Heizungsanlage am Schulzentrum „Variante ist eine der umweltschädlichsten“

Offener Brief an die Gemeinderatsmitglieder in Finnentrop


Matthias Rohr appelliert an die Ratsmitglieder, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Die kostenschonende Variante gehe zu Lasten der Umwelt. von Symbol Marla Rohrmann
Matthias Rohr appelliert an die Ratsmitglieder, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Die kostenschonende Variante gehe zu Lasten der Umwelt. © Symbol Marla Rohrmann

Finnentrop. Die LokalPlus-Redaktion hat ein offener Brief zu den Plänen der Heizungsanlage am Finnentroper Schulzentrum erreicht. Dieser richtet sich an die Mitglieder des Gemeinderates. Der Appell von Verfasser Matthias Rohr lautet, die Planungen – vor allem zum Schutz der Umwelt – noch einmal zu überdenken. Die Entscheidung zur Heizungsanlage soll in der Ratssitzung am Dienstag, 26. Mai, fallen.


„Sehr geehrte Damen und Herren,

die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt für alle von uns deutlich spürbar. Trockenheit und Hitze sind nicht nur eine starke Belastung für Wald- und Landwirtschaft, sondern auch unmittelbar für uns Menschen. Inwieweit die Effekte des Klimawandels in den nächsten Jahren zunehmen werden, hängt maßgeblich von unseren heutigen Entscheidungen ab. Klimapolitik darf nicht weiter auf spätere Jahre verschoben werden.

Der Rat der Gemeinde Finnentrop thematisiert am heutigen Dienstag, den 26. Mai 2020, die Erneuerung der zentralen Heizanlage im Schulzentrum Finnentrop. Abgestimmt wird über den Dringlichkeitsbeschluss (SV 36/2020), der die Errichtung eines Blockheizkraftwerks ergänzt durch eine Erdgas-Brennwertkesselanlage vorsieht.

Unter den im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellten Varianten ist dies eine der umweltschädlichsten. Die jährlichen CO2-Emissionen liegen bei 1.669t. Zum Vergleich: Dies entspricht etwa 900 Flügen von Frankfurt nach New York. Zusätzlich muss bei Erdgas jedoch auch der hohe Methanausstoß in der Gesamtkette von der Förderung bis zur Verbrennung einberechnet werden. Die Klimawirkung der geplanten Erdgas-Zentralheizung ist damit nochmal deutlich höher. Die Energy Watch Group schätzt den Klimaeffekt von Erdgas sogar höher ein als von Kohle und Erdöl.
Diese Entscheidung zulasten der Ökologie ist in vielerlei Hinsicht fatal:
  1. Die Anlage soll mindestens 20 Jahre in Betrieb sein. Die Entscheidung ist damit sehr weitreichend und kann nicht in zwei Jahren einfach zurückgenommen werden. 
  2. Die Entscheidungen des Gemeinderates haben immer auch Symbolcharakter. Es ist schwierig, einem Bürger oder einer Bürgerin zu erklären, warum er oder sie die Heizung von Heizöl auf Holzpellets umstellen soll, wenn die Gemeinde eine fossile Wärmeanlage plant.
  3. Die Gemeinde Finnentrop ist waldreich. Die Nutzung des regionalen Energieträgers Holz ist daher intuitiv.
  4. Die Einrichtung des Klimabündnisses wird von vielen Ratsmitgliedern unterstützt. Planung und Bau einer emissionsstarken Erdgas-Wärmeanlage macht dieses Vorhaben unglaubwürdig.
Ich bitte Sie daher, liebe Gemeinderatsmitglieder, in der Ratssitzung am heutigen Dienstag gegen den Dringlichkeitsbeschluss zur Planung und Errichtung eines Blockheizkraftwerks ergänzt durch eine Erdgas-Brennwertkesselanlage zu stimmen. Setzen Sie sich stattdessen für ein erneutes Entscheidungsverfahren ein, in welchem Sie eine klimaneutrale oder zumindest klimafreundlichere Variante ausarbeiten.
Entscheidung mit hoher Tragweite
Ein erneutes Entscheidungsverfahren führt zwar vermutlich zu Verzögerungen, diese erscheinen mir jedoch hinnehmbar. Zum einen handelt es sich durch die lange Laufzeit um eine Entscheidung mit hoher Tragweite, zum anderen ergibt sich ein großes Einsparpotential an Klimagasen.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Rohr“
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