Attendorner Sozialdemokraten feiern 125-jähriges Jubiläum

SPD-Flagge am Heiderbaum gehisst


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Kurz vorm Hissen der Flagge: (von links) Bürgermeister Christian Pospischil, Stadtverbandsvorsitzender Wolfgang Langenohl, Walter Sinzig (stellv. Vorsitzender Ortsverein), Fraktionsvorsitzender Uli Bock und die Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari. von Adam Fox
Kurz vorm Hissen der Flagge: (von links) Bürgermeister Christian Pospischil, Stadtverbandsvorsitzender Wolfgang Langenohl, Walter Sinzig (stellv. Vorsitzender Ortsverein), Fraktionsvorsitzender Uli Bock und die Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari. © Adam Fox

Attendorn. Zahlreiche SPD-Mitglieder und Gäste hatten sich am Sonntagmittag, 6. Juni, am Heiderbaum versammelt, um auf 125 Jahre Sozialdemokratie in der Hansestadt zurückzuschauen. In einer Andacht, die von Dechant Andreas Neuser und Superintendent Dr. Christof Grote zelebriert wurde, richtete man den Blick auf alle Höhen und Tiefen, die es seit dem 6. Juni 1896 gab.


An jenem Tag wurde die Attendorner SPD gegründet. Nicht etwa in einer Gaststätte oder einem Wirtshaus, wie es damals bei Vereins- oder Parteigründungen üblich war, sondern am Heiderbaum. Dieses Ausweichquartier, nur einen Steinwurf vom Impfzentrum entfernt, hatte man damals nehmen müssen. Denn zahlreiche örtliche Akteure verhinderten, dass den Sozialdemokraten ein Veranstaltungssaal zur Verfügung gestellt wurde.

Viele Sozialdemokraten, aber auch Vertreter anderer Fraktionen, kamen zum Jubiläum am Heiderbaum. von Adam Fox
Viele Sozialdemokraten, aber auch Vertreter anderer Fraktionen, kamen zum Jubiläum am Heiderbaum. © Adam Fox

Viele Jahre zogen ins Land, doch das Dasein der Sozialdemokraten, sowohl in Attendorn als auch in Deutschland, wurde nicht leichter. Zwei Weltkriege und ein durch die NSDAP beschlossenes SPD-Parteiverbot von 1933 bis 1945 stellten die Tiefpunkte der Sozialdemokraten dar.

„Wehret den Anfängen!“

Auch deshalb stellte Stadtverbandsvorsitzender Wolfgang Langenohl in seiner Laudatio die Frage, wie viel Leid Deutschland, Europa, und der ganzen Welt erspart geblieben wäre, wenn sich 1933 nicht nur sehr wenige Menschen den Nazis entgegengestellt hätten. Langenohl machte deutlich, dass man die Vergangenheit nicht vergessen dürfe. Er appellierte: „Wehret den Anfängen. Nie wieder Hass und Hetze!“

Wolfgang Langenohl sprach in seiner Laudatio über die bewegte Geschichte der Attendorner SPD. von Adam Fox
Wolfgang Langenohl sprach in seiner Laudatio über die bewegte Geschichte der Attendorner SPD. © Adam Fox

Nach dem Krieg habe die SPD ihre Aufgaben erfüllt. Dazu gehörten die Einführung des Frauenwahlrechts, Schaffung sozialer Gerechtigkeit sowie die Aussöhnungspolitik mit Europa. Trotz der derzeitigen Schwächephase ist Wolfgang Langenohl überzeugt, dass die SPD auch im 21. Jahrhundert gebraucht wird und eine gute Zukunft haben kann. Sie habe wesentlichen Anteil an der Erfolgsgeschichte der Stadt Attendorn sowie der Dörfer und werde auch weiterhin mit Herz, Kraft und Mut für die Attendorner Bürger eintreten.

Vertreter der Kirchen loben SPD

Im Anschluss an die Laudatio fand die Andacht statt. Dechant Andreas Neuser verglich die Attendorner SPD mit einem Fluss. Obwohl dieser immer größer werde, je weiter er sich von der Quelle entferne, so sei nach wie vor Quellwasser im Fluss. Man müsse sich immer die Kraft der Quelle bewusst machen.

Superintendent Dr. Christof Grote machte in seiner Ansprache deutlich, dass die Gründung der SPD mit großen Hoffnungen verbunden gewesen sei. Die Partei habe sich, obwohl sie im katholischen Sauerland für viele als Anlaufstelle von Anti-Christen galt, für die Belange der Arbeiter eingesetzt und verkrustete Strukturen aufgebrochen.

Sozialdemokraten bieten Attendorner Priester Paroli

Auch Hartmut Hosenfeld, Gründer der Imitative „Jüdisch in Attendorn“, lobte die Attendorner Sozialdemokraten für ihre Courage. In den 1980er-Jahren habe ein katholischer Priester die SPD-Mitglieder in einem Pfarrbrief als „Ungläubige“ bezeichnet. Alfons Stumpf, langjähriger Attendorner Bürgermeister, sowie Sozialdemokrat Jürgen Meise ließen sich dies nicht gefallen und verteilten im Vorfeld einer Messe einen Gegen-Pfarrbrief.

Dr. Christof Grote, Hartmut Hosenfeld und Andreas Neuser (von links) lobten die Attendorner SPD für ihr Engangment und ihre Courage. von Adam Fox
Dr. Christof Grote, Hartmut Hosenfeld und Andreas Neuser (von links) lobten die Attendorner SPD für ihr Engangment und ihre Courage. © Adam Fox

Nach der Andacht wurde am Heiderbaum die SPD-Jubiläumsflagge gehisst. Im Anschluss gingen im kleinen Rahmen die Feierlichkeiten in die zweite Runde. In der Stadthalle würdigten der Vorsitzende der NRW-SPD, Thomas Kutschaty, sowie die heimische Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari, das Bestehen des Attendorner Ortsvereins, welcher nicht nur der älteste im Kreis Olpe, sondern auch im kurkölnischen Sauerland ist.

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