„Menschen glaubten fest an die Existenz von Hexen und Zauberern“

Buch gibt Einblick in dunkles Kapitel der Heimatgeschichte


Bei der Buchvorstellung (von links): Bürgermeister Andreas Reinéry, Autor Martin Vormberg, Roswitha Kirsch-Stracke vom Kreisheimatbund, Kreisarchivar Jörg Endris Behrendt und Landrat Frank Beckehoff. von Sigrid Mynar
Bei der Buchvorstellung (von links): Bürgermeister Andreas Reinéry, Autor Martin Vormberg, Roswitha Kirsch-Stracke vom Kreisheimatbund, Kreisarchivar Jörg Endris Behrendt und Landrat Frank Beckehoff. © Sigrid Mynar

Kreis Olpe. Teufelstanz und Hexenzauber sind Schlagworte eines der dunkelsten Kapitel heimischer Geschichte. Beleuchtet wird dies im Buch „Die Zaubereiprozesse des kurkölnischen Gerichts Bilstein, 1629 – 1630“, das am Freitag, 6. März, im Olper Kreishaus vorgestellt wurde. Autor ist Martin Vormberg, Archivar der Gemeinde Kirchhundem.


Hintergründe und Einflüsse des Hexenwahns sowie die Protokolle der Zaubereiprozesse werden auf 432 Seiten geschildert. Ein „Verzeichnis von wegen derer ihm ambt Bilstein hingerichteten personen geforderten uncosten“ nennt sogar Namen und Wohnorte der Verurteilten und was deren Prozess und Hinrichtung gekostet hat.
Tiefe Einblicke ins Alltagsleben
Zwar sei der Untersuchungszeitraum auf zwei Jahre begrenzt, so Martin Vormberg, aber dies sei die Hochzeit der hier geführten Prozesse gewesen. „Die wörtliche Wiedergabe der Zeugenaussagen auf über 200 Seiten gibt zudem tiefe Einblicke in das Alltagsleben jener Zeit, in Lebens- und Essgewohnheiten und die medizinische Versorgung“.

Sein Interesse an den Zaubereiprozessen sei beim Studium des Vasbach-Archivs geweckt worden, berichtete Vormberg: „Die Familie Vasbach stellte über Generationen Richter und Gerichtsschreiber. Das Archiv war dadurch eine sehr wertvolle Quelle für die Erforschung.“ Für akribisches Korrekturlesen und weiterführende Anregungen bedanke er sich bei Kreisarchivar Jörg Endris Behrendt.
Mit Klischees aufgeräumt
Landrat Frank Beckehoff lobte die umfassende Arbeit, die der Autor in acht Jahren sukzessiver Recherche  geleistet habe.  Roswitha Kirsch-Stracke, Vorsitzende des Kreisheimatbundes, stellte heraus, dass Vormberg mit einigen Klischees aufgeräumt habe. So werde deutlich, dass im Gerichtsbezirk Bilstein Menschen aller Gesellschaftsschichten der Zauberei beschuldigt wurden, Männer und Frauen fast gleichermaßen.

Martin Vormberg führte aus, dass magisches Denken im Volksglauben tief verankert gewesen sei. „Die Menschen glaubten fest an die Existenz von Hexen und Zauberern.“ Auch die damalige Rechtsprechung und Gesetzgebung müsse vor diesem Hintergrund gesehen werden.
 von Sigrid Mynar
© Sigrid Mynar
Die Furcht vor schwarzer Magie wirkte sich unmittelbar auf das Zusammenleben der Gesellschaft. Spekulationen und üble Nachrede waren die Folge. „Ganz ähnlich, wie heute die Fake-News“ bemerkte Kirchhundems Bürgermeister Andreas Reinéry. Er zeigte sich stolz, dass der Archivar seiner Gemeinde ein so exzellent recherchiertes Buch verfasst habe.

Als kuriosen Nebeneffekt seiner Studien gab Martin Vormberg preis, dass auch aus seiner Ahnenlinie Täter wie Opfer in den Prozessakten nachzulesen seien.
Infos in Kürze
  • Buchtitel: Die Zaubereiprozesse des kurkölnischen Gerichts Bilstein
  • Autor: Martin Vormberg
  • erschienen in: Schriftenreihe des Kreises Olpe, Band 38
  • Bezugsquelle: Kreis Olpe und Buchhandel
  • ISSN-Nr.: 0177-8153
  • Preis: 20 Euro
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