Öffentlicher Bücherschrank am Alten Bahnhof bietet Lesestoff für jedermann

Förderung aus Heimatscheck-Programm des Landes


  • Drolshagen, 11.04.2021
  • Kultur
  • Von Rüdiger Kahlke
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Waltraud Heinrichs hatte die Idee, einen öffentlichen Bücherschrank in Hützemert einzurichten. Rolf Bicker und Martin Willmes konstruierten das Wellblechhäuschen. von Rüdiger Kahlke
Waltraud Heinrichs hatte die Idee, einen öffentlichen Bücherschrank in Hützemert einzurichten. Rolf Bicker und Martin Willmes konstruierten das Wellblechhäuschen. © Rüdiger Kahlke

Drolshagen. Fünf Bände von „Das magische Baumhaus“ neben „Lauter lustige Lachgeschichten“ stehen auf dem unteren Regalbrett - In Sicht- und Griffhöhe der Kinder. „Be happy, be fifty“, „Töchter der Sünde“ oder Dora Heldts „Kein Wort zu Papa“ reihen sich auf den Brettern darüber. Literatur auf rund fünf Metern Länge. Der öffentliche Bücherschrank in Hützemert bietet Lesestoff für jeden Geschmack.


Und viele nutzen das neue Angebot. Die Regale am Radweg waren schnell voll. Die Idee hatte Waltraud Heinrichs schon auf der Jahreshauptversammlung vor zwei Jahren vorgestellt. „Es fehlte eine Idee für die Umsetzung“, sagt Sascha Koch, Vorsitzender des Dorfvereins, der die neue Einrichtung am Freitag, 9. April, vorstellte.

Schließlich kristallisierte sich eine Wellblechhütte heraus, ähnlich dem Bauwerk, dass vor mehr als 100 Jahren ein kleines Stellwerk beherbergte. Solche Unterstände waren einst an Bahnanlagen üblich. Sie dienten als Stellwerk, Lager für Bahnmaterial oder schützten Fernmeldeeinrichtungen vor Wind und Wetter zu schützen. Das passte zum Alten Bahnhof und seiner Umgebung. Diese Blechbuden waren vor Jahrzehnten so etwas wie die heutigen Standardcontainer, erinnerte Koch an die Bahnrelikte.

Hohes Maß an Eigenleistung

Mit einem Heimatscheck aus dem Förderprogramm des Landes konnte auch die Finanzierung sichergestellt und somit die Materialkosten von 2.000 Euro gedeckt werden. Der Rest: Eigenleistung. „Typisch für Hützemert“, wie Koch anmerkte. Rolf Bicker und Martin Willmes hatten sich alte Fotos besorgt und die Optik der alten Bauten für den neuen Unterstand aufgegriffen. Im Herbst vorigen Jahres erfolgten die Erdarbeiten, im Winter entstand das Gestell. Im März, zum Auftakt der Freilustsaison, konnte der Bücherschrank mit Lade- und Reparaturstation für Fahrräder in Betrieb genommen werden.

Die Fahrrad-Station am Alten Bahnhof von Rüdiger Kahlke
Die Fahrrad-Station am Alten Bahnhof © Rüdiger Kahlke

Auf der Rückseite war Platz für den öffentlichen Bücherschrank, wie es sie in Drolshagen und Frenkhausen schon gibt. Die zunächst angedachten Telefonzellen waren zu teuer und schieden damit aus. Die „Bücherei“ ist rund um die Uhr geöffnet. Jeder kann kostenlos Bücher entnehmen oder ein Buch, das bereits gelesen wurde, dort einstellen und so für andere zugänglich machen.

Getränkeautomat als nächstes Projekt

Waltraud Heinrichs hat ein Auge auf die Einrichtung, achtet darauf, dass Ordnung in den Regalen herrscht. Innerhalb von 14 Tagen sei das Bücherregal gefüllt gewesen. Sie beobachtet „reges Leben“ an der Bücherstation und hofft mit ihren Mitstreiterinnen, „dass Kinder wieder das Lesen entdecken und sehen, wie ein Buch aussieht.“ - Sicher eine Alternative zum Distanzlernen mit Computer.

Auch erste Radler haben die Station bereits genutzt, um Strom zu tanken, den Sattel zu verstellen oder Luft zu pumpen. Sascha Koch hat schon neue Pläne: ein Getränkeautomat soll her, damit sich Radler auch dann erfrischen können, wenn der Biergarten am Bahnhof geschlossen hat.

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