Gemeinde Wenden sagt die Kärmetze zum zweiten Mal in Folge ab

Wieder keine „Wendschen Feiertage“


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Bei der Wendener Kirmes 2019 war die Welt noch in Ordnung. Nun ist klar: Der Rummel um das Rathaus fällt auch 2021 aus. von Nils Dinkel
Bei der Wendener Kirmes 2019 war die Welt noch in Ordnung. Nun ist klar: Der Rummel um das Rathaus fällt auch 2021 aus. © Nils Dinkel

Wenden. Es ist amtlich: Die „Wendsche Kärmetze“ ist erneut abgesagt. Das größte Volksfest in Südwestfalen, das seit 1752 im Sauerland stattfindet und das nur in schlimmen Kriegszeiten abgesagt werden musste, fällt im 21. Jahrhundert nun schon zum zweiten Mal aus.


Die Begründung kennt jeder: Das Coronavirus, das seit März 2020 das kulturelle und gesellschaftliche Leben sowie jede Großveranstaltung nicht nur in Deutschland zunichte gemacht hat.

„Mir blutet das Kirmes-Herz“, sagt Wendens Bürgermeister Bernd Clemens, „da ich selbst Kirmeskind und mit dem Duft von Zuckerwatte, Gewürzgerüchen und dem Gefühl des Mittendrinseins im Kirmesleben aufgewachsen bin.“

Aufgrund der sich immer wieder verändernden Situation, der neu auftretenden Virus-Mutationen und der bis August wahrscheinlich nicht herzustellenden Herdenimmunität bezüglich des Impffortschritts könne es leider zu keiner anderen Entscheidung kommen, so die Gemeinde Wenden.

Kein Impfstoff für Kinder und Jugendliche

„Kinder und Jugendliche, die sich bei der Wendschen Kärmetze immer wunderbar austoben, sind die wahrscheinlich wirklich besonderen vulnerablen Gruppen, da es bislang keinen sicheren Impfstoff für sie gibt“, so Clemens. Und weiter: „Denn im Gegensatz zu den vielen bis in den Spätherbst geimpften Erwachsenen kann es sein, dass Kinder nach wie vor ungeschützt sind. Und diese Verantwortung will die Gemeinde schlichtweg nicht übernehmen!“

Archivfoto: Die Wensche Kärmetze fällt auch im Jahr 2021 aus. von Nils Dinkel
Archivfoto: Die Wensche Kärmetze fällt auch im Jahr 2021 aus. © Nils Dinkel

Da es außerdem deutschlandweit bislang kein wirklich funktionierendes Konzept gebe, wie bei Großveranstaltungen Besucherströme in nicht eingezäunten Gebieten und ohne PCR-Test geleitet und etwa Getränkerondells und der Pandemie-Situation entsprechenden Spülmöglichkeiten eingesetzt werden könnten, seien Großveranstaltungen wie die „Kärmetze“ derzeit und mindestens bis zum Herbst hin immer noch nicht plan- und umsetzbar.

„Berufsverbot“ für Schausteller

Die Absage der Wendschen Kärmetze bedauern auch die Schausteller, die seit März 2020 quasi unter einem Berufsverbot leiden. Keine rasenden Karussells und rotierenden Riesenräder, keine Schießbuden, Auto Scooter und Geisterbahnen. „Es macht mich sprachlos, dass uns nun schon im zweiten Jahr fast jegliche Arbeitsgrundlage genommen wird“, so Patrick Arens, Vizepräsident im Bund Deutscher Schausteller.

Archivfoto: Die zahlreichen Schausteller sind gebeutelt: Seit einem Jahr herrscht für sie quasi „Berufsverbot“. von Nils Dinkel
Archivfoto: Die zahlreichen Schausteller sind gebeutelt: Seit einem Jahr herrscht für sie quasi „Berufsverbot“. © Nils Dinkel

Und weiter: „Die Kärmetze ist für uns eine Leuchtturmveranstaltung im alljährlichen Kirmes- und Volksfestgeschehen. Zahllose Freundschaften sind über die Jahre entstanden und Wenden ist für viele Schausteller und Marktbeschicker zu einer zweiten Heimat geworden.“

Die Absage schmerze sehr, sei aber unter den gegebenen Umständen unvermeidbar. Nun bleibe die Hoffnung, 2022 gesund und munter die 270. Kärmetze zusammen zu feiern können.

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