AWO-Flüchtlingsberatungen stehen vor großen Herausforderungen

Corona und Fördermittelkürzung beeinflussen Beratung


Topnews
Flüchtlingsberaterin Martina Mura im Gespräch (Archivfoto). von AWO
Flüchtlingsberaterin Martina Mura im Gespräch (Archivfoto). © AWO

Kreis Olpe/Siegen. Laut der UN Refugee Agency waren Mitte 2020 fast 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht – das entspricht mehr als einem Prozent der Weltbevölkerung. Der Welttag der Migranten und Flüchtlinge am 17. Januar erinnert daran, dass hinter dieser erschreckend hohen Zahl Millionen Einzelschicksale stehen, zu deren ständigen Begleitern oftmals Krieg, Verfolgung, Folter und Angst gehören.


Den weltweiten Aktionstag nahmen die Flüchtlingsberatungen des AWO-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein/Olpe zum Anlass, das vergangene Jahr zu rekapitulieren und einen Ausblick in eine ungewisse Zukunft zu wagen.

Beratung digital und per Telefon

Den größten Einfluss auf die Beratungssituationen hatte in 2020 wohl ausnahmelos die Corona-Pandemie, so Matthias Hess, Abteilungsleiter der AWO-Bürgerdienste. Im Psychosozialen Zentrum (PSZ), in dem traumatisierte Geflüchtete dabei begleitet werden, ihre schweren Erlebnisse im Heimatland oder während der Flucht zu verarbeiten, habe man schnell auf digitale und telefonische Beratungsgespräche umstellen können.

Dennoch waren viele Klienten verunsichert, berichtet Martina Mura. Insgesamt konnten in 2020 949 Beratungsgespräche geführt werden, die Klienten werden durchschnittlich ca. ein Jahr lang traumapädagogisch betreut.

Symbolfotos Flüchtlinge, Migration, Integration von Pixabay.com
Symbolfotos Flüchtlinge, Migration, Integration © Pixabay.com

In der AWO-Asylverfahrensberatung und der Dezentralen Beschwerdestelle in Olpe war die Situation eine andere, da diese Angebote räumlich unmittelbar an die Zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete angeschlossen sind. „Die beiden Kollegen waren überwiegend vor Ort tätig und konnten im vergangenen Jahr 1.659 Beratungsgespräche durchführen“, so Matthias Hess. Diese Gespräche gehen oftmals über die reine Rechts- und Asylverfahrensberatung hinaus. In nahezu jedem Fall vermitteln die beiden Sozialarbeiter zwischen dem einzelnen Menschen und den zuständigen Behörden.

Große finanzielle Sorgen

So gut wie die AWO-Flüchtlingsberatungen das Corona-Jahr 2020 gemeistert haben, umso schwieriger startet für sie das neue Jahr. „Eine besondere Herausforderung für 2021 ist die Reduzierung der Personalkostenzuschüsse durch das Land NRW. Aufgrund dessen müssen wir als Träger deutlich erhöhte Eigenanteile aufbringen,“ so Jens Hunecke, stellvertretender Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes. „Die neu eingeführte Festbetragsfinanzierung ist auf ein Niveau abgesenkt worden, das erheblich unter unseren tatsächlichen Lohnkosten liegt. Wir werden die benötigten Eigenmittel nicht mehr aus eigener Kraft aufbringen können.“

Der AWO Kreisverband hat vor Kurzem auf der Plattform Betterplace.org eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, um so die Finanzierungslücke zu schließen und die Beratungsangebote für Geflüchtete weiterhin aufrechterhalten zu können.

Artikel teilen: