Laumann im Gespräch mit Gastronomen: Angst vor dem Winter

NRW-Gesundheitsminister will Weihnachtsmärkte ermöglichen


Topnews
Die heimischen Gastronomen kamen mit Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister, ins Gespräch. von Rüdiger Kahlke
Die heimischen Gastronomen kamen mit Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister, ins Gespräch. © Rüdiger Kahlke

Drolshagen. Angst vor dem Winter. Die beschäftigt die Gastronomen in Drolshagen. Das wurde beim Gespräch mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Montagabend, 7. September, deutlich. Auf Initiative des CDU-Stadtverbandes Drolshagen tauschten sich die Gastronomen, eine der von der Pandemie am stärksten betroffenen Branchen, im Vereinshaus Iseringhausen mit dem Minister aus.


Das war für die CDU ein Grund, den Minister einzuladen. Florian Müller, Sprecher der Union, machte deutlich, dass es nicht nur um die Existenzen der vielen Familienbetriebe gehe. Gaststätten in den Dörfern seien auch ein wichtiger Teil der Infrastruktur.

Die Gastronomie-Vertreter machten deutlich, dass mit dem Lockdown im März auch bis zu 70 Prozent der Umsätze weggebrochen seien. Durch den Sommer habe man mit der Außengastronomie einen Teil der Verluste auffangen können. Die bange Frage war: Was wird im Winter, wenn der Bereich wegbricht und im Innenbereich Abstände eingehalten und Gästezahlen reduziert werden müssen?
Soforthilfen gaben Unterstützung
Dabei malten die Vertreter der Gaststätten nicht nur schwarz. Bernhard Schwermer vom Hotel- und Gaststättenverband machte deutlich, dass man sich über die Soforthilfen des Landes gefreut habe. Die Senkung der Mehrwertsteuer habe ebenfalls geholfen, müsste aber verlängert werden. Auch die Verlängerung der Kurzarbeiter-Regelung sei hilfreich, zollte er den Maßnahmen der Regierung Lob.
Besorgnis bei älteren Menschen
Inzwischen habe man gute Zuwächse im Restaurant- und Übernachtungsbereich gehabt. Aber: Familienfeiern und Veranstaltungen seien weggebrochen. Umsatzrückgänge bewegen sich zwischen einem Drittel und 70 Prozent, machten die Betriebsinhaber wie Christian Scholemann vom Gasthaus Wigger deutlich.

Winfried Christ (Backhaus-Cafe) hatte versucht, den Backbetrieb offen zu halten und die Außengastronomie ausgebaut und so teilweise deutlich höhere Gästefrequenzen erzielt.

Er hat aber auch die Erfahrung gemacht, dass gerade ältere Menschen besorgt sind und auf die Angebote eher verhalten reagieren. Ines Fischer vom Gut Kalberschnacke sah im To-Go-Geschäft während des Lockdowns nur eine Beschäftigungstherapie. Sie habe Veranstaltungen verloren und eigene Angebote wie Live-Musik streichen müssen und lebt nun, wie andere auch, „mit der Angst, was der Winter bringt.“ 
„Gastronomie kein Infektionsherd“
Laumann lobte die Gastronomie, die sich viele Gedanken gemacht habe, „wie es möglichst sicher ist.“ Es gebe viele Infektionen durch Partys, die aber nicht aus Gaststätten herrührten. Der Minister sieht daher keinen Grund, „da weitere Restriktionen zu veranlassen.“

Was den Winter angeht, fragte Laumann, ob der Einsatz von Heizpilzen eine Hilfe sein könne. In Citylagen könne das helfen, meint DeHoGa-Vertreter Schwermer. Andere, wie Ines Fischer, hatten da Zweifel oder führten Kosten ins Feld. Zudem setze sich bei zehn Grad auch niemand mehr unter einen Heizpilz.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Zu überlegen sei auch, ob man bei der Lüftungstechnik etwas machen könne, um die Auslastung zu verbessern, so Laumann. Er glaubt nicht, „dass es einen zweiten Lockdown gibt.“ Mit dem Wissen von heute hätte man auch Mitte März anders entschieden. „Wir müssen mit allen Mitteln Gesamtschließungen verhindern“, machte Laumann die Marschrichtung klar. Das Virus werde nicht verschwinden, aber man wolle möglichst viel Normalität ermöglichen, ohne den Gesundheitsschutz zu vernachlässigen.
Minister sucht Konzept für Karneval
Man müsse „immer gucken, was geht und nicht gleich sagen: Wir machen das nicht.“ Als Beispiel nannte er Weihnachtsmärkte. Sie prinzipiell abzusagen, veröde die Innenstädte und spiele Amazon in die Karten. „Wir müssen das irgendwie hinkriegen“, so Laumann.

Was immer noch fehle sei ein Konzept für Großveranstaltungen. Damit will der Minister auch Karnevalsveranstaltungen ermöglichen. „Bis Ende September wird das wohl entschieden“, sagte Laumann. Man stimme sich mit Rheinland-Pfalz ab. Gleich, welche Regelungen man treffe, es gebe drei Dinge, „an denen wir nicht rütteln können“, sagte Laumann. Das seien Abstand, Maske und Nachverfolgung.
Verantwortungsbereitschaft der Gastronomen
Florian Müller attestierte den Gastronomen viel Mühe und Verantwortungsbereitschaft, appellierte aber auch an das Verantwortungsbewusstsein der Gäste. Dazu gehört auch, bei den Kontaktdaten nicht zu schludern. „Wir müssen wissen, wer wann wo war, um die Infektionsketten zu unterbrechen“, mahnte auch Laumann an, sich an die Regeln zu halten. Die Aussicht, dass Weihnachtsmärkte eine Option sind, sollte da auch ein Motiv sein.
Artikel teilen: