„Nicht aus den Augen verlieren, was die Leute noch mitzugehen bereit sind“

CDU-MdL Jochen Ritter zur Corona-Lage


  • Kreis Olpe, 03.03.2021
  • Corona
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Der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Ritter aus Olpe.  von privat
Der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Ritter aus Olpe. © privat

Kreis Olpe. Die Menschen im Kreis Olpe haben die Corona-Einschränkungen bisher in großer Mehrheit mitgetragen und akzeptiert. Inzwischen ist eine gewisse Lockdown-Müdigkeit spürbar und die Menschen erhoffen sich von der Politik Perspektiven und Öffnungsschritte. Dazu hat LokalPlus vor der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch, 3. März, die heimischen Abgeordneten befragt – hier Jochen Ritter, Landtagsabgeordneter der CDU.


Besonders Gastronomie, Einzelhandel und Kulturbranche ächzen unter dem langen Lockdown. Welche Öffnungsperspektiven sehen Sie für diese Branchen?

Um schrittweise mehr möglich zu machen, wollen wir weg von pauschalen Reduzierungen von Kontakten hin zu deren intelligenter Steuerung, beispielsweise mit Hilfe von Schnell- und Selbsttests, Apps zur Nachverfolgung usw.

Kommunalpolitiker, Werbegemeinschaften und Verbände warnen vor dem Sterben der Innenstädte durch den Lockdown. Für wie begründet halten Sie diese Sorge?

Ich nehme die Sorgen sehr ernst und auch mit in die Diskussionen im Landtag. Das Land unterstützt die Kommunen dabei, dass die Zentren nicht „vor die Hunde“ gehen, zum Beispiel mit einem 70 Millionen Euro „schweren“ Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte, von dem kürzlich auch 90.000 Euro an die Stadt Lennestadt geflossen sind.

Die Akzeptanz für die Corona-Einschränkungen schwindet langsam. Die Menschen wünschen sich einen Weg zurück zu mehr Normalität. Können Sie das nachvollziehen?

Selbstverständlich. Wenn man den Kampf gegen die Pandemie erfolgreich gestalten will, darf man nicht aus den Augen verlieren, was die Leute noch mitzugehen bereit sind und was nicht. Ich hoffe, dass die vorsichtigen Lockerungen etwa hinsichtlich Gartencentern nicht nur dazu beitragen, dass diese Branche weniger rote Zahlen schreibt, sondern dass auch deren Kunden etwas mehr Freude am Leben bekommen.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Ritter und Landtagspräsident André Kuper (links). von privat
Der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Ritter und Landtagspräsident André Kuper (links). © privat

Befürworten Sie Lockerungen ab März oder April? Falls ja, in welcher Reihenfolge?

Ich halte es für vernünftig, am Mittwoch für den Monat März erste Lockerungen konkret zu benennen und die nächsten Schritte inklusive Zeitfaktor zumindest schon so zu beschreiben, dass sich die Gesellschaft darauf einstellen kann.

Besonders Familien sind durch lange Kita-Schließungen und Homeschooling extrem belastet; Kinder vereinsamen zunehmend. Was ist zu tun?

Der Betrieb von Kitas und Schulen hatte für die Landesregierung immer Priorität, wenn es darum geht, was wann wieder möglich ist, und hat es auch weiterhin. Je kleiner die Kinder, desto mehr müssen wir dafür tun, dass sie wieder Möglichkeiten bekommen, zueinander zu finden. Dazu gehört auch, dass wir die Erzieherinnen und Erzieher, die ja richtigerweise nun früher geimpft werden als ursprünglich vorgesehen, in die Lage versetzen, das zu begleiten.

Im vergangenen Jahr hatten Vereine und Festveranstalter schnell Klarheit, weil Großveranstaltungen frühzeitig verboten wurden. Diese Planungssicherheit gibt es derzeit nicht, was für viele Organisatoren problematisch ist. Warum gibt es hier keine langfristige Linie?

Es ist rechtlich nicht einfach möglich, dafür Regelungen auf lange Sicht zu treffen, weil Gerichte an die Dauer von Prognosen, die dem zugrunde zu legen sind, gewisse Anforderungen stellen. Gleichwohl habe ich das Thema aktuell - genau wie im vergangenen Frühjahr – in Düsseldorf erneut aufgerufen, damit insbesondere das Ehrenamt eine Aussage bekommt und gewerbliche Veranstalter wissen, ob und gegebenenfalls wie sie die Saison planen können.


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