleistungen öffnen dürfen und Zoos nicht.

Branche wird gebremst

Es gebe in der Branche saisonal immer Zeiten, wo es nicht laufe. „Aber diese Perspektiv- und Machtlosigkeit macht uns so ein bisschen fertig“, betont der Hotelier aus Heinsberg. Staatliche Hilfen seien schön, aber nicht Sinn und Zweck. „Es ist wie bei einem Ferrari mit einem Ziegelstein auf der Bremse. Du willst Gas geben, kannst aber nicht“, sagt Schwermer. „Unser Job ist momentan nicht vergnügungssteuerpflichtig!“

Die Öffnung der Außengastronomie bei einer Inzidenz unter 50 beziehungsweise mit tagesaktuellem Schnell-/Selbsttest und vorheriger Anmeldung bei einer Inzidenz von 50 bis 100, sieht Lars Martin äußerst kritisch und verweist auf den Aufwand sowie die Kosten: „Wer öffnet dafür seinen Betrieb? Der Koch erhält das gleiche Geld, egal ob er drei oder 50 Schnitzel brät.“

Lars Martin vom DEHOGA Westfalen von privat
Lars Martin vom DEHOGA Westfalen © privat

Von ausschließlicher Außengastronomie hält Bernhard Schwermer nicht viel. Gerade in Höhenlagen im Kreis Olpe bleibe es häufig lange kalt. „Da kannst du im März an einer Hand abzählen, an wie vielen Tagen du öffnen könntest“, so Schwermer. Eine Perspektive, die Schwermer begrüßt, ist die Öffnung der Gastronomie für vorangemeldete Gäste. „Da wäre uns schon viel geholfen!“ Das es zeitnah wieder zu spontanen Restaurantbesuchen kommen wird, glaubt er nicht. Er wollte momentan jedoch nicht in der Haut der Entscheidungsträger stecken.

Er wünscht sich für die Branche Planbarkeit, was Öffnungen angeht. „Wir brauchen mindestens zehn Tage Vorlauf. Wir müssen einkaufen, neue Speisekarten entwickeln, die Lieferanten beauftragen und die Mitarbeiter zurückholen!“

„Betriebe wollen öffnen“

Auf Nachfrage, ob sich im Kreis Olpe ein Gastronomie-Sterben anbahne, sagte Lars Martin: „Ich bin erstaunt, dass wir noch nicht mehr Betriebsschließungen haben, wobei ich mir vorstellen kann, dass mancher nicht wieder aufmacht. Einige haben ihre Altersvorsorge aufgelöst und ihre Immobilien beliehen. Entweder bekommen die Politiker es jetzt irgendwie hin, sonst ist bei manchen alles weg und wir erleben ein sukzessives, tröpfelndes Sterben der Betriebe.“

„Die Betreiber wollen ja aufmachen. Viele sind Gastgeber mit Leib und Seele, das wird ihnen einfach genommen“, so Lars Martin.

Artikel teilen: